Kirchheim

Auf den Höfen gibt es nichts zu lachen

Kreisbauerntag In der Dettinger Schlossberghalle drehte sich alles nur um ein Thema: die Landwirtschaft. Sie hatte im vergangenen Jahr mit einigen Herausforderungen zu kämpfen.

Die Landwirtschaft hatte im letzten Jahr mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen: das Wetter, die Märkte, aber auch der steigende
Die Landwirtschaft hatte im letzten Jahr mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen: das Wetter, die Märkte, aber auch der steigende Flächenverbrauch.Foto: Jean-Luc Jacques

Gelbe Primeln auf hellgrünen und weißen Servietten, schön gedeckte Tische und ein lichtdurchfluteter Saal brachten an diesem schönen Wintertag einen Hauch von Frühling in die Schlossberghalle in Dettingen zu den Gästen des Kreisbauerntages 2017. Zu dieser Veranstaltung hat der Kreisbauernverband Esslingen geladen.

Die Dettinger Landfrauen haben viel Herzblut in die Dekoration und die Vorbereitung gesteckt. Ebenso, wie es die Bauern im Kreis in ihrer alltäglichen Arbeit tun, um die Bevölkerung mit dem Wichtigsten zu versorgen - den Lebensmitteln. Sie tun das, auch wenn ihre Arbeit noch so beschwerlich ist. Denn die Stimmung in den landwirtschaftlichen Betrieben schien nicht ganz zu dem aufgelockerten Ambiente zu passen, wie sich den Ausführungen des Kreisvorsitzenden Siegfried Nägele entnehmen ließ. Die Anwesenden, unter ihnen waren Kreis-, Landtags- und Bundespolitiker und der Hauptreferent, Enno Bahrs von der Universität Hohenheim, bekamen doch eher kritische Töne zu hören.

Das landwirtschaftliche Jahr 2016 sei, wie schon das Vorjahr, eine Herausforderung gewesen. Die Stimmung auf den Höfen sei „sehr kritisch“. Aber es zeigt sich auch eine kleine Aufhellung, so der Kreisvorsitzende. Der Landwirt haderte mit dem Wetter im vergangenen Jahr. „Entweder war es konstant zu nass oder konstant zu trocken.“ Die Folge waren Ertragseinbußen von zehn Prozent.

Nicht nur das Wetter macht den Landwirten Schwierigkeiten, es sind auch die Märkte, die für einen geringen Jahresgewinn sorgen, und der steigende Flächenverbrauch. Nägele machte keinen Hehl daraus, dass er von der Arbeit des neu gegründeten Landschaftserhaltungsverbandes mehr erwartet hätte. Er hatte gehofft, dass der „Name hier Programm ist“. Doch sieht er keine Reduzierung des Flächenverbrauchs. Und er formulierte es so: „Wenn unser Raum so begehrt ist, dann erkennt bitte, dass man nicht mehr so bauen kann wie vor 50 Jahren. Auch wir können nicht mehr so wirtschaften wie früher.“

Zu den Problemen, mit denen die Landwirtschaft zu kämpfen hat, gehört auch das Jakobskreuzkraut, ein Unkraut, das eigentlich schön gelb blüht, sich aber immer mehr verbreitet. Es enthält giftige Stoffe, die nicht ins Heu oder in die Silos geraten dürfen. Hier habe man erreicht, dass zur Eindämmung die Straßenränder zwei Mal im Jahr gemäht werden.

Auch müsse das Tierwohl weiterentwickelt werden. Bei Neubauten sei dies Standard. In laufenden Betrieben müsse es weiter möglich sein, seine Tiere im vorhandenen Umfeld in Anbindehaltung unterzubringen. Für kleinere Betriebe seien die Investitionen zu hoch. Fast alle Betriebe die aufgeben, sind Betriebe mit Tierhaltung, so Nägele. Er wandte sich auch an die Jüngeren, sich nicht entmutigen zu lassen und die Zukunft selbst in die Hand zu nehmen.

Dettingens Bürgermeister Rainer Haußmann ging in seinem Grußwort auf den Flächenverbrauch ein. Es gehe im Grunde in jeder Kommune darum, Infrastruktur vorzubereiten. „Auch künftig werden wir Konflikte haben zwischen Kommunen und Landwirtschaft.“ Aber er machte auch Hoffnung: „Regionale Produkte sind etwas wert und immer mehr Menschen sind bereit, auch die Preise zu bezahlen.“

Dr. Reinhold Klaiber vom Landwirtschaftsamt Esslingen ging ebenfalls auf die Herausforderungen des Jahres 2016 ein. Die Bauern hatten mit schwierigem Agrarwetter mit Niederschlägen, einer angespannten wirtschaftlichen Lage und dem Diskurs über die Agrarstruktur zu kämpfen. Dem schloss sich der Vortrag des Referenten Professor Dr. Enno Bahrs von der Universität Hohenheim an. Er sprach über den Wettbewerb zwischen Markt und Gesellschaft. Er beleuchtete die Landwirtschaft aus wissenschaftlicher Sicht und informierte über die Situation in Baden-Württemberg.

Er verwies auf das, was die Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten geleistet hat. „Darauf können Sie stolz sein“, so der Wissenschaftler und fügte hinzu, dass dies allerdings mit erheblichen Veränderungen einhergegangen sei. Er forderte Offenheit gegenüber technischem Fortschritt und Eigeninitiative, wenn es um die Vermarktung geht. Bahrs ermutigte die Anwesenden, die Herausforderungen als Chance zu sehen: „Die Zukunft der Landwirtschaft ist gut.“

In seinem Schlusswort bemängelte Vorsitzender Tobias Briem die geringe Wertschätzung der Landwirtschaft. Sie stehe für Nachhaltigkeit im Einklang mit der Natur und sei eine Wirtschaftskraft.