Kirchheim

Auf dem Kirchplatz purzeln die Rekorde

Sommernachtskino Die Zuschauer gehen im Hitzesommer lieber das Wetterrisiko ein als das Risiko, an der Abendkasse keine Karten mehr zu bekommen. Der Vorverkauf boomt daher wie noch nie. Von Andreas Volz

Bei der bayerischen Krimikomödie „Sauerkrautkoma“ war der Martinskirchplatz am Donnerstag wieder einmal komplett ausverkauft.Fot
Bei der bayerischen Krimikomödie „Sauerkrautkoma“ war der Martinskirchplatz am Donnerstag wieder einmal komplett ausverkauft.Foto: Carsten Riedl

Der Rekordsommer hat dem Kirchheimer Sommernachtskino keinen absoluten Besucherrekord beschert. „Wir werden auf über 15 000 kommen“, sagt Kinobetreiber Reimund Fischer. „Das ist ein ordentliches Jahr, wenn auch nicht unbedingt Rekord.“ Trotzdem nennt er zwei Spitzenzahlen, auf die er stolz ist. Sie betreffen den Vorverkauf: „Eigentlich wären wir da gerne auf 10 000 Karten gekommen. Das gab es nämlich noch nie. Als wir die 10 000 dann erreicht hatten, habe ich ein neues Ziel anvisiert: 11 111.“ Das ist inzwischen auch längst erreicht.

Der andere Rekord betrifft den Vorverkaufsabsatz für die bayerische Kriminalkomödie „Sauerkrautkoma“, die am Donnerstag gelaufen ist: „Da sind 900 Karten im Vorverkauf weggegangen. Das hatten wir auch noch nie.“

Auch die Zahl der Abende mit ausverkauftem „Haus“ ist rekordverdächtig. Für insgesamt neun Filme gab es abends irgendwann keine Karten mehr: Für „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“, „Die Farbe des Horizonts“, „Mamma mia 2: Here we go again!“, „Laible & Frisch - Do goht dr Doig“, „Unsere Erde 2“, „Dieses bescheuerte Herz“, „Die Verlegerin“, das „Sauerkrautkoma“ sowie für die „European Outdoor Film Tour 17/18“. Begeistert ist Reimund Fischer von der Resonanz, die diese Outdoor-Kurzfilme in Kirchheim finden: „Die E.O.F.T. ist fast immer ausverkauft. Das sind wir schon so gewohnt, aber es ist nicht selbstverständlich. In anderen Open-Air-Kinos ist das nicht so.“

Warum es trotz alledem nicht zum Zuschauerrekord gereicht hat, wird für das Team um Reimund Fischer noch zu analysieren sein. Terminkollisionen sind künftig stärker zu berücksichtigen. Viele Familien scheinen erst in den letzten beiden Ferienwochen zu verreisen. In dieser Zeit bleiben dann eben auch etliche Stühle leer beim Animationsfilm „Early Man - Steinzeit bereit“, trotz günstigerer Familienpreise. Der außergewöhnliche Western „Feinde - Hostiles“ wiederum lief am Abend des Bundesliga-Starts. Da wollte manch ein „ausgehungerter“ Fußballfreund wohl doch lieber vor dem Fernsehbildschirm als vor der Großleinwand sitzen. Hinzu kam noch der Wetterumschwung, der für deutlich kühlere Temperaturen gesorgt hatte.

Das Wetter ist seit jeher Dauerthema der Sommernächte. Reimund Fischer hat seine eigene Definition: „Für mich heißt unangenehmes Wetter Dauerregen von 18 bis 22 Uhr. Das gab es dieses Jahr kein einziges Mal.“ Länger anhaltender Regen war nur bei „Mamma mia“ zu verzeichnen. Aber das Publikum ist trotzdem nahezu vollständig bis Filmende geblieben - auch wenn parallel zum Filmgeschehen die Blitze ganz real hinter der Leinwand gezuckt hatten. Von „Mamma mia“ abgesehen, habe es an dem einen oder anderen Abend höchstens mal genieselt, meint Reimund Fischer.

Vom Martinskirchplatz ist er nach wie vor beeindruckt: „Das ist wirklich ein toller Platz - vor allem jetzt, wo das Baugerüst wieder weg ist.“ Er ist davon überzeugt, dass der Bekanntheitsgrad des Kirchheimer Sommernachtskinos dieses Jahr noch weiter zugenommen hat, auch über die Stadtgrenzen hinaus: „Mich rufen Leute an aus Stuttgart, Reutlingen oder Schwäbisch Gmünd, bevor sie losfahren in Richtung Kirchheim. Die wollen wissen, ob sie noch Karten kriegen.“ An dieser Stelle blickt Reimund Fischer über sein eigenes Angebot hinaus und sieht den Mehrwert für die gesamte Stadt: „Da kommen Leute von außerhalb in unser Sommernachtskino nach Kirchheim. Die finden dann nicht nur den Martinskirchplatz toll, sondern die Stadt als solche.“

Den Versuch, das Kulturangebot über das reine Kino hinaus zu erweitern, sieht Reimund Fischer als gelungen an. Der schwäbische Humorist Winfried Wagner hat durch seinen persönlichen Auftritt vor „Do goht der Doig“ wesentlich zum ausverkauften „Haus“ beigetragen, und nicht nur das: Er hat den Abend durch seine Mundartgeschichten mehr als bereichert. Das Publikum war begeistert.

Am heutigen Samstag steht das nächste Zusatzangebot auf dem Programm: Vor „Das Leben ist ein Fest“ singt der Daimler-Chor „Songs for a better World“ - mit modernem Rock und Pop. Reimund Fischer ist sich sicher, „dass auch der Chor beim Publikum gut ankommen wird“.

Was auf jeden Fall gut ankommt, ist die „Gastwirtschaft“ hinter der Kirche: „Von dem Flair auf der Wiese sind alle begeistert. Wenn jemand zum ersten Mal kommt, ist da immer ein großer Wow-Effekt.“