Kirchheim

Auf den Feldern sollen Häuser wachsen

Wohngebiet Ötlingen soll sich im „Berg-Ost“ weiter in Richtung Autobahn ausdehnen. Die Lindorfer hoffen auf einen Nahversorger am neuen Südrand des benachbarten Kirchheimer Teilorts. Von Andreas Volz

Kirchheim plant ein neues Baugebiet: „Berg-Ost“ in Ötlingen soll sich südlich der Straße „Auf dem Berg“ in Richtung Autobahn ausdehnen - bis zur Höhe der Zufahrtsstraße zum Rübholz, die sich auf der anderen Seite der Lindorfer Straße befindet. Von der bisherigen Freifläche zwischen vorhandenem Wohngebiet und Autobahn soll also gut die Hälfte zugebaut werden. Geplant sind vor allem Einfamilienhäuser, die aber nicht allesamt freistehend sein müssen: „Auch Doppel- oder Reihenhäuser sind Einfamilienhäuser“, sagte Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker im Gemeinderat.

Die Autobahnnähe sorgt allerdings dafür, dass die künftigen Bewohner vor dem Verkehrslärm geschützt werden müssen. Kirchheims oberster Stadtplaner Gernot Pohl führte deswegen aus, dass die Bebauung ganz im Süden beginnen müsse, und zwar auf einer Gewerbefläche: „Erst wenn die Gebäude dort stehen, ist der Lärmschutz vorhanden, den wir brauchen, um die Baugenehmigungen für die Wohnhäuser erteilen zu können.“

Gedacht ist an einen Nahversorger, der dort im Süden unterkommen sollte und den sich insbesondere die Lindorfer wünschen. Die Stadtverwaltung will aber zunächst eine Bedarfsanalyse in Auftrag geben: „Wir verstehen den Bedarf aus Lindorf. Aber wir müssen uns auch nach den vorhandenen Strukturen in Ötlingen richten. Wir wollen dem dortigen Cap-Markt nicht schaden.“

Außer den Lindorfern könnten allerdings auch die neuen Bewohner Ötlingens vom Nahversorger vor ihrer Haustüre profitieren. Die Stadt rechnet mit knapp 120 Häusern, die auf gut 87 000 Quadratmetern Bruttobaufläche entstehen sollen. Die Zahl der Häuser in Einwohner „umzurechnen“, ist allerdings ein schwieriges Unterfangen, wie Gernot Pohl gestehen musste: „Wir gehen ganz grob von 800 Personen aus, die dort wohnen können. Aber man weiß vorher natürlich nie so genau, wer da mit wie vielen Leuten in welches Haus einziehen wird.“ Immerhin denkt die Stadtverwaltung von vornherein an eine gute Durchmischung. Dem Gebiet soll es möglichst nicht so gehen wie vielen anderen: Erst ziehen die jungen Familien hin, dann ziehen die Kinder nach der Schule fort - und schließlich bleiben nur noch alte Menschen übrig.

Zum Zeitplan meinte Gernot Pohl: „Wir müssen erst noch Gespräche mit den Eigentümern führen, bevor wir ein Bebauungsplanverfahren einleiten können.“ Die Gespräche dürften sich gut zwei Jahre hinziehen. Bis danach die ersten Häuser stehen, werde es weitere drei Jahre dauern.

Eva Frohnmeyer-Carey (Frauenliste) zeigte sich enttäuscht vom städtebaulichen Vorentwurf, der wenig Möglichkeiten für innovatives Bauen biete. Sie beantragte deshalb einen städtebaulichen Wettbewerb. Dr. Jürgen Berghold (Grüne) beantragte außerdem, die Planung für zwei Jahre auszusetzen und dann noch einmal den Bedarf abzufragen.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Dr. Thilo Rose will dagegen „den Leuten nicht vorschreiben, wie sie zu wohnen haben“. Ein Wettbewerb verzögere zudem die Planung und führe auch nicht zu günstigem Wohnraum - weil die Kosten dafür auf die Grundstückspreise umgelegt werden. Hans-Peter Birkenmaier (Freie Wähler) und der SPD-Fraktionsvorsitzende Marc Eisenmann lobten den Vorentwurf mit Quartiersplatz, viel Grün und hoher Aufenthaltsqualität als „sehr gelungen“. Es sei richtig, an dieser Stelle Einfamilienhäuser zu planen, weil sonst fast überall in Kirchheim Geschosswohnungsbau geplant sei.

Die Anträge auf einen Wettbewerb sowie auf ein vorläufiges Aussetzen der Planung lehnte der Gemeinderat mit großer Mehrheit ab. Die Stadtverwaltung kann das Gebiet „Berg-Ost“ also wie geplant weiterentwickeln.