Kirchheim

„Bares ist Wahres“

Die Kirchheimer zahlen gerne mit Scheinen und Münzen, nur der 500-Euro-Schein wird kaum genutzt

Mit dem vollem Sparschwein klappern, dem Straßenmusikanten ein Zehnerle zustecken oder eine herrenlose Münze auf der Straße finden – diese Momente könnten bald der Vergangenheit angehören. Denn immer öfter flammt die Diskussion über die Abschaffung des Bargelds auf. Die Kirchheimer können sich mit dieser Idee aber kaum anfreunden.

Kirchheim. Das Verbot der 500-Euro-Note scheint von der Europäischen Zentralbank so gut wie beschlossen. Ist das der erste Schritt, Bargeld komplett abzuschaffen? Bei einer Umfrage des Teckboten zeigt sich: Die Kirchheimer möchten nicht auf das Bargeld verzichten. So setzt Gustav Neumann auf seine „guten Erfahrungen“ mit dem Baren. Mit Karte gezahlt hat er dagegen noch nie. „Beim Bargeld weiß man einfach was man hat und wie viel man ausgibt“, sagt der 65-Jährige. Ob der 500-Euro-Schein aus dem Verkehr gezogen wird, ist ihm aber egal. „So einen Schein habe ich noch nie gehabt“, schmunzelt er.

Auch Rebekka Köble und Jana Appel bezeichnen sich selbst als „Bargeldmenschen“. „Da hat man einen besseren Überblick“, findet Jana. Höhere Beträge zahlt sie dennoch lieber mit der Karte, was sie aber nicht sicherer findet. Im Gegenteil: Wenn der Geldbeutel geklaut wird, macht man sich auch viel mehr Sorgen um die Karte als um das Bargeld, argumentiert die 23-Jährige. „Wir sind aber ja auch noch jünger und haben eine andere Beziehung zu Geld als Ältere – viel Kohle haben wir eh nie dabei“, lacht sie.

Ihre Freundin Rebekka stimmt ihr zu: „Vor allem für Menschen, denen es schwerfällt, ihr Geld einzuteilen, ist das Bargeld die bessere Alternative.“ Auch für Kinder sei es so leichter zu lernen, mit Geld umzugehen, ist die Meinung der 22-Jährigen. Wenn man nur noch mit Karte zahlen könnte, wäre das für die Kleinen viel zu abstrakt und schwer vorstellbar. „Manche meiner Freunde haben nie viel Bargeld dabei“, erzählt sie. „Sie heben dann bei jedem Treffen nur kleine Beträge von etwa zehn Euro ab.“

Heidrun Seitz vom Modegeschäft Biba bekommt täglich mit, wie die Kunden am liebsten zahlen: „Es hält sich die Waage“, ist ihre Erfahrung. „An manchen Tagen kommen aber tatsächlich nur Kunden, die mit EC-Karte zahlen.“ Dass der 500-EuroSchein bald schon verschwunden sein könnte, stört sie nicht: „Wir nehmen nicht gerne 500er an.“ Privat bleibt sie selbst jedoch auch lieber beim Bargeld, denn für einen Einkauf mit kleinen Beträgen lohne sich die Zahlung per Karte kaum.

Auch der 21-jährige Ali El-Harake arbeitet im Einzelhandel und fände dort Kartenzahlungen gar nicht mal so schlecht. „Dann muss ich abends nicht die Münzen zählen“, lacht er, wird dann aber schnell ernst: Generell sei er nicht für eine Abschaffung des Bargelds. Zwar zahlt er selbst gerne mit Karte, weiß aber auch, dass man so schnell den Überblick verlieren kann. „Bares ist Wahres“, bringt er es auf den Punkt. Auf den 500er kann er dennoch verzichten, den habe man ja so gut wie nie in der Hand.

Die Kirchheimerin Luzia Schuck hängt dagegen nicht am Bargeld. „Ich war fünf Jahre in Florida bei meinem Sohn zu Besuch“, erzählt sie. „Dort ist es gang und gäbe, nur mit Karte zu zahlen.“ Hier in Deutschland findet sie, lässt die Sicherheit bei der Kartenzahlung jedoch zu wünschen übrig. „Manchmal muss man unterschreiben, manchmal auch nicht“, klagt sie über die unterschiedlichen Zahlungsformen. In die Stadt geht die 65-Jährige ohnehin nie mit viel Barem, weil ihr das zu unsicher ist. Was sie sich mehr wünscht als eine Bargeldabschaffung, ist aber das Aufrunden von Centbeträgen.

Derselben Meinung ist Hans-Jürgen Scheitza. „Die Kupfermünzen können weg!“, verkündet der Dettinger. Das findet er viel sinnvoller als den Vorstoß, das Bargeld abzuschaffen. Diese Idee lehnt der 58-Jährige konsequent ab. „Ich will nicht weiter vom Staat kontrolliert werden!“, stellt er klar. Schließlich können Transaktionen, die mit der Karte durchgeführt werden, überwacht und nachverfolgt werden – der Staat könnte damit einsehen, was seine Bürger kaufen.

Fotos: Carsten Riedl