Kirchheim

Amnesty International bittet um Briefe

Hilfe Drei Fälle von Menschenrechtsverletzung sorgen bei den Aktivisten für Bestürzung.

Brief schreiben
Symbolbild

Kirchheim. Die Kirchheimer Gruppe von Amnesty International (ai) stellt jeden Monat drei Fälle von Menschenrechtsverletzungen vor. Ai fordert in vielen Ländern dazu auf, an Regierungen Briefe zu schreiben, in denen sich Menschen für die Verfolgten einsetzen. Die Kirchheimer Gruppe bittet auch in diesem Monat um Unterstützung für die Briefkampagne.

Unter Folter eine Tat gestehen
Der damals 14-jährige Aser Mohamed wurde im Januar 2016 im Westen von Kairo festgenommen, als sein Elternhaus von bewaffneten Polizeieinheiten und dem ägyptischen Geheimdienst gestürmt wurde. Die Polizei zeigte weder einen Durchsuchungs- noch einen Haftbefehl vor und sagte den Angehörigen auch nicht, wohin der Junge gebracht wurde. Es hieß nur, dass er nach einer etwa zweistündigen Vernehmung zurückgebracht werde.

Aser Mohamed war anschließend 34 Tage lang verschwunden. Während dieser Zeit bestritten die Behörden, ihn festzuhalten. Er wurde im Februar 2016 von der Staatsanwaltschaft ohne seinen Rechtsbeistand verhört. Anschließend wurde der Junge in eine Hafteinrichtung nach Gizeh überführt, wo er bis heute festgehalten wird. Der Jugendliche berichtete, dass man ihn mit Elektroschocks gefoltert und misshandelt habe, um ihn zu zwingen, Straftaten zu gestehen. Dazu zählt auch die vermeintliche Beteiligung an einem Anschlag.

Die Staatsanwaltschaft lehnte die Untersuchung seiner Vorwürfe über Folter und andere Misshandlungen ab. Anerkannt wurden dagegen seine „Geständnisse“, obwohl er diese unter Folter ausgesagt hatte. Aser Mohamed berichtet, dass ihm der Staatsanwalt mit weiterer Folter gedroht habe, sollte er seine Geständnisse widerrufen.

Wegen Fehlgeburt im Gefängnis
Im Juli 2007 war Teodora del Carmen Vásquez bei der Arbeit, als sie plötzlich starke Schmerzen spürte. Sie verlor das Bewusstsein und erlitt eine Fehlgeburt. Jemand auf ihrer Arbeit rief die Polizei, die Teodora del Carmen Vásquez sofort unter Mordverdacht festnahm. Man legte ihr Handschellen an und brachte sie erst dann ins Krankenhaus. Teodora del Carmen Vásquez wurde wegen „Mordes“ zu 30 Jahren Haft verurteilt, weil man ihr vorwarf, heimlich einen verbotenen Schwangerschaftsabbruch vorgenommen zu haben. Inzwischen befindet sie sich seit mehr als neun Jahren im Gefängnis. Im Mai beantragte ihr Rechtsbeistand eine Wiederaufnahme ihres Verfahrens. Sie wurde im Juni vom Gericht angenommen. Die Abgeordneten werden zudem bald über eine Reform diskutieren, die zu einer Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen führen könnte.

Aus der eigenen Wohnung gezerrt
Ni Yulan setzt sich seit vielen Jahren für Opfer von Zwangsräumungen in Peking ein. Seither wurde sie unzählige Male schikaniert, misshandelt und gefoltert. 2002 wurde Ni Yulan auf einer Polizeidienststelle so schwer gefoltert, dass sie seitdem im Rollstuhl sitzt. Die Aktivistin wurde außerdem mehrfach inhaftiert. Auch nach ihrer Freilassung werden Ni Yulan und ihre Familie von den Behörden beschattet und misshandelt. Zudem berichtet Ni Yulan, dass die Familie seither mindestens sieben Mal aus ihrer Wohnung vertrieben und daran gehindert wurde, eine neue Wohnung zu mieten.

Zum Beispiel unterzeichnete Ni Yulan im April 2017 einen Mietvertrag und zahlte die Miete für 14 Monate im Voraus. Nur drei Tage später teilte ihr der Makler mit, der Eigentümer wolle das Mietverhältnis wieder beenden. Sie erhielt jedoch nur einen Bruchteil der bereits gezahlten Miete zurück.

Am 15. April erschienen Unbekannte in ihrer Wohnung. Sie zerrten Ni Yulan, ihren Ehemann und ihre Tochter hinaus und zwangen sie in zwei Lieferwagen. Sie fuhren mit der Familie durch die Stadt und ließen sie erst weit entfernt von der Wohnung wieder frei. Als die Familie zu ihrer Wohnung zurückkam, war das Schloss ausgetauscht und ihr Hab und Gut vor die Tür gestellt worden. Ihre Wertgegenstände und Ausweise waren nicht mehr da.

Info Die fertig formulierten Briefe können im Kirchheimer Welt-Laden in der Dettinger Straße abgeholt werden.