Kirchheim

Alleenring bekommt eine Gastromeile

Innenstadt Kirchheims Stadträte stellen nach hitziger Diskussion die Weichen für eine Neugestaltung der Alleenstraße im nördlichen Bereich rund um das Gebäude des alten Teckboten. Von Irene Strifler

Hier steckt Potenzial drin: Trotz Verkehrs direkt vor der Haustür haben sich im nördlichen Einbahnstrang der Alleenstraße schon
Hier steckt Potenzial drin: Trotz Verkehrs direkt vor der Haustür haben sich im nördlichen Einbahnstrang der Alleenstraße schon etliche Lokale angesiedelt, wie der rechte Bereich der Panoramaaufnahme zeigt. Hier könnte bald eine kleine Fußgängerzone zum Verweilen einladen. Links ist im Hintergrund das Rathausdach zu sehen und im Vordergrund der „Schwarze Berg“. Autos sollen künftig nur noch auf der linken Seite oberhalb des alten Teckbotens fahren, und zwar in beiden Richtungen.Foto: Carsten Riedl

Sechs Cafés und Restaurants dicht an dicht, dazu noch ein Modegeschäft. Wo gibt’s denn so was außerhalb von Fußgängerzonen? Am Kirchheimer Alleenring. Und zwar im nördlichen Bereich, jenseits der Martinskirche. Dort, wo derzeit beide Fahrspuren getrennt um eine Häuserinsel führen. Legt man einen Verkehrsarm still, könnten sich die Restaurants auf die Straße ausdehnen und flugs eine Fortsetzung der einladenden Innenstadt entstehen lassen - so die Hoffnung der Befürworter. Diese Idee gefällt vielen. Doch der Umbau des Alleenrings weist auch Haken auf. Deshalb kam es im Technischen Ausschuss des Gemeinderates zu einer hitzigen Diskussion.

Eingangs wies Bürgermeister Günter Riemer auf die enorme Chance hin, nicht nur die Verkehrsführung entscheidend zu verbessern. Die städtebauliche Situation soll deutlich gewinnen, was wiederum für wirtschaftlichen Schwung sorgt. Das Wollmarktviertel zwischen Herdfeldstraße, Freihof und Plochinger Straße ist nur einen Steinwurf von der Innenstadt entfernt und führt derzeit doch ein Schattendasein. - Ein Eindruck, den Stadtrat Ulrich Kübler von den Freien Wählern mit bestätigte. Er bezeichnete den nördlichen Stadteingang als absolut abgehängt. Und das, wo doch sechs Betriebe darauf lauern, sich entwickeln zu können. Intensiv warb er dafür, der Planung der Verwaltung den Segen zu erteilen.

Sabine Bur am Orde-Käß, Fraktionsvorsitzende der Grünen, begrüßte den Umbau ebenfalls. Sie regte an, Tempo 30 gleich auf dem gesamten Alleenring einzuführen. Dazu will die Verwaltung Ideen vorlegen, wie Bürgermeister Riemer zusagte. Allerdings machte sich nicht nur die Grünen-Chefin Sorgen um die künftige Situation für Radler. Die ist derzeit schon schlecht, da Pedaleure speziell auf dem Weg von der Herdfeldstraße Richtung Innenstadt einen deutlichen Umweg radeln müssen, sofern sie sich an Regeln halten.

Eva Frohnmeyer-Carey von der Frauenliste vermisste nicht nur Ideen zu Verbesserungen für Radler, sondern auch für Menschen mit Gehhilfen und Kinderwägen. Zwei Straßenquerungen, der steile Hang am „Schwarzen Berg“ und die Treppen dort machen ihnen das Leben schwer. Die Vertreterin der Frauenliste meinte daher, es handle sich maximal um eine „Vorvorentwurfsplanung“. Ähnlich fiel die Einschätzung von SPD-Mann Marc Eisenmann aus. Er wies auf zahlreiche offene Fragen hin, beispielsweise zur Zukunft der Parkplätze und des Zulieferverkehrs.

