Kirchheim

„Aus zwei mach anderthalb“

Sportplätze Der „Ott‘sche Platz“ in Kirchheim wird zum Gewerbegebiet. Dafür wird der „Wembley-Platz“ auf der gegenüberliegenden Straßenseite deutlich aufgewertet. Von Andreas Volz

Der Ott‘sche Platz (im Vordergrund) wird bald bebaut. Der Wembley-Platz (dahinter) erhält ein Kunstrasenspielfeld.Foto: Carsten
Der Ott‘sche Platz (im Vordergrund) wird bald bebaut. Der Wembley-Platz (dahinter) erhält ein Kunstrasenspielfeld.Foto: Carsten Riedl

In Kirchheim ändert sich ein gewohntes Bild: Wer bisher abends am Stadion vorbei in Richtung Jesingen unterwegs war, konnte links und rechts Fußballer beim Training beobachten. Links kickten sie auf dem „Wembley-Platz“, zwischen Jesinger Straße und Lindach gelegen, rechts auf dem „Ott‘schen Platz“, eingerahmt von der Jesinger Straße und der stillgelegten Bahnlinie sowie von der Sudeten- und der Einsteinstraße. Dieses Bild wird sich so nur noch bis Mai bieten. Dann beginnen die Erschließungsarbeiten, die den Ott‘schen Platz umwandeln -vom Bolzplatz in ein Gewerbegebiet mit zwei Grundstücken.

Schon vor zehn Jahren war in der Kirchheimer Sportentwicklungsplanung die Idee aufgetaucht, den Ott‘schen Platz als Sportfläche langfristig aufzugeben. Das lag aber nicht daran, dass plötzlich weniger Fußball gespielt werden würde. Deshalb braucht es auch einen passablen Ersatz. Den wiederum gibt es auf der gegenüberliegenden Straßenseite: Der „Wembley-Platz“ soll aufgewertet werden. Aus dem Rasenplatz wird ein Kunstrasenplatz, der so gut wie immer bespielbar ist, unabhängig vom Wetter. Nur Frost und Schnee wären Hinderungsgründe für die Kicker des VfL.

Der Ausschuss für Technik und Umwelt des Gemeinderats hat sich nicht nur für diesen Kunstrasenplatz ausgesprochen, sondern auch gleich für die größere Variante. Diese verursacht zwar Mehrkosten von 260 000 Euro, hat aber den Vorteil, dass sich das Feld teilen und somit im Training doppelt nutzen lässt. In diesem Fall wird also quer gespielt. Ott‘scher Platz weg, Wembley-Platz aufgewertet - diese Formel brachte Stadtrat Andreas Banzhaf (Freie Wähler) auf den Punkt, indem er vorrechnete: „Aus zwei mach anderthalb.“

Der Vereinssport scheint mit dieser Lösung leben zu können, und auch die privaten Bolzer, die den Ott‘schen Platz seither mitgenutzt haben, bekommen Ersatz: Auf der anderen Lindachseite entsteht ein neuer Bolzplatz.

Mit 1,2 Millionen Euro schlagen diese Fußballplatz-Rochaden zu Buche. Dem stehen Einnahmen aus dem Verkauf des Ott‘schen Platzes gegenüber, auch wenn an diesem Punkt im Gemeinderat keine Zahlen genannt wurden. Die einzigen Zahlen betrafen die Grundstücksgrößen: Das östliche Gewerbegrundstück, das über die Einsteinstraße erschlossen wird, kommt demnach auf 5 100 Quadratmeter, das westliche dagegen, das über die Sudetenstraße an den Verkehr angebunden sein soll, hat gut 4 700 Quadratmeter.

Größere Probleme bei der Erschließung bereitet vor allem die Entwässerung: Das Niederschlagswasser darf nicht einfach in die Kanalisation abgeleitet werden. Die Lindach kommt aber auch nicht infrage, weil sie zu weit entfernt ist. Ein 700 Meter langer Regenwasserkanal - unter der Straße und den Sportplätzen hindurch - lohnt eben den Aufwand nicht. Deswegen soll auf dem Gelände ein Regenrückhaltebecken entstehen, das 290 Kubikmeter fasst.

Betriebe bleiben vor Ort

Die Erschließungskosten liegen bei 418 000 Euro. Der Beginn der Tiefbauarbeiten ist bereits für Mai vorgesehen. Schließlich hat der Gemeinderat schon dem Verkauf des östlichen Grundstücks an ein Kirchheimer Unternehmen zugestimmt. Und auch für das westliche Grundstück besteht das konkrete Interesse eines Kirchheimer Betriebs. Wichtig ist es der Stadt, durch dieses Platzangebot beide Unternehmen vor Ort halten zu können. Wirtschaft und Sport sollen hier also in gleicher Weise berücksichtigt werden.