Kirchheim
Autos müssen die Dettinger Straße räumen

Verkehr   Der Kirchheimer Gemeinderat beschließt, eine dauerhafte Fußgängerzone zwischen Lohmühlegasse und Walkstraße einzurichten – bis zur Ziegelstraße zunächst für zwei Jahre als Probelauf.  Von Andreas Volz

Was einst Vorstadt war, soll – zumindest verkehrstechnisch – zur Innenstadt werden: Noch keine zwei Jahre ist es her, dass sich die Dettinger Straße in Kirchheim zur temporären Fußgängerzone gewandelt hat. Abends und an Wochenenden waren zwischen Walkstraße und Ziegelstraße die Autos ausgeschlossen. Ein versenkbarer Poller hat dafür gesorgt, dass die neue Regelung auch wirklich eingehalten wurde.

Der Modellversuch ist nunmehr beendet. Der Gemeinderat hat beschlossen, der Fußgängerzone in Verlängerung der Marktstraße das Temporäre zu nehmen und sie zum dauerhaft autofreien Areal zu erklären, bis zu den Einmündungen der Ziegel- und der Stiegelstraße. Doch das ist noch nicht alles: Die Fußgängerzone soll sich künftig noch weiter nach Süden ausdehnen, bis zur Lohmühlegasse. In diesem Fall handelt es sich um einen weiteren Probelauf, der auf zwei Jahre begrenzt ist. Allerdings soll die Fußgängerzone bis zur Lohmühlegasse gleich im Testlauf eine dauerhafte sein – also Tag und Nacht, und das an sieben Tagen in der Woche.

314 Unterschriften überreicht

Vorausgegangen war der Entscheidung eine lebhafte Diskussion des Gemeinderats. Anwohner hatten vergangene Woche zudem 314 Unterschriften an Oberbürgermeister Pascal Bader übergeben, mit denen sie ihren Wunsch nach Verkehrsberuhigung bekräftigten. Zu groß war ihnen das Chaos, weil viele Autofahrer die Gaisgasse, die Ziegelstraße und die Dettinger Straße bis zur Limburgstraße oder zum Gaiserplatz als Abkürzung benutzen.

Nicht jeder, der dort mit dem Auto unterwegs ist, sucht auch wirklich die Läden oder die Gaststätten in der Nähe auf. Und selbst die Postagentur, die als Argument genannt wurde, um nicht auch noch die Ziegelstraße zur Fußgängerzone zu erklären, müsste wohl wegen Überfüllung schließen, wenn jeder einzelne Autofahrer, der im Tagesverlauf den „Rössleplatz“ passiert, dort ein schweres Paket abgeben wollte.

Dieter Franz Hoff von der CDU-Fraktion zeigte sich nicht restlos überzeugt von der neuen dauerhaften Fußgängerzone. Ihm hätte es besser gefallen, zunächst eine Einbahnregelung ab der Lohmühlegasse in Richtung Walkstraße zu versuchen. Dann gäbe es keinen Begegnungsverkehr mehr, und die Lage würde sich schon allein dadurch beruhigen, dass die Autos sich nicht ständig ausweichen müssten. Außerdem warnte er davor, den zweiten Schritt vor dem ersten zu machen und eine Fußgängerzone zu beschließen, bevor die Detailfragen geklärt sind, ob und wie sich das umsetzen lässt.

Unterstützung erhielt er von Ulrich Kübler (Freie Wähler): „Dass es ein Verkehrsproblem gibt, ist keine Frage“, sagte er. „Aber eine Fußgängerzone muss auch für den Handel funktionieren. Und dabei geht es nicht nur um den Freitagabend und ums Wochenende, sondern um die Zeit von Montagmorgen bis Freitagmorgen – wenn es die ganze Zeit durchregnet.“

Ganz klar für die dauerhafte und erweiterte Fußgängerzone sprach sich Sabine Lauterwasser (Grüne) aus: „Der Verkehr dort ist chaotisch, und es handelt sich dabei um den Schulweg von vielen Kindern und Jugendlichen.“ Der Gemeinderat müsse deswegen den Mut haben, eine Fußgängerzone einzurichten. Noch nicht einmal für einen Probelauf sehe sie eine Notwendigkeit.

Für SPD-Stadtrat Andreas Kenner ging es auch um die Parkplatzsituation. Er warnte vor einem Sankt-Florians-Prinzip, durch das dann andere Gegenden unter der Verdrängung leiden würden. Bei allem Verständnis für den Wunsch der Anwohner nach weniger Verkehr und weniger Lärm stellte er fest: „Viele Fahrzeuge allein sind noch kein Argument für eine Fußgängerzone. Auf manchen Straßen sind täglich mehr als 12 000 Fahrzeuge unterwegs. Dann müssten wir die ja auch zur Fußgängerzone erklären.“ Insgesamt aber handle es sich in der Dettinger Straße um einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung.

Letzteres sieht Oberbürgermeister Pascal Bader nicht anders: „Für die Zukunft unserer Innenstädte brauchen wir eine hohe Aufenthaltsqualität. Dazu gehören einerseits ruhige Bereiche, andererseits aber auch Läden und Gaststätten mit hoher Frequenz.“ Er ist davon überzeugt, durch eine dauerhafte Fußgängerzone an dieser Stelle in der Dettinger Straße die attraktive Innenstadt zu erweitern. „Da spielt auch die Verkehrssicherheit eine große Rolle.“

Noch unklar ist, wann genau der Beschluss umgesetzt wird. Dazu braucht es eine gehörige Vorlaufzeit – auch im die notwendigen Verkehrsschilder anzubringen.