Kirchheim

Aus zwei mach fünf

Anbau In Lindorf soll der Eichwiesen-Kindergarten um eine dritte Gruppe erweitert werden. Außerdem ziehen die zwei Gruppen der Kinderkrippe im Herbst 2021 in den 2,4 Millionen Euro teuren Erweiterungsbau. Von Andreas Volz

Die Lindorfer Kinderkrippe zieht in einen Erweiterungsbau des Eichwiesen-Kindergartens in etwa einem Jahr um. Foto: Carsten Ried
Die Lindorfer Kinderkrippe zieht in einen Erweiterungsbau des Eichwiesen-Kindergartens in etwa einem Jahr um. Foto: Carsten Riedl

In Lindorf soll sich die Kindergartenlandschaft innerhalb eines einzigen Jahres deutlich verändern: Bislang gibt es zwei Gruppen für Über-Drei-Jährige im Eichwiesen-Kindergarten sowie zwei U 3-Gruppen in der Kinderkrippe, die in einem historischen Gebäude in der Reuderner Straße untergebracht ist. Nun soll in den Eichwiesen zusammenwachsen, was zusammengehört: Wenn alles nach Plan läuft, dürfte für die Kinderkrippe bereits im September 2021 der Umzug in einen Anbau des Eichwiesen-Kindergartens anstehen.

Zusätzlich wird durch den Anbau noch Platz geschaffen, um eine weitere, dritte Ü 3-Gruppe unterbringen zu können. Letzteres war die Grundidee der Planungen für den Lindorfer Kindergarten. Weil Bedarf für diese dritte Gruppe besteht, sollte ein eingeschossiger Anbau erstellt werden, der rund 900 000 Euro gekostet hätte.

Wäre das Haus, in dem die Kinderkrippe untergebracht ist, trotz seines Baujahrs 1899 zukunftsfähig, hätte es die Stadt Kirchheim auch bei diesen 900 000 Euro für die Kinderbetreuung im Ortsteil Lindorf bewenden lassen können. So aber sprach Birgit Spann, die Leiterin des Sachgebiets Hochbau, in der Gemeinderatssitzung von einem „desolaten Zustand“ des Gebäudes. Auf Nachfrage nannte sie auch Details, durch die sich die Zustandsbeschreibung nachvollziehen ließ: „Der Keller ist feucht, die Sanitärbereiche sind nicht optimal, und die Heizung muss dringend erneuert werden.“

Oberbürgermeister Pascal Bader ergänzte: Man müsste 1,2 Millionen Euro investieren, um das Gebäude für die Stadt wieder in Schuss zu bringen.“ Ganz so schlecht wollte Lindorfs Ortsvorsteher Alexander ­Forkl das Haus in der Reuderner Straße aber doch nicht darstellen, denn er verwies darauf, dass die beiden Gruppen ja immerhin noch rund 15 Monate dort untergebracht seien. Deshalb sollte die Stadt auch mit ihren Bemühungen, Haus und Grund zu verkaufen, noch abwarten, bis der Anbau des Eichwiesen-Kindergartens unter Dach und Fach ist.

Um den geplanten Verkauf der Reuderner Straße 6 gab es eine eigene Debatte im Gemeinderat, nachdem Ute Dahner (Linke) gefordert hatte, „das Gebäude und insbesondere das Grundstück in städtischer Hand zu behalten“. Vonseiten der Freien Wähler und der CDU hieß es, dass der Verkauf wichtig ist, um mit dem Erlös einen Teil des Neubaus in den Eichwiesen finanzieren zu können. Bei zwei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen hat sich der Gemeinderat am Ende aber - auf Antrag der SPD-Fraktion - klar für den Verkauf als Möglichkeit der Teilfinanzierung entschieden.

Die Lindorfer Kinderkrippe soll noch ein gutes Jahr in der Reuderner Straße 6 bleiben. Foto: Carsten Riedl
Die Lindorfer Kinderkrippe soll noch ein gutes Jahr in der Reuderner Straße 6 bleiben. Foto: Carsten Riedl

Immerhin kostet der gesamte Anbau, in dem ja ab August oder September 2021 drei Gruppen ihr neues Domizil finden - also sogar noch eine mehr als im bisherigen Eichwiesen-Kindergarten - gut 2,4 Millionen Euro. Wenn dagegen nur für die eine Ü 3-Gruppe angebaut wird, mit eingeschossigem Flachdachbau, der die Option für eine spätere Aufstockung bietet, würde die Gesamtlösung, die der Gemeinderat jetzt ohne Gegenstimmen und Enthaltungen einmütig beschlossen hat, wesentlich mehr Geld verschlingen. Gleich in einem einzigen Bauabschnitt zweigeschossig zu bauen, ist für 2,4 Millionen Euro zwar auch nicht gerade geschenkt, aber trotzdem viel einfacher, als in ein paar Jahren ein weiteres Stockwerk auf den Flachdachbau draufzusetzen.

„Der Druck ist hoch“

Jetzt gleich zweigeschossig für alle fünf künftigen Lindorfer Gruppen zu bauen, hält SPD-Stadträtin Tonja Brinks nicht nur wirtschaftlich, sondern auch pädagogisch für sinnvoll. Für Florian Schepp (Freie Wähler) sind 2,4 Millionen Euro „sehr viel Geld, um ein Gebäude auf städtischem Grundstück zu errichten“. Trotzdem sei diese Investition wichtig und notwendig: „Der Druck durch die Nachfrage nach Plätzen ist hoch.“ Auch Ortsvorsteher Forkl sieht Lindorf durch den Gemeinderatsbeschluss für die Zukunft gut gerüstet: „Wir sind sehr froh, dass der Anbau nächstes Jahr kommt. Die Räume lassen sich flexibel nutzen.“

Anders sieht es in Ötlingen aus: Dort ist ebenfalls eine Aufstockung geplant, und zwar für den Haldenkindergarten. Diesen Ausbau hat der Gemeinderat aber vorerst zurückgestellt. Der Bedarf soll übergangsweise an der Haldenschule gedeckt werden. Ortsvorsteher Kik fragt sich ohnehin, ob die Halde der richtige Standort für eine Kindergartenerweiterung in Ötlingen ist. Wegen der Bebauung im Berg-Ost und auf dem Güterbahnhofsgelände läge für ihn der Standort Uracher Straße näher.

Gebäudezustandsbericht steht noch aus

Der Bericht zum Gebäudezustand der Kinderkrippe in Lindorf veranlasste CDU-Stadtrat Wilfried Veeser, nach einem allgemeineren Bericht zu fragen: „Uns fehlt immer noch die Darstellung, in welchem Zustand so ein Gebäude ist, mit welchen Kosten wir bei der Sanierung rechnen müssen und wie es mit dem Bedarf aussieht.“ Erster Bürgermeister Günter Riemer konnte noch keinen genauen Zeitpunkt für eine solche Darstellung nennen: „Wir arbeiten daran, und ich gehe davon aus, dass wir das für die Kindergärten bis Ende des Jahres schaffen.“ Oberbürgermeister Pascal Bader erinnerte daran, dass das nur der Anfang sein kann: „Wir brauchen das für alle unsere Gebäude, nicht nur für die Kindergärten.“ vol