Kirchheim
Apokalyptische Klänge ​pusten die Ohren durch​

Konzert Die Berliner Band „Derek plays Eric“ entführt das Publikum im Club Bastion in einen fremden Klangkosmos.

Kirchheim. „Heute werden wir Musik hören, die die Ohren so richtig durchpustet“, kündigte Dr. Bernhard Fischer das Konzert im Club Bastion an. Der Vereinsvorsitzende hatte nicht zu viel versprochen: Mit „Plodding“ legte das Trio „Derek plays Eric“ gleich fulminant los, sorgte für frischen Wind und gewaltige Phonzahlen. Die Berliner Musiker Andreas Willers an der E-Gitarre, Bassist Jan Roder und Christian Marien am Schlagzeug pflegen einen eigenen Stil, der sich in keine Schublade stecken lässt. Über ostinaten Bassfiguren und dem pochenden Puls des Schlagzeugs legte Willers verzerrte Gitarrenklänge und demonstrierte neben markigen Akkordgängen flinke Fingerakrobatik auf den Saiten. Freilich half die Elektronik hier ordentlich mit. Man hörte geradezu apokalyptische Klänge, getaucht in ein Meer bunt schillernder Klangfarben. Dabei emanzipierte sich der Bassist mehr und mehr: Jan Roder überwand die Trägheit seines Instruments und brach zu brillanten solistischen Ausflügen auf. Die Zuhörer haben es genossen.

Den „Rooster Blues“ prägte die raue Stimme von Andreas Willers. Er gab dem zerklüfteten Klangbild eine spannende, fast avantgardistische Färbung und schuf – bestens abgestimmt mit seinen Mitstreitern – eine wilde Musik jenseits aller Konventionen. Und wenn Jan Roder die Saiten seines E-Basses mit dem Bogen strich, zauberte er elektrisierende Klänge zwischen Hühnergegacker und sphärischer Weltraummusik aus seinem Instrument. Urplötzlich nahm die Musik wieder Fahrt auf: Vom unerbittlichen Puls nach vorne gepeitscht, überraschten die mannigfachen Kaskaden schillernder Sounds. Die Zuhörerinnen und Zuhörer wunderten sich ein ums andere Mal, welch bunte Palette an Tönen und Geräuschen man aus einer elektronisch verstärkten Gitarre kitzeln kann.

Immer wieder leuchteten Tonfragmente der Gitarren-Größen Derek Bailey und Eric Clapton durch, und gelegentlich erinnerte die Musik gar an John McLaughlin oder Duke Ellington. Doch es blieb bei Bruchstücken, die von „Derek plays Eric“ in genialer Weise in den eigenen Klangkosmos integriert wurden. Man spürte, dass die Berliner Musiker voll hinter dem stehen, was sie machen. Diese nonkonformistische Musik mag nicht jedermanns Sache sein, doch eines ist sie sicherlich nicht: langweilig. Rainer Kellmayer