Kirchheim

Auf der Suche nach der richtigen Lehrstelle

Der BDS Kirchheim und die Raunerschule arbeiten beim Pilotprojekt „Schülerpaten“ eng zusammen

Der Bund der Selbständigen (BDS) hat in Kirchheim ein neues Ausbildungsprojekt aus der Taufe gehoben: Erfahrene Führungskräfte werden Schülerpaten.

So angenehm kann Arbeiten sein: „Pate“ Ewald Metzger informiert sich gemeinsam mit dem 14-jährigen Ben über dessen Berufswunsch.
So angenehm kann Arbeiten sein: „Pate“ Ewald Metzger informiert sich gemeinsam mit dem 14-jährigen Ben über dessen Berufswunsch. Der Achtklässler möchte nach der Schule eine Lehre zum Land- und Baumaschinenmechatroniker absolvieren.Foto: Carsten Riedl

Kirchheim. Es wird nicht immer so gemütlich zugehen wie an diesem Sommernachmittag bei Ewald Metzger, der seinen „Schützling“ Ben zum ersten Treffen auf seine Terrasse eingeladen hat. Bei Ben scheint keine umfangreiche Betreuung nötig zu sein. „Da kann ich gar nicht viel helfen“, stellt Ewald Metzger fest. Das liegt aber nicht daran, dass Ben nicht mehr zu helfen wäre. Im Ge­genteil: Der 14-Jährige hat klare Vorstellungen davon, wie es nach der Schule weitergehen soll: „Ich will ei­ne Ausbildung als Land- und Baumaschinenmechatroniker machen.“ Und das ist nicht nur ein vager Berufswunsch, denn er hat schon eine ganze Reihe Praktika in unterschiedlichen Betrieben absolviert.

Auch über die Ausbildung weiß Ben Bescheid: „Das dauert dreieinhalb Jahre. Zum Blockunterricht geht es erst ein Jahr nach Nürtingen und dann für zweieinhalb Jahre an die Max-Eyth-Schule in Kirchheim.“ Wie kommt man dazu, als Achtklässler so detaillierte Vorstellungen vom Berufswunsch zu haben? Ganz einfach: „Ich mag die Maschinen.“ Das bezieht sich nicht nur auf den Traktor, den sie zuhause haben. Auch bei Freunden seines Vaters gibt es entsprechende Maschinen. Nicht zuletzt hat Ben auch als Mitglied der THW-Jugendgruppe in Kirchheim mit leistungsstarken Maschinen zu tun.

Die Idee, Land- und Baumaschinenmechatroniker zu werden, treibt den zielgerichteten Achtklässler schon seit zwei Jahren um. Eine Zeit lang hat er sich überlegt, vorher noch einen Werkrealschulabschluss zu machen, aber jetzt zieht er den sofortigen Einstieg in die Berufspraxis vor. „Meine Eltern sind auch einverstanden, dass ich das mache.“

Kein Wunder, dass der langjährige BDS-Vorsitzende Ewald Metzger mit dem „Patenamt“ für Ben keine allzu schwere Aufgabe übernommen hat. Am ersten Tag geht es darum, dass ihm Ben seinen Entwurf für eine Bewerbung zuschicken soll. „Ich will da nicht viel dreinreden“, sagt er behutsam, „ich will halt mal drüberschauen.“ Den einen oder anderen Hinweis kann er sicher geben. Mehr aber auch nicht. Erstens wird es bei Ben gar nicht nötig sein, die Bewerbung komplett neu zu formulieren. Und zweitens würde das auch gar nicht zum Konzept des Patenprojekts passen.

Zum Konzept sagt Bettina Schmauder, die beim BDS gemeinsam mit Ewald Metzger für das Schülerpaten-Programm verantwortlich zeichnet: „Der BDS verfügt über viele erfahrene Leute, die wertvolle Tipps geben können. Wir wollen aber das eigene Engagement der Schüler stärken. Wir übernehmen nicht die Stellenvermittlung.“ Ziel ist es, die jungen Menschen in einem dualen Ausbildungsverhältnis unterzubringen. Es geht aber nicht darum, „Hunde zum Jagen zu tragen“. Gedacht ist vielmehr an das Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“. Deswegen ist das Angebot auch ganz individuell auf die jeweiligen Jugendlichen zugeschnitten. Und noch etwas ist wichtig: „Die Schüler machen das freiwillig.“

Ewald Metzger ergänzt, dass es sich bei dieser Freiwilligkeit nicht um etwas Unverbindliches handelt, das man wahrnehmen kann oder auch nicht – je nach Lust und Laune oder nach Tagesform. Die Achtklässler gehen vielmehr freiwillig eine Verpflichtung ein: „Da gibt es einen richtigen Vertrag.“ Vertragspartner sind außer den Schülern und ihren Paten auch noch die Schule und die Eltern.

„Die Schule“ beschränkt sich bislang auf die Kirchheimer Raunerschule. „Wenn andere Schulen auch ein Interesse an unserem Patenprojekt haben, sind wir dafür offen“, meint Bettina Schmauder: „Eine Ausdehnung ist im Erfolgsfall nicht ausgeschlossen.“ Zunächst einmal befindet sich das Projekt also in einer Pilotphase – mit acht Schülerinnen und Schülern, die je einen „Paten“ an ihrer Seite haben. Möglich wäre es auch, dass ein Pate im nächsten Durchgang eine kleine Gruppe betreut. Auf jeden Fall ist der BDS auf der Suche nach weiteren Paten. Zum einen überlappen sich die Jahrgänge, weil das Projekt auf eineinhalb Jahre ausgelegt ist. Zum anderen soll das Programm weiteren Zulauf erhalten. Die Paten müssen auch nicht Mitglieder im BDS sein, betonen Bettina Schmauder und Ewald Metzger.

Für Ewald Metzger könnte sich aus dem Patenamt übrigens noch ein weiterer Vorteil ergeben: Im Garten geht gerade ein Rasenmäher-Roboter gemächlich seiner Arbeit nach. Auch diese kleinen Maschinen gehören zu Bens künftigem Fachbereich. Sollte der Roboter also einmal reparaturbedürftig werden, hat Ewald Metzger einen kurzen Draht zum Fachmann.