Kirchheim
Aus der Mutter-Kind-Hilfe in die eigene Wohnung

Soziales Diakonie und Privatunternehmen: Zwei Beispiele, wie sozialer Wohnraum geschaffen wird.

Kirchheim. Melanie Maier (Name geändert) ist glücklich: Mitten im neuen Kirchheimer Steingau-Areal hat sie gerade mit ihrem sechs Jahre alten Sohn und der einjährigen Tochter ihre neue Wohnung bezogen: 74,1 Quadratmeter, drei Zimmer und einen Spielplatz direkt am Haus. „Ich bin froh, ein Zuhause gefunden zu haben, das einen normalen Familienalltag ermöglicht“, sagt die alleinerziehende Mutter. Aus eigener Kraft hätte sie diese Wohnung wohl nicht bekommen. Möglich macht es ein Projekt der Diakonie. Die hat mithilfe eines privaten Spenders die Wohnung erworben und tritt als Vermieter auf. Mit Förderung der landeseigenen L-Bank nimmt sie 550 Euro Miete, 33 Prozent weniger als üblich. „Damit haben wir sozialen Wohnraum geschaffen“, sagt der Vorsitzende des Kreisdia­konie-Verbands, Eberhard Haußmann. Über das Mutter-Kind-Wohnen der Stiftung Tragwerk kam der Kontakt zu Melanie Maier zustande, die dort nach Spannungen im familiären Umfeld mit ihren Kinden untergekommen war. „Wir hoffen, dass es noch viele Nachahmer gibt“, sagt Eberhard Haußmann zu seinem ungewöhnlichen Projekt.

Einige Blöcke weiter hat die Dettinger Firma Wohnbau Birkenmaier elf Sozialwohnungen geschaffen - es war ihr erstes Projekt in dieser Form. Bei 7,37 Euro pro Quadratmeter kos­tet die 70-Quadratmeter-Wohnung hier 520 Euro. Geschäftsführer Hans-Peter Birkenmaier sitzt im Kirchheimer Gemeinderat und kennt die Wohnungsnot. „Wir erreichen mit normalen Wohnungen nur noch 50 Prozent der Bevölkerung“, sagt er. In Kirchheim stehen rund 300 Haushalte auf der Liste der Wohnungssuchenden.

Dabei wird es den Bauherren aber nicht immer leicht gemacht. Planen, Bauen und Finanzieren ist wegen der Förderformalitäten kompliziert, man habe anderthalb Jahre Vorbereitung gebraucht“, sagt er. So sind für eine Mutter mit Kind maximal 63 Quadratmeter erlaubt. Was aber, wenn die Wohnung 70 Quadratmeter hat? „Dann muss sie barrierefrei sein“, erklärt Jennifer Gössel, die bei Birkenmaier für die Vermietungen zuständig ist. Sie wünscht sich „mehr Flexibilität“ bei den Behörden. „Die Betreuung der Wohnungen wird sicher auch eine Herausforderung“, glaubt Hans-Peter Birkenmaier. Sprachlich, kulturell kommen in dem modernen Gebäude mit gemeinschaftlicher Dachterrasse jetzt unterschiedliche Menschen zusammen. Aber das ist im künftigen Steingau-Quartier ja auch gewünscht. Thomas Zapp