Kirchheim

Auf dem Weg in eine neue Welt

Hungerberg Oberbürgermeister Pascal Bader moderierte den Kirchheimer Teil des digitalen Dialogs zur Ansiedlung von Zukunftstechnologie an der Autobahn. Von Andreas Volz

Ein Drittel der maximalen Fläche für ein neues Gewerbegebiet Hungerberg dient derzeit der Bahn als Baustelle. Foto: Carsten Ried
Ein Drittel der maximalen Fläche für ein neues Gewerbegebiet Hungerberg dient derzeit der Bahn als Baustelle. Foto: Carsten Riedl

Nur in der digitalen Variante fand der Kirchheimer Dialog zum möglichen Gewerbegebiet Hungerberg südlich der Autobahn statt. Und das passte auch zum Thema: Schließlich soll sich dort ein Unternehmen ansiedeln, das sich mit Zukunftstechnologie befasst, sei es in der digitalen Welt, in der Medizintechnik oder im Bereich der alternativen Antriebe.

„Weltweit, aber speziell in Baden-Württemberg stehen die Unternehmen vor der Herausforderung, in neue Technologien zu investieren und auch neue Geschäftsmodelle zu entwickeln“, sagte Kirchheims Oberbürgermeis­ter Dr. Pascal Bader, der sich während seiner Zeit im Umweltminis­terium intensiv mit der Brennstoffzellentechnik befasst hat. Wenn erst einmal die Produktion abwandere, würden einige Zeit darauf auch die Abteilungen für Forschung und Entwicklung nachfolgen.

Den Grundkonflikt benannte er klar und deutlich: „Immer dann, wenn es um die Neuansiedlung von Gewerbe geht, stellt sich die Frage, wie das zum Klimaschutz und zum Ziel des sparsamen Flächenverbrauchs passt.“ Zum Klimaschutz konstatierte er: „Bei neuen Gewerbegebieten gehören Themen wie Dachbegrünung. Energieeffizienz und die Versickerung von Oberflächenwasser längst zum Standard.“

Es gehe nicht darum, Naturschutz und Wertschöpfung gegeneinander auszuspielen. Vielmehr sei beides miteinander in Einklang zu bringen: „Für den Klimaschutz brauchen wir umweltfreundliche Technologien. Die helfen uns dabei, den Klimawandel aufzuhalten. Alle Unternehmen, die für den Hungerberg infrage kommen, arbeiten an solchen Technologien.“

Damit kam er auch auf den Flächenverbrauch zu sprechen und auf die Befürchtung, dass sich ein großer Versandhändler am Hungerberg niederlassen könnte: „Es ist jetzt schon so, dass Logistikunternehmen regelmäßig nach gro­ßen Flächen bei uns fragen. Aber für großflächige Unternehmen dieser Art, die dann vor Ort auch kaum Gewerbeseteuer zahlen, geben wir unsere Flächen nicht her. Das wird auch so bleiben.“

Nicht alles ist im Bestand möglich

Bestandsflächen zu reaktivieren sei ein wichtiges Ziel: „Es gibt Unternehmen, die den Transformationsprozess innerhalb der bestehenden Produktion steuern können. Das gelingt aber nicht immer. Es braucht auch neue, großformtige Produktionsflächen - in diesem Fall zehn bis 20 Hektar südlich der Autobahn. Wir sollten da auf kommunaler Ebene die Rahmenbedingungen für Ansiedlungen ermöglichen, die uns in die neue Welt führen.“

Kirchheim profitiere vom Hungerberg unter anderem durch die Erschließungsstraße, die um südöstlich um die Autobahnmeisterei herumführe und schließlich in der Bohnau in die Einsteinstraße münde. Die Befürchtung, dass das zu mehr Verkehr auf der Tannenbergstraße führen wird, teilt der Oberbürgermeister nicht - im Gegenteil: „Derzeit ist die Bohnau nicht gut an überörtliche Verkehrsstraßen angebunden. Die Erschließungsstraße dürfte als für eine Reduzierung des Verkehrs in der Tannenbergstraße sorgen.“

Außer dem Oberbürgermeister waren auch wieder die Experten gefragt, die Auskunft über Artenschutz und Kaltluftströme geben konnten: Professor Dr. Christian Küpfer und Dr. Christian Geißler. Sie legten dar, dass der Jauchert- und der Gießnaubach entscheidend sind - einerseits als Lebensraum für Tiere und andererseits als Leitbahn für Kaltluftströme. Bleiben diese Bachlandschaften unangetastet, lässt sich eine Gewerbeansiedlung auf dem Höhenrücken des Hungerbergs durchaus umweltverträglich gestalten. Auch der wertvolle Boden, der am Hungerberg auszuheben wäre, könnte im Umkreis von fünf Kilometern dazu dienen, andere landwirtschaftliche Flächen aufzuwerten.

Die Frage nach der Neutralität der Gutachter beantwortete Dettingens Bürgermeister Rainer Haußmann: „Wir beauftragen Sachverständige, die den Zustand der Flächen nach Recht und Gesetz analysieren. Sie machen Vorschläge, um die Eingriffe zu kompensieren. Befangen sind unsere Experten nicht. Sie haften für das was sie tun - also auch dafür, dass ihre Untersuchungen den Tatsachen entsprechen.“