Kirchheim

Backsteine und lebendige Steine

Prälat Ulrich Mack beim Gottesdienst zur Wiedereinweihung der sanierten Christuskirche

Was hat sich bei der Sanierung der Christuskirche alles verändert? Das fassten die Kinderkirchkinder im Festgottesdienst ganz prima zusammen.

Die Kinder der Kindertagesstätte Traub'sche Stiftung singen ein Handwerkerlied zur Wiedereinweihung der Christuskirche .Fotos: P
Die Kinder der Kindertagesstätte Traub'sche Stiftung singen ein Handwerkerlied zur Wiedereinweihung der Christuskirche .Fotos: Peter Dietrich

Kirchheim. Mit Opa und Oma, so die Spielszene, schauen sich die Kinder die umgebaute Kirche an. Opa, warum war die Kirche mal ein Bettsaal? Haben da Leute drin geschlafen? Nein, das war ein Betsaal, eine schlichte Kirche zum Beten. „Ich gehe nicht gerne in die Christuskirche, die Bänke sind so unbequem“, sagt die Mama. Und die Oma klagt, dass sie manchmal friert. Das hat sich nun geändert: Die Bänke sind Stühlen gewichen, es gibt eine Fußbodenheizung und neue Fenster.

Die in den 1950er-Jahren zugemauerte Taufecke ist wieder freigelegt und der Steinaltar ist weg. Der Holzaltar kann in die Mitte gestellt werden, die Gemeinde sich um ihn versammeln. Und die Mesnerin in der Spielszene freut sich, dass sie nun viel besser putzen kann. Ob der Kinderwunsch, mit dem Beamer in der Kirche mal Harry Potter anzusehen, wohl erfüllt wird? Eltern mit jüngeren Kindern können den Gottesdienst nun hinter einer großen Glaswand verfolgen. Der Oma, die laufend alles missversteht, wird ebenfalls geholfen, es gibt nun eine Induktionsschleife für Hörgeräte. Nur eines geht natürlich nicht: Zu gerne würden die Kinder die beiden Rampen und den Windfang-Glaskasten am Eingang als Rennstrecke für den Roller gebrauchen.

Die Kinder der benachbarten Kindertagesstätte Traub'sche Stiftung sangen ein Handwerkerlied, dann wurden auf einem Plakat lauter Bausteine versammelt, die eine lebendige Kirche ausmachen, eine Vielzahl von Gruppen, Menschen und Aktionen.

Erbaut wurde die Christuskirche im Jahr 1909 vom jungen Architekten Martin Elsässer, nun war aus Mannheim eine Enkelin angereist. Die Sanierung der Jugendstilkirche geschah unter der Leitung der Kirchheimer Architektin Monika Kern. „Die Nutzung schreibt ja schon vor, dass man etwas Freundliches, Helles macht“, sagte sie. Die Kirche ist innen erheblich heller geworden, auf Knopfdruck lassen sich verschiedene Beleuchtungsszenarien abrufen. Die feste Kanzel ist einem beweglichen Rednerpult gewichen. Das Einzige, was fest montiert bleibt, ist die Orgel, was aber nicht gegen musikalische Vielfalt spricht: Beim Festgottesdienst spielte der CVJM-Posaunenchor, es sangen das „Chörle“ und das Vokalensemble.

Die Predigt hielt Prälat Ulrich Mack aus Stuttgart – ein Prälat steht in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg eine Ebene unter dem Landesbischof und über den Dekanen. Die Renovierung sei fast fertig, der Bau der weltweiten Christuskirche gehe weiter, sagte Mack, das gelte in Kirchheim genauso wie in Seoul oder Chicago. Wer zu Christus gehöre, gehöre immer auch zu seinen Mitchristen: „Christen gehören zusammen wie Steine in einer Mauer.“ Keiner sei wertlos, jeder werde gebraucht: „Lasst euch als lebendige Steine einbauen!“ Damit ein Stein in eine Mauer passe, müsse er behauen werden, manche störende Ecke verlieren. Dann brauche es den Mörtel: „Das ist die Liebe, die Kraft der Vergebung.“

Aus den gleichen roten Backsteinen wie die Christuskirche wurde kurz zuvor die 1908 eingeweihte katholische Kirche Sankt Ulrich erbaut. Pastoralreferent Reinhold Jochim, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Kirchheim (ACK), fand noch mehr Parallelen: Mit Franz Keil und Christoph Schweikle hätten beide Kirchen Pfarrer aus dem Schwarzwald. Dekanin Renate Kath erinnerte daran, dass hinter der Sanierung ein kirchliches Immobilienkonzept für die ganze Stadt stehe. „Andere Gemeinden mussten abgeben.“ Das sei ihnen schwer gefallen. „Ich glaube, ich habe keine blauen Flecken mehr aus dieser Zeit.“ Klaus Buck, ehrenamtlicher Stellvertreter der Oberbürgermeisterin, sagte, die bürgerliche und kirchliche Gemeinde bauten gemeinsam an einem Haus, an einer Gesellschaft. Für Manfred Wolf, Erster Vorsitzender des Kirchengemeinderats, hat die Anfrage an die Christuskirchengemeinde, Familienzentrum zu werden, genau zu deren Profil gepasst.

Die evangelische Christuskirche in Kirchheim/Teck, erbaut 1909
Die evangelische Christuskirche in Kirchheim/Teck, erbaut 1909