Kirchheim
Auch Kirchheim liegt im „Spannungsfeld“

Gewerbe Kirchheimer Gemeinderat stimmt Grundsatzvereinbarung zum Hungerberg zu.

Kirchheim. Allerorten geht es um den regionalen Gewerbeschwerpunkt Hungerberg: Bereits im Vorfeld des Bürgerdialogs, der diese Woche in Dettingen begann und nächste Woche in Kirchheim seine Fortsetzung findet, hat sich auch der Kirchheimer Gemeinderat mit dem Thema auseinandergesetzt. Weil an der Autobahn der Standort für ein interkommunales Gewerbegebiet vorgehalten werden soll, sind außer Dettingen auch die anderen beiden Kommunen der Verwaltungsgemeinschaft betroffen - Kirchheim und Notzingen.

Die drei Kommunen wollen einen Zweckverband für den Gewerbeschwerpunkt gründen. Dabei geht es auch um den Kostenschlüssel. Die Hälfte der Kosten übernimmt die Wirtschaftsförderung der Region Stuttgart. Die andere Hälfte trägt Dettingen zu 50 Prozent, Kirchheim zu 43 Prozent und Notzingen zu sieben Prozent. Alle drei Kommunen sollen anteilsmäßig auch von den Steuer­einnahmen profitieren.

Linken-Stadtrat Heinrich Brinker hält den Schutz der Natur für wichtiger als einen regionalen Vorhaltestandort für Gewerbe. Er beantragte deshalb, den Beschluss zur Grundsatzvereinbarung zu vertagen und zuvor eine Bürgerbefragung anzusetzen. Mit 23 gegen neun Stimmen lehnte der Gemeinderat diesen Antrag aber ab.

Sabine Bur am Orde-Käß sagte, dass die Grünen-Fraktion den Grundsatzbeschluss ebenfalls nicht mittragen könne: „Wir müssen da einen Freibrief unterschreiben. Uns fehlen Informationen über die Zahl der Arbeitsplätze, über die Art des Gewerbes oder der Produktion, über die Anbindung an den ÖPNV, über die Gewerbesteuer, die zu erwarten ist, und auch über Ausgleichsflächen.“

Ulrich Kübler (Freie Wähler) sprach davon, dass ein Unternehmen, das sich der Transformation der Wirtschaft stellt, besser im Osten der Region Stuttgart unterkomme als im Osten Europas: „Wenn bei uns der günstigste Standort ist, warum nehmen wir dann dieses Privileg nicht an? Ein Ende des Wachstums bedeutet auch das Ende der Sozialausgaben. Deswegen wollen wir diesen Standort untersucht wissen.“

Dieter Franz Hoff (CDU) brachte ebenso wie SPD-Stadtrat Stefan Gölz die Erschließungsstraße an der Autobahnmeisterei in Richtung Hungerberg und Bohnau-Süd ins Spiel und hielt fest: „Wenn das für Verkehrsentlastung sorgt, ist das doch ein ökologischer Pluspunkt für die gesamte Planung.“

Oberbürgermeister Pascal Bader sprach vom „Spannungsfeld, in dem wir uns da bewegen“. Die Transformation der Wirtschaft sei wichtig. Sie lasse sich aber nicht ganz ohne neue Flächenversiegelung erreichen: „Man kann eben nicht sagen, wo ich heute Dieselmotoren produziere, da produziere ich morgen einfach Elektromotoren.“ Abschließend stellte er die rhetorische Frage: „Würde eine Flächenversiegelung irgendwo in Asien ökologischer ausfallen als bei uns?“ Andreas Volz