Kirchheim

Als ob’s die „Fab Four“ selbst wären

Autokonzert Auf der Kirchheimer Hahnweide begeistern die „Silver Beatles“ das Publikum in, auf und neben den Autos. Der Abend zeigt, dass ein Konzertabend auch in Corona-Zeiten funktioniert. Von Andrea Barner

Beste Stimmung im Auto. Die „Silver Beatles“ spielen die altbekannten Ohrwürmer wie „Ob-la-di, Ob-la-da“, „Help“ oder „Let it Be
Beste Stimmung im Auto. Die „Silver Beatles“ spielen die altbekannten Ohrwürmer wie „Ob-la-di, Ob-la-da“, „Help“ oder „Let it Be“, die Zuschauer singen mit. Fotos: Günter Kahlert
Der Getränkeexpress auf dem Hahnweide-Autokonzert. Zum Essen gab‘s außerdem Pizza und Rote Wurst vom Imbisswagen.
Der Getränkeexpress auf dem Hahnweide-Autokonzert. Zum Essen gab‘s außerdem Pizza und Rote Wurst vom Imbisswagen.

Im Westen verschwindet die glühende Sonne am Horizont. Sie taucht den Parkplatz an der Hahnweide in dieses samtorangene Licht eines stimmungsvollen Sonnenuntergangs. Auf dem Parkplatz schaukelt die Band „Silver Beatles“ aus Osnabrück das Publikum in die Ekstase, die auch ihre großen Vorbilder John, Paul, George und Ringo verbreitet haben. Diese „Fab Four“ zeigen sich als perfekte Kopie ihrer Idole, vom Haarschnitt über die Klamotten bis hin zum Sound.

„Das ist ein Ereignis, das in unsere Bandgeschichte eingehen wird“, verkündet „Sir Paul“. Im normalen Leben heißt er Michael Becker. Ganz sicher war es auch ein besonderes Ereignis für die Paare oder Grüppchen in den sauber aufgereihten Fahrzeugen. Jedenfalls war es das erste Konzert dieser Art in Kirchheim, organisiert von Christian Eckhardt (DJ Chris Sonnax) und seinen Musikerkollegen Hannes Hergenröder und François Saorine.

„Wir alle brauchen ein bisschen Freude in diesen Tagen“, meint „Sir Paul“ und kriegt so ganz elegant die Kurve zum Kultsong „Help“. Die vierköpfige Beatles-Tribute-Band spielt anderthalb Stunden lang, fast nonstop, auf der geräumigen Bühne. Der Sound ist perfekt abgemischt, die Lightshow beeindruckend, und auf der großen LED-Leinwand sehen auch die Zuschauer ganz hinten bestens, wenn der Kameramann ganz dicht an die Musiker ranzoomt.

Ordner haben die Autos wie am Schnürchen aufgereiht, der Abstand zwischen den Fahrzeugreihen beträgt exakt 6,50 Meter, ein paar mehr Autos hätten schon noch hingepasst. Manche bleiben im Auto sitzen und halten die Scheiben geschlossen. Auf der UKW-Frequenz 95,8 MHz hören sie, was da auf der Bühne ab­geht, je nach Soundanlage und persönlichem Geschmack auch gerne richtig laut. „Das mit dem Autoradio war ganz o.k.“, sagt die Beifahrerin in einem der Autos, „es gab nur mal einen kurzen Aussetzer.“ Macht aber nichts, denn es besteht ja immer noch die Option, die Fenster runterzukurbeln, die Lautsprecheranlage ist laut genug. Bei „Let it be“ schwenkt manche Fahrzeugbesatzung Taschenlampen oder Neon-Leuchtstäbe.

Die Autos kommen von überall her, aus Reutlingen, Ludwigsburg, Göppingen, Ulm und Pforz­heim, die meisten natürlich aus dem Kreis Esslingen. Großartige Stimmung herrscht zum Beispiel in dem Böblinger Campingbus - da stehen Weizenbiergläser und Knabberzeug auf dem Tisch, die Passagiere gehen voll mit, bis das Auto wackelt. Die Mädels im BMW-Cabrio sind bester Laune, irgendwas perlt verführerisch im Weinglas.

Der Pizza-Stand ist „ganz zufrieden für den ersten Abend“, er hat auch frisch gegrillte Rote im Angebot. Bestellt wird per Whats-App. Zwei junge Frauen kurven auf Lastenfahrrädern durch die Fahrzeugreihen und verkaufen kalte Getränke und Knabberzeug.

Wer sich auf dem Platz bewegt, trägt Maske, die Leute steigen teilweise aus, bleiben aber auf der eigenen Motorhaube sitzen. Ein flottes Tänzchen auf dem Parkplatzschotter zu „Ob-la-di, ob-la-da“ bleibt ein Einzelfall, aber alle grooven oder klatschen „mit Abstand“ mit. „Des gfällt ons super gut hier“, schwärmt die schon etwas ältere, aber äußerst flotte Oma aus Jesingen, ein mega Beatles-Fan: „Ich bin ja mit den Beatles aufgewachsen.“ Mit ihrem neunjährigen Enkel schwingt auch sie kurz das Tanzbein. „Come together“ singen die vier auf der Bühne - was für ein Motto in diesen Tagen.