Kirchheim

Ab in den Süden

Konzert Ein lauer Sommerabend und heiße Rhythmen: Die Stadt- und die Jugendkapelle Kirchheim nehmen ihr Publikum vom Rollschuhplatz mit in einen lateinamerikanischen Sommer. Von Juliane Kästner

Der Kirchheimer Rollschuhplatz wird zur Bühne für die Stadt- und Jugendkapelle Kirchheim.Foto: Genio Silviani
Der Kirchheimer Rollschuhplatz wird zur Bühne für die Stadt- und Jugendkapelle Kirchheim. Foto: Genio Silviani

Als Höhepunkt und Abschluss vor der Sommerpause haben am Sonntagabend die Jugend- und die Stadtkapelle und ihr Dirigent, Stadtmusikdirektor Marc Lange, vor der Kulisse der Bastionsmauern zu einem sommerlichen Open-Air-Konzert eingeladen.

Den ersten Teil des Konzertes bestritten die 55 zumeist jugendlichen Mitglieder der Jugendkapelle. Mit Aztek Fire von Jay Bocook begannen sie ihre abwechslungsreiche musikalische Reise in Südamerika und stimmten das Publikum auf den Abend ein. Weiter ging es in den Norden des amerikanischen Doppelkontinents, wo der Komponist James Swearingen den Blue Ridge Mountains - einem Teil der Appalachen - sein Stück widmete. Stimmungsvoll verspielt beschreibt die Musik die Schönheit der Natur. Der epische Schluss des Stückes - souverän und mitreißend musiziert - ließ dem Publikum geradezu das Panorama der Berge vor Augen treten.

Mit dem nächsten Stück, Imagasy von Thiemo Kraas, wagte das Jugendorchester nach nur vier Wochen Probenzeit die Aufführung eines anspruchsvollen Werks. Beginnend mit leisen Tönen - bei den Flöten vielleicht ein paar zu vielen - entwickelte sich ein sehr abwechslungsreiches, fröhliches Stück mit einer Reihe sicher und gekonnt vorgetragener Soli. Für die Passagen, in denen die sechsköpfige Percussions-Gruppe nicht die stabile rhythmische Grundlage für das Orchester bildete, hätte man sich ein wenig mehr Entschlossenheit wünschen können. Den Abschluss des ersten Teils bildeten bekannte Melodien aus dem Musical Rocky, wobei die jungen Musiker mit dem bekannten Trompetenauftakt und präzisen Übergängen glänzen konnten.

Exotisches Englischhorn

Trommelwirbel eröffneten die Ouvertüre zu „Die Diebische Elster“ von Gioacchino Rossini und damit auch den zweiten Teil der Serenade auf dem Rollschuhplatz. Sehr schwungvoll, mit kleinen Findungsphasen in den einzelnen Instrumentengruppen und einem fulminanten Ende boten die Musiker der Stadtkapelle einen sehr gelungenen Auftakt ihrer Darbietung.

Es folgte eine Suite des zeitgenössischen spanischen Komponisten Miguel Asins Arbó „Los Madriles“. Beginnend mit Kastagnettenrhythmen und fast schon andalusischen Klängen, einer wunderbaren, exotisch anmutenden Englischhornpassage am Anfang des zweiten Satzes und vielen weiteren ausgezeichneten Solopassagen erklang ein wunderbar tänzerisches Stück mit anspruchsvollen Rhythmen.

Mit einem „Hit“ aus dem Frühjahrskonzert - „Libertadores“ von Oscar Navarro - schloss sich der Kreis am Sonntagabend. Musikalisch wieder in Lateinamerika angekommen, erklang im ersten Teil eine bunte Mischung verschiedener Klangfarben, durch die das Publikum die Regentropfen, die Vogelstimmen und Trommeln des Amazonasgebiets regelrecht hören konnte. Sogar stimmlich durften die Musiker in Erscheinung treten. Die siebenköpfige Percussions-Gruppe wurde durch die Bodypercussion der Klarinettisten und Trompeter eindrucksvoll unterstützt. Der zweite Teil des Stücks war untermalt von zunehmendem Trommelwirbel und gipfelte in einem hymnisch-dramatischen Höhepunkt mit Marschtrommeln, großer Trommel und Pauken. Mit den tanzbaren Rhythmen von Copacabana als Zugabe entließen die Musiker das Publikum in einen lauen Sommerabend.