Kirchheim

Alles dreht sich um Patienten

Vor zehn Jahren wurde in Kirchheim das Herzkatheterlabor eingerichtet

„Nur in einem einzigen Haus, dafür aber richtig.“ So beschreibt Norbert Nadler, Leiter des Klinikums Kirchheim-Nürtingen, die Einrichtung des Herzkatheterlabors in Kirchheim. Vor zehn Jahren flossen in dieses über eine Million Euro. Fast die gleiche Summe wurde im Sommer 2015 in die Erneuerung investiert.

Seit zehn Jahren besteht das Herzkathederlabor an der Klinik Kirchheim. Von links der Leitende Oberarzt, Dr. Torsten Beck, Chefa
Seit zehn Jahren besteht das Herzkathederlabor an der Klinik Kirchheim. Von links der Leitende Oberarzt, Dr. Torsten Beck, Chefarzt Dr. Martin Beyer, Uwe Schwab, Pflegerische Leitung Herzkathederlabor, und die Krankenschwester Ingrid Slametschka zu sehen. Foto: Peter Dietrich

Kirchheim. „Für mich ist das eine Erfolgsgeschichte“, sagt Norbert Nadler. Deren Anfang sei nicht einfach gewesen. „Nach einem Chefarztwechsel in der Inneren Medizin ging es drunter und drüber.“ Ohne ein Herzkatheterlabor gehe es nicht, habe der neue Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Herz- und Kreislauferkrankungen, Privatdozent Dr. Martin Beyer, gesagt. Ohne 24-Stunden-Bereitschaft auch nicht, befand er. Ein Vierteljahr nach Eröffnung des Labors hielt Beyer diese Bereitschaft mit nur einem weiteren Kollegen aufrecht. Heute sind die Rund-um-die-Uhr-Ärzte zu viert.

In zehn Jahren wurden bislang rund 15 000 Patienten im Labor untersucht, bei etwa 8 000 Patienten anschließend Behandlungen durchgeführt. Etwa 30 bis 40 Prozent der Patienten sind Akutfälle. Die Rettungsdienste sind angewiesen, Herzpatienten direkt nach Kirchheim zu bringen, nicht zuerst nach Nürtingen. Das funktioniert sehr gut, ebenso die Zusammenarbeit mit den Haus- und Fachärzten. Maximal 45 Minuten sollen von der Alarmierung bis zur Ankunft in der Klinik vergehen, maximal weitere 45 Minuten bis zur Gefäßbehandlung. Von einem Akutpatienten erfährt das Klinikpersonal bereits, wenn er noch unterwegs ist, und bereitet alles vor. Neben Kirchheim gibt es im Kreis weitere Herzkatheterlabore in Ruit, ebenfalls zu den Kreisklinken Esslingen gehörend, und im Klinikum Esslingen.

Im Herzkatheterlabor dreht sich alles um den Patienten, ganz wörtlich. Die Röntgenquelle befindet sich unter der Liege, der Empfänger – quasi der digitale Film – über ihm. Beide sind frei beweglich, die Liege ebenfalls. So kann das Herz von allen Seiten durchleuchtet werden, ohne dass sich der Patient bewegen muss. Die aktuelle Technik ist vom September 2015, damals wurde das Labor für die Erneuerung 14 Tage geschlossen. Seither geschieht die digitale Aufbereitung der Bilder erheblich schneller und die Strahlenbelastung für Patienten und Personal ist um bis zu 70 Prozent gesunken, bei zugleich besserer Bildqualität. Der Messplatz ist nun in zwei Minuten hochgefahren, statt bisher fünf Minuten. Die Aufnahmen können von jeder Stelle der Klinik abgerufen werden. Die Katheter, Ballone und Röhrchen, Stent genannt, stehen und hängen in Schränken in fein abgestuften Größen bereit. Die Schränke mit der Steuerungstechnik und Bildverarbeitung im Nebenraum werden heruntergekühlt.

Die Technik, sagt der Leitende Oberarzt, Dr. Torsten Beck, habe sich in den zehn Jahren enorm weiterentwickelt. Weil es nun feinere Geräte gibt, werden inzwischen rund 80 Prozent der Katheter nicht mehr von der Leiste, sondern vom Arm aus gelegt. Am Arm lässt sich anschließend viel besser ein Druckverband anlegen. Diese Methode hat einen ganz praktischen Vorteil: Das Kontrastmittel, das der Patient vor der Röntgenuntersuchung einnehmen musste, wirkt harntreibend, das passt schlecht mit der mehrstündigen Bettruhe zusammen, die ein Patient nach dem Zugang von der Leiste aus einhalten muss.

Ist eine Engstelle im Herzen relevant? Um dies festzustellen, kann der Blutdruck direkt vor und hinter dieser Stelle gemessen werden. Eine Miniatur-Ultraschallsonde erlaubt ein exaktes Bild der Verengungen direkt im Herzen. „Die Sonde hat einen Durchmesser von 1,5 Millimetern“, sagt Beck. Um Ablagerungen zu entfernen, müsse man manchmal Kraft aufwenden. Dafür gibt es einen Bohrkopf, der mit Diamantspitzen besetzt ist – und ebenfalls nur 1,5 Millimeter groß ist. Wie geht es den Gefäßen hinter einer Engstelle? Ein Medikament simuliert körperliche Aktivität, dann wird die Durchblutung des Herzmuskels hinter der Engstelle gemessen.

Beim Pflegepersonal teilen sich sechs Mitarbeiter 4,5 Vollzeitstellen. „Alle haben die Fachweiterbildung Intensivpflege und Anästhesie“, sagt Uwe Schwab, Pflegerischer Leiter des Herzkatheterlabors. Das sei ungewöhnlich und sehr wertvoll.