Kirchheim

Auf der ZielgeradenSommerserie

Sieben Projekte aus Kirchheim und Umgebung können den Ehrenamtspreis 2016 gewinnen

Mit sieben Bewerbern geht der Teckbote in die nächste Runde. Wer steckt dahinter und wie verbessert ihr Engagement das Zusammenleben hier?

Kirchheim. Unter dem Motto „Zusammen leben ohne Grenzen“ steht der Ehrenamtspreis 2016. Es ist ein Motto, das massig Raum für Interpretationen bietet. In einem Jahr, in dem Tausende Menschen in Deutschland Unterschlupf gefunden haben, gilt der erste Gedanke denjenigen, die sich in der Flüchtlingsarbeit engagieren. Kein Wunder also, dass sich das auch in den Bewerbungen widerspiegelt.

Die Arbeit von Ehrenamtlichen geschieht meistens im Verborgenen. Alle zwei Jahre soll der Ehrenamtspreis ihre Taten in die Öffentlichkeit heben. Schon seit 13 Jahren ist der Teckbote eine von vier Tageszeitungen im Landkreis Esslingen, die den Preis gemeinsam mit der Stiftung Kreissparkasse ausschreiben. Insgesamt werden 20 000 Euro zur Verfügung gestellt. Seit dem Start gingen etwa 1 200 Bewerbungen ein. Unter den sieben Projekten, die der Teckbote dieses Jahr ins Finale schickt, sind gleich vier Arbeitskreise Asyl vertreten: Die Gruppen in Dettingen und Holzmaden, die Fahrradwerkstatt des AK Asyl in Weilheim und Margarete Gienger, die sich im Neidlinger AK Asyl einsetzt. Außerdem will der Teckbote die Arbeit der TG Kirchheim, des Café Hope und der Familie Raff würdigen. Ein erster Einblick:

In Dettingen sind im Dezember rund 100 Flüchtlinge auf einen Schlag angekommen. Als bekannt wurde, dass die Gemeinde fast doppelt so viele Geflüchtete aufnehmen wird wie benötigt, zeigten viele Dettinger sofort Hilfsbereitschaft. Mit vielfältigen Angeboten konnten schon nach kurzer Zeit Praktika und Ein-Euro-Jobs vermittelt werden, die die Integration im neuen Land erleichtern. Der AK Asyl in Dettingen gilt als einer der größten der Umgebung.

In Holzmaden geht es etwas familiärer zu: Auch dort haben sich rund 30  Personen in einer Arbeitsgruppe zusammengefunden. Dank der überschaulichen Anzahl an Flüchtlingen kann die Gruppe nahezu eine Eins-zu-Eins-Betreuung leisten. Und auch wenn die Neulinge „flügge werden“, und nicht mehr in der Gemeinschaftsunterkunft untergebracht sind, bleiben die Helfer mit ihnen in Kontakt.

In Weilheim wurde stellvertretend für die Arbeit des AK Asyl die Fahrradwerkstatt für den Ehrenamtspreis vorgeschlagen. Dort werden Fahrräder wieder fahrtüchtig gemacht, bis sie allen Anforderungen entsprechen und dann an Flüchtlinge weitergegeben, die oft auf die Räder angewiesen sind. Viele der Flüchtlinge, die einst davon profitierten, packen inzwischen selbst in der Werkstatt mit an.

Für den AK Asyl in Neidlingen geht Margarete Gienger ins Rennen, die sich seit der ersten Stunde für die Neuankömmlinge vor Ort einsetzt. Sie ist die Sprecherin und Koordinatorin des Arbeitskreises und scheut sich bei ihrem Engagement nicht vor Nähe. So lädt sie ihre Schützlinge auch mal zum Essen ein. Außerdem überlässt sie einigen Flüchtlingen Teile ihres eigenen Gartens zur Bewirtschaftung.

Auch die Familie Raff kennt keine Berührungsängste. Zwei der fünf Kinder des Hauses sind schon ausgezogen, doch von gähnender Leere ist in ihrem Haus in Weilheim keine Spur. Statt sich langsam auf Ruhe und gemütliche Zweisamkeit einzustellen, haben die Raffs vier Flüchtlinge bei sich aufgenommen. Die 22- bis 28-jährigen Pakistanis teilen sich jetzt die Zimmer der weggezogenen Kinder.

Im April sind etwa 120 junge Flüchtlinge in das Containerdorf in der Dettinger Straße eingezogen. Dass das unter vielen Kirchheimern für Ängste sorgte, hat die Turngemeinde (TG) Kirchheim schnell gemerkt. Schon im Sommer gründeten sie eine Flüchtlingsfußballmannschaft, um Berührungsängste abzubauen. Der Sport soll verbinden und eine Abwechslung zum monotonen Alltag bieten. Inzwischen kommen die Spieler nicht mehr nur aus Kirchheim. Für das Projekt nehmen einige Wege bis zu 15 Kilometer auf sich.

Auch das Café Hope leistet in Kirchheim einen Beitrag zum Zusammenleben ohne Grenzen. Das Café hilft, Menschen in besonderen Lagen in den Alltag zu integrieren. Etwa 35  der 50 Mitarbeiter sind Geflüchtete. Auch Langzeitarbeitslose und Behinderte sind dort beschäftigt. An drei Tagen in der Woche bereiten sie im Team einen günstigen Mittagstisch für jedermann vor.

In den nächsten Wochen stattet der Teckbote allen Finalisten einen Besuch ab. Einen ausführlichen Einblick in die Arbeit der Ehrenamtlichen gibt es dann in unserer Teckboten-Sommerserie.