Kirchheim

„Anschluss“ auf dem Schafhof

Bürgerinformation zum geplanten Bau von zwei dreigeschossigen Wohngebäuden

Nach und nach klappert die Kirchheimer Stadtverwaltung in Sachen „Anschlussunterbringung“ alle Wohngebiete ab. Jetzt war der Schafhof dran.

Auf dieser Wiese rechts der Straße „Zu den Schafhofäckern“ sollen ab Sommer 2017 zwei dreigeschossige Gebäude zur Anschlussunter
Auf dieser Wiese rechts der Straße „Zu den Schafhofäckern“ sollen ab Sommer 2017 zwei dreigeschossige Gebäude zur Anschlussunterbringung von Flüchtlingen entstehen. Der Platz gehört zu einem wesentlich größeren Areal, das langfristig als Wohngebiet „Schafhof IV“ vorgesehen ist.Foto: Carsten Riedl

ANDREAS VOLZ

Kirchheim. Das Gebiet „Schafhof  IV“ liegt seit vielen Jahren brach. Eigentlich als Komplettierung der gesamten Schafhofbebauung vorgesehen, handelt es sich um eine große Wiesen- und Ackerfläche. Sie liegt westlich der großen Kurve, die die Straße „Zu den Schafhofäckern“ zwischen den Einmündungen von „Laubersberg“ und Westerbachstraße macht. Nun soll an dieser Stelle also der Einstieg in die Bebauung erfolgen: durch zwei dreigeschossige Gebäude zur Anschlussunterbringung von Flüchtlingen. Entstehen sollen sie direkt neben der Straße, am Beginn der Kurve. Die gedachte Verlängerung der Straße „Laubersberg“ könnte die westliche Zufahrt zu den Gebäuden sein.

Gebaut wird frühestens in einem Jahr. Darauf wies Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker bei der Bürgerinformation im Gemeindehaus auf dem Schafhof hin: „Wir wollen jetzt erst einmal Baurecht schaffen.“ Weil aber derzeit nicht absehbar ist, wie sich die Flüchtlingszahlen weiterentwickeln, wird dieses Baurecht vorsorglich für insgesamt vier Gebäude geschaffen. Trotzdem ist es bis jetzt die erklärte Absicht der Stadt, vorerst nur zwei dieser Gebäude auch wirklich zu bauen.

Bürgermeister Günter Riemer stellte den derzeitigen Planungsstand für den Schafhof vor. Entstehen sollen zwei Gebäude, in denen insgesamt in zwölf Wohnungen 68 Personen unterzubringen sind. Trotz der neun Standorte und trotz aller Bemühungen, bleibeberechtigte Flüchtlinge in vorhandenen städtischen Wohnungen oder in privaten Mietwohnungen unterzubringen, bestehe bis jetzt noch ein offener Bedarf für 58  der 680 Menschen, die Kirchheim bis Ende 2017 zugewiesen bekommt.

Alle Gebäude zur Anschlussunterbringung sollen in ganz Kirchheim nach demselben Muster entstehen: einfache Bauweise, einfacher Standard, keine Terrassen oder Balkone, keine Tiefgaragen, keine Aufzüge. Trotzdem sollen die Gebäude solide genug sein, dass sie sich auch in 30, 40 oder mehr Jahren noch bewohnen lassen. Die Stadtverwaltung will damit also nicht nur kurzfristig durch die Anschlussunterbringung von Flüchtlingen ihrer kommunalen Pflichtaufgabe nachkommen, sie will auch langfristig für günstigen Wohnraum sorgen.

Zu den rechtlichen Zwängen sagte Angelika Matt-Heidecker: „Mit dem Bleiberecht eines Einzelnen beginnt die Verpflichtung der Kommune zur Unterbringung. Wir können uns nicht dagegen wehren. Wir haben es uns auch nicht ausgesucht, das zu machen, was uns jetzt seit beinahe einem Jahr so intensiv beschäftigt.“ Allerdings handelt es sich bei dieser „Beschäftigung“ nach wie vor um ein Rechnen mit vielen Unbekannten. Die einzige Zahl, die seit Wochen und Monaten gleich bleibt, ist die mit den 680 bleibeberechtigten Flüchtlingen, für deren Unterbringung Kirchheim bis Ende 2017 gesorgt haben muss. Für die Zeit danach gibt es keine verlässlichen Prognosen.

Aber auch die 680 ist keine Zahl, mit der sich wirklich rechnen lässt. Unklar ist nämlich, wie sie sich durch den Familiennachzug noch erhöhen wird. Die Oberbürgermeisterin berichtete beispielhaft von zwei Syrern, bei denen feststeht, dass der eine außer seiner Frau auch drei Kinder nachholen wird. Beim anderen kommen sogar Frau und fünf Kinder nach. Zu diesen beiden Männern stoßen also noch zusätzlich zehn Menschen hinzu, zu deren Unterbringung die Stadt dann ebenfalls verpflichtet ist. Das Beispiel zeigt, dass sich die Zahl durchaus versechsfachen kann. Sollte man tatsächlich so rechnen können und müssen, würden aus 680 Menschen mehr als 4 000 werden – allein in Kirchheim.

Deshalb sagte Angelika Matt-­Heidecker auch, dass sie und ihre Kollegen im Städtetag sich einig seien: „Wir haben da eine große Aufgabe zu bewältigen, die uns unsere humanitären Verpflichtungen auferlegen. Das können wir aber in dieser Größenordnung nicht dauerhaft leisten – schon gar nicht ohne finanzielle Unterstützung.“