Kirchheim. Bei Virus – Anruf. Das gilt seit Anfang November nicht mehr. Aufgrund einer Weisung des Landes konzentrieren sich die Gesundheitsämter bei der sogenannten Kontaktpersonennachverfolgung auf Ausbrüche, die in vulnerablen Gruppen stattfinden, also in Alten- oder Pflegeheimen. Wer nichts mit einer solchen Gruppe zu tun hat und an Covid-19 erkrankt, wird hingegen nicht mehr routinemäßig vom Gesundheitsamt benachrichtigt und darüber informiert, was nun zu tun ist. Auch Haushaltsangehörige und enge Kontaktpersonen werden nicht mehr kontaktiert. Wer positiv getestet ist, muss sich selbst in Quarantäne begeben und sein Umfeld kontaktieren.
Während manche nicht auf den Anruf des Gesundheitsamts angewiesen waren, weil sie sich bereits selbst informiert hatten, sind andere offenbar völlig überfordert. Das spüren die Kinder- und Hausarztpraxen. „Als Corona-Schwerpunktpraxis kämpfen wir mit einer kaum zu bewältigenden Flut an Fragen und Hilfestellungen bei einer Corona-Infektion“, sagt Susanne Luxenhofer, Kinderärztin in einer Gemeinschaftspraxis in Wernau. Sie schiebt die vielen Anrufe auf die Änderung beim Kontaktpersonen-Management. „Seit das Gesundheitsamt nicht mehr nachverfolgt, ist das massiv gestiegen“, sagt sie.
In seiner eigenen Praxis sei das genauso, und auch in vielen Hausarztpraxen seiner Kolleginnen und Kollegen, sagt Dr. Wolf-Peter Miehe, Hausarzt in einer Corona-Schwerpunktpraxis in Weilheim und Sprecher der Ärzteschaft Nürtingen. Die Zahl der Infektpatienten steige von Tag zu Tag, und die deutliche Mehrheit sei Covid-19-positiv. „Und wir mussten bisher erst einen Patienten in die Klinik einweisen, das heißt, es bleiben quasi alle unter unserer Verantwortung“, so Miehe. Die Telefonate bedeuteten mittlerweile mehrere Stunden zusätzliche Arbeit für das Praxisteam und erforderten weitestgehend eine Ärztin oder einen Arzt. Antje Dörr
Hotline beantwortet Fragen
Das Landratsamt teilt mit, dass die Bürgerhotline des Landkreises, die zu Beginn der Pandemie eingerichtet worden ist, weiterhin Fragen zum Thema Corona beantwortet, und zwar montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr unter der Nummer 07 11/39 02-4 19 66.