Kirchheim
Auf in die Freiheit!

Abenteuer In einem Kastenwagen zu leben und jeden Tag an einem anderen Ort aufzuwachen, das ist für Annkatrin Mehlhorn und Fabian Zacke Alltag. Auf ihrem Youtube-Kanal „Neuland Pioneers“ nehmen sie ihre Fangemeinde mit. Von Silja Kopp

Den Job hinschmeißen, die Wohnung kündigen und auf Weltreise gehen: Nach einem stressigen Tag wünscht sich der ein oder andere Arbeitnehmer genau das. Fabian Zacke und Annkatrin Mehlhorn haben es gemacht. Durch den Corona- Lockdown war es zwar nicht die gewünschte Reise nach Australien, aber dafür eine Van-Tour durch ganz Europa. „Wir hatten alles für eine Work-and-Travel Reise in Australien vorbereitet und dann kam der erste Corona-Lockdown“, erzählt Fabian Zacke. Der geborene Kirchheimer baute daraufhin mit seiner Freundin einen Kastenwagen für eine Europa-Reise zu einem Wohnmobil um: „Ich dachte, meine Familie hält mich für bescheuert bei dieser Idee, aber tatsächlich hat unser Umfeld total positiv reagiert“, erinnert er sich. 

 

„Viele träumen davon, aber trauen sich am Ende doch nicht.
Annkatrin Mehlhorn 
Über das Leben im Wohnmobil

 

Ihr mobiles Zuhause haben sie „Elvis“ genannt, da der Verkäufer ihres Vans für sie wie Elvis Presley aussieht. Auf den ersten Blick wirkt das Wohnmobil sehr unscheinbar. „Wir haben uns bewusst dafür entschieden, dass der Wagen nicht auffällig aussieht. Schließlich wollen wir keinen Einbruch provozieren, wenn das Auto mal länger irgendwo stehen bleibt und wir weg sind“, erklärt Annkatrin Mehlhorn. Das Leben im Wohnmobil ist sehr minimalistisch. Viel Kleidung kann nicht mitgenommen werden, und auch Gas und Strom sind nur knapp vorhanden. Bei der Ausstattung des Wagens sind die Youtuber auf kreative Ideen gekommen: Um Platz zu sparen, gibt es eine Schiebedusche, die Sitzbank wird zum Bett, und die Tür dient als Garderobe.  

Um das Abenteuer mit der Familie und Freunden zu teilen, hatte Fabian Zacke den Einfall, Videos für Youtube zu machen. „Annkatrin hatte anfangs überhaupt keine Lust darauf, das hat man in den Beiträgen auch gemerkt“, erzählt er und muss grinsen. Sie filmten die Einrichtung ihres Vans und machten dann Videos über ihre Reisen und Erlebnisse. Innerhalb eines Jahres haben sie vor allem die Länder der Balkanhalbinsel bis nach Griechenland bereist und von dort aus Videos gedreht.

Das Camping-Thema erfreute sich so großer Beliebtheit, dass nach einiger Zeit viele fremde Zuschauerinnen und Zuschauer hinzukamen und Fabian Zacke sich darauf fokussierte, Videos zu produzieren. Seine Freundin suchte sich eine Firma, bei der sie als Personalreferentin im Homeoffice arbeiten kann. Dass Annkatrin an den unterschiedlichsten Orten vom Wohnmobil aus arbeitet, ist für sie gar kein Problem: „Überall ist das Internet besser als in Deutschland“, sagt sie und lacht. 

Einige Nachteile gibt es allerdings in ihrem Camping-Alltag: „Manchmal vermisse ich es, lange warm zu duschen“, gibt Annkatrin Mehlhorn zu. Fabian Zacke findet das Wohnen auf engem Raum nicht sonderlich schlimm, sondern sieht es eher als Anreiz, Ordnung zu halten und viel zu kommunizieren: „Einen Streit muss man immer gleich klären, weil wirklich aus dem Weg gehen kann man sich hier nicht“, erklärt er. „Wir sind aber auch schon seit zehn Jahren zusammen und somit ein eingespieltes Team. Damit kommen wir klar“, fügt seine Freundin hinzu.

 

"Bei einem Streit kann man sich nicht aus dem Weg gehen
Fabian Zacke 
empfiehlt, Probleme im Wohnmobil sofort zu lösen
 

Auf ihren Reisen in Europa haben sie schon Bären gesehen, unterwegs Freundschaften geschlossen und mussten ihren Van einmal in Reparatur schicken: „Als wir in Rumänien legal an einem Strand standen, wurde wohl ein Mensch auf uns sauer und hat unsere Reifen aufgestochen. Die neuen Reifen haben uns aber auch nur 20 Euro gekostet“, erinnert sich Fabian Zacke.

Aus der geplanten Reise ist eine Lebensform geworden. Wie lange das Paar das Leben im Wohnmobil fortführen möchte, das wissen die beiden noch nicht. „Nach einiger Zeit wird man auch reisemüde“, merkt Annkatrin Mehlhorn an. „Irgendwann wollen wir auch mal ankommen, bei den Immobilienpreisen in Deutschland kaufen wir uns aber lieber ein Haus im Ausland“, sagt Fabian Zacke dazu. Mindestens eineinhalb Jahre würden sie gerne noch reisen. Dabei kommen sie alle drei bis vier Monate nach Hause, um Freunde und die Familie zu sehen. Der nächste Plan ist, nach Mallorca zu fahren, denn dort ist es noch schön warm .. .