Kirchheim

Ältere Damen stranden am Ziegelwasen

Ausfahrt Omnibus kaputt: 16 Seniorinnen vom TSV Adelberg bleiben im strömenden Regen in Kirchheim stehen.

Wo‘s sonst nach Göppingen weitergeht, war diesmal Endstation.
Wo‘s sonst nach Göppingen weitergeht, war diesmal Endstation.

Kirchheim/Adelberg. Hätten die betagten Damen vom TSV Adelberg vorher gewusst, was ihnen der Busfahrer später erzählte - vielleicht wären sie dann nicht eingestiegen. „Er sagte, dass er vor ein paar Wochen schon einmal mit dem Bus stehen geblieben ist“, berichtet Sigrid Cammerer-Dick, die den Tagesausflug der Vereins-Seniorinnen nach Kirchheim organisiert hat.

Hinterher ist man immer schlauer, doch als der Bus um 17.18 Uhr in Kirchheim startete, war die Gruppe noch guter Dinge. Das änderte sich an der ersten Haltestelle, dem Ziegelwasen: Die Türen machen Probleme. Der Busfahrer schaltet den Motor aus, will wieder starten - doch jetzt geht gar nichts mehr. Es regnet in Strömen, der Fahrer öffnet die Klappe zum Motorraum. Die Damen im Alter zwischen 60 und 80 helfen, so gut sie können. Sie assistieren, leuchten, damit der Mann etwas sieht. Doch es hilft nichts: Der Bus will nicht mehr. Schon beim Einsteigen hatte die elektronische Tafel über der Windschutzscheibe gestreikt: „21.04.2011 ZS-Filde not found“ stand dort. Das hintere Drittel des Busses war mit rot-weißem Flatterband abgesperrt, die Sitze im Heck hatten keine Polster mehr. Ein Ticket zu lösen, war unmöglich, das Gerät funktionierte nicht. Die Türen schlossen erst nach mehreren Versuchen. Statt des Namens eines Busunternehmens prangte die Internetadresse eines Gebrauchtbushandels auf der Karosserie

Der Rest ist schnell erzählt: Versprochene Taxis kommen nicht, weil angeblich keine verfügbar sind. Auch einen Ersatzbus gibt es nicht. Der Busfahrer schließt sein Fahrzeug irgendwann ab und lässt sich privat abholen. Die Frauen bekommen Asyl in einer Gaststätte, allerdings sind dort alle Tische belegt. Schließlich werden sie von Bekannten aus Adelberg und Umgebung mit vier Autos abgeholt.

Jetzt will die Organisatorin Entschädigung. Doch die Gemengelage ist kompliziert: Die Firma OVS besitzt die Konzession für die Strecke Kirchheim-Göppingen, hat sie aber an das Esslinger Unternehmen Schefenacker als Subunternehmer vergeben. Doch an jenem Abend fuhr eine dritte Firma aus dem Kreis Reutlingen, wiederum als Subunternehmer. Dirk Hülser