Bürgermeister Riemer betonte, dass die Konzeption noch in der Anfangsphase stecke. Eventuell kommt das Areal als Sanierungsgebiet in den Genuss des Fördertopfes des Landes. Im nächsten Schritt soll nun die Stellungnahme der Agendagruppe „FahrRad“ eingeholt werden.

Doch neben begeisterten Befürworten und zögernden Skeptikern gibt es auch vehemente Gegner der Planung. Nicht nur „ein Haar, sondern eine ganze Perücke in der Suppe“ entdeckte Hans Kiefer von der CIK. Er hält den Norden des Alleenrings nicht für einen Brennpunkt, eher sollte am Gaiserplatz investiert werden. Im Viertel zwischen Plochinger Straße und Herdfeldstraße sei keinerlei Verschlechterung zu bemerken, vielmehr habe sich seit vielen Jahren nichts verändert. Allenfalls wenn ein Investor Interesse bekunde, könne sich hier etwas Sinnvolles ergeben. Die 250 000 Euro, die die Verwaltung hier veranschlagt, hält nicht nur die CIK für untertrieben. CDU-Fraktionsvorsitzender Dr. Thilo Rose stellte sich hinter Kiefers Argumentation und plädierte dafür, das Einbahnstraßensystem zu belassen: „Wir haben hier eine Verkehrsführung, die funktioniert.“ Er sprach sich dagegen aus, etwas übers Knie zu brechen und klagte: „Wir machen in dieser Stadt viel zu viel Stückwerk!“

Das Gesamtkonzept vermisst auch City-Ring-Vertreter Jochen Nägele, der als sachkundiger Bürger im Rund saß. Generell beurteile die Händlergemeinschaft die Aufwertung des nördlichen Alleenrings positiv, sehe aber auch Probleme, etwa für die Außenbewirtung in extremer Hanglage.

Abstimmung: Die Abstimmung war so spannend wie die Diskussion. CIK-Mann Kiefer stellte den Antrag, die Einbahnregelung beizubehalten und eine günstige Variante auszuarbeiten, die Fußgängern und Radlern einen besseren Übergang von der Lamm- und der Herdfeldstraße in die Marktstraße bei Tempo 30 auf der Alleenstraße ermöglicht. Der Antrag ging mit sieben zu neun Stimmen baden. Die Vorentwurfsplanung der Verwaltung setzte sich dann mit zehn Befürwortern bei vier Gegnern und zwei Enthaltungen durch. Jetzt wird weitergearbeitet. Wenn die Mittel bereitgestellt werden, kann 2019 gebaut werden.

Die Grundidee der Planung

250 000 Euro genügen laut Verwaltung, um dem Stadtviertel Impulse zu verleihen. Wie Sachgebietsleiterin Bianka Wötzel ausführte, sollen die beiden getrennten Fahrspuren zu einer einzigen Straße mit Gegenverkehr zusammengeführt werden. Das ermöglicht Verbesserungen für alle Verkehrsteilnehmer, speziell an den Straßeneinmündungen. Alle Autos sollen künftig auf der innenstadtnahen Seite fahren, da diese die breitere ist. Der dortige Gehweg soll schmäler werden. Radler können künftig im Verkehr auf der Straße mitschwimmen, da in diesem Bereich auch Tempo 30 gelten wird. Dadurch erübrigen sich auch die drei Ampeln, die durch Fußgängerüberwege ersetzt werden können. Schwellen verhindern die Einfahrt von Autos in den neuen Fußgängerzonenbereich, wobei die Straßenoberfläche unverändert bleibt. Die Schrägparkplätze im oberen Straßenarm werden gedreht, wodurch zwei Plätze wegfallen. Wie Bürgermeister Riemer erläuterte, können die provisorischen Parkplätze am Rollschuhplatz hoch bestehen bleiben.ist