Kirchheim
Augenarztsuche: Wo es noch Termine gibt

Versorgung In Kirchheim und Umgebung einen Augenarzttermin zu bekommen, gleicht einem Spießrutenlauf, und das nicht erst, seit Dr. Peter Enke seine kassenärztliche Praxis abgegeben hat. Ein Selbstversuch. Von Antje Dörr

Mama, die Buchstaben tanzen vor meinen Augen“, sagt das Kind. Das klingt nicht gut. Auch auf dem Spielplatz hat mein Sechsjähriger kürzlich beinahe danebengegriffen, als er das Seil packen wollte. Der Zeitpunkt, an dem sich die Sehschwäche des Kindes andeutet, könnte nicht ungünstiger sein. Denn vor wenigen Wochen hat der Augenarzt, bei dem wir seit meiner Kindheit Patienten waren und der auch meinen Sohn schon mehrmals untersucht hat, seine kassenärztliche Praxis geschlossen. Und man hört, dass es schwierig bis unmöglich sein soll, bei einem anderen Kirchheimer Augenarzt als Neu-Patient aufgenommen zu werden. 

Zwei Kirchheimer Praxen kommen für uns nicht infrage, weil es sich bei ihnen um Privat- und Selbstzahler-Praxen handelt. In denen mit Kassenzulassung hagelt es nur Absagen. „Wir nehmen nur Patienten, die alle drei Monate zur Untersuchung kommen“, heißt es in der ersten. Kinder könne man ohnehin nicht untersuchen, weil man keine Augenschule habe. Auch die andere kassenärztliche Praxis winkt ab: „Zu voll“. In Kirchheim ist also aktuell nichts zu machen.

Immerhin erhalten wir den Tipp, uns bei einer Praxis in Esslingen zu melden, die sich auf Kinder spezialisiert hat. Dort erhalten wir einen Termin. Im September. Nach dieser Erfahrung sinkt meine Motivation, mir bei weiteren Augenärzten im Landkreis Esslingen entweder eine Absage einzuhandeln oder einen Termin zu bekommen, auf den wir monatelang warten müssen. Als Rettung entpuppt sich der Rat eines Kollegen: Ich soll es auf der Internetseite www.116117.de, dem Patientenservice der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, versuchen. Unter „eTerminservice“ ist es möglich, sich freie Augenarzttermine in der Nähe anzeigen zu lassen. Tatsächlich sind in der kommenden Woche Termine bei zwei Ärzten in Wendlingen und Frickenhausen frei. Langfristig möchte ich zwar eigentlich nicht nach Wendlingen oder Frickenhausen fahren, aber für den Moment scheint das Problem gelöst. 

Enke bekommt Nachfolger

Und auch in Kirchheim scheint es wieder etwas bergauf zu gehen: Mehrere Augenärzte haben sich beworben, um die kassenärztliche Praxis von Dr. Peter Enke zu übernehmen. „Wir wissen allerdings nicht, wer kommt“, sagt der Kirchheimer Augenarzt, der nach wie vor in seiner Privat- und Selbstzahlerpraxis Patienten untersucht. Über die Besetzung entscheide eine Kommission, er selbst habe nur ein Vorschlagsrecht. Bis es so weit ist, dauert es jedoch noch, denn die Kommission tritt erst im Mai zusammen. „Vor dem dritten Quartal, also vor dem 1. Juli, wird das nichts“, sagt Enke.

Kreis Esslingen ist für zusätzliche Augenärzte gesperrt

Rein rechnerisch ist der Landkreis Esslingen mit Augenärzten überversorgt. Die Versorgung liegt laut Kassenärztlicher Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) bei 115,1 Prozent. Neu zugelassen werden Ärzte aber nur, wenn der Versorgungsgrad unter 110 Prozent liegt. Das heißt: „Der Kreis Esslingen ist gesperrt für zusätzliche Augen­ärzte“, sagt KVBW-Sprecher Kai Sonntag. Eine Ausnahme stellt die Übernahme bestehender Praxen dar. Dann kann ein neuer Arzt Fuß fassen – allerdings nur mit Genehmigung.

Dass es Engpässe bei den Augenarztterminen gibt, weiß KVBW-Sprecher Kai Sonntag. „Die 115,1 Prozent spiegeln nicht das Bedürfnis der Patienten nach Terminen wider, sondern die zur Verfügung stehenden Mittel“, sagt er: „Die Kontingentierung hat der Gesetzgeber festgelegt, um den Beitragssatz stabil zu halten.“ Grundlage für die Versorgung und die maximale Anzahl der Kassensitze in den jeweiligen Gebieten ist die Bedarfsplanungs-Richtlinie auf Bundesebene. bil/adö