Kirchheim

Barocken Klanggeheimnissen auf der Spur

Klassik Bernhard Moosbauer hat im Spitalkeller drei Sonaten aus Bibers Rosenkranzzyklus interpretiert.

Klavier
Symbolbild

Kirchheim. Drei Sonaten des Rosenkranzzyklus von Heinrich Ignaz Franz Biber hat der Kirchheimer Barockviolinist und Musikwissenschaftler Dr. Bernhard Moosbauer im Spitalkeller der Volkshochschule Kirchheim interpretiert. Das Konzert stellte Teil zwei der Gesamtaufführung der 15 Rosenkranzsonaten für Violine und Cembalo dar.

Die Rosenkranzsonaten, die sich auf die 15 Mysterien des Rosenkranzgebets beziehen, hatte Biber seinem neuem Arbeitgeber gewidmet, dem Salzburger Fürsterzbischof Graf Khuenburg. Gedacht eher als Meditationsmusik für den barocken Fürstenhof, stellt das Opus spieltechnisch jedoch ein ausgesprochenes „Himmelfahrtskommando“ dar. Biber, eine der führenden Musikerpersönlichkeiten in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, lebte ab 1670 in Salzburg und vereinte in seiner Person die Virtuosität der süddeutschen und italienischen Violinschule. Dazu gehören Doppelgriffe, rasante Läufe und Arpeggien sowie extreme Lagen.

Mit dem Verfahren der Skordatur, dem um des Klanges willen gezielten Umstimmens der Saiten, setzte sich Heinrich Biber zusätzlich ein Denkmal, bereitete dadurch jeder Sonate ihr eigenes Klanggewand und den Spielern viele technische Herausforderungen. Diesen stellte sich Bernhard Moosbauer gewohnt ruhig und souverän. Er meisterte bravourös alle spieltechnischen Klippen, mit sauber intonierten Doppelgriffen, warmem, fokussiertem Ton und trotz - zum Teil aberwitziger Tempi - noblen Läufen. Dabei wusste er auch bei der Gestaltung der Melodiebögen zu überzeugen. Hervorragend unterstützt und musikalisch getragen wurde er von der Stuttgarter Bezirkskantorin Barbara Straub am Cembalo, die ihrem „Begleitpart“ durch akzentuiertes und agogisch lebendiges Spiel eigenes Profil verlieh. Die Raumakustik beförderte eine klare Zeichnung der musikalischen Linien und konzertierenden Elemente. Ein zusätzliches Continuoinstrument, wie Gambe oder Barockvioloncello, hätte darüber hinaus den Werken eine weitere, grundierende Farbigkeit verleihen können.

Dass dieser Abend keine reine „Wohlfühlmusik“ bieten sollte, wie Dr. Bernhard Moosbauer in seiner Einführung klarstellte, wurde den zahlreichen Zuhörern schon bei der ersten Sonate deutlich. Der Komponist hat sie überschrieben mit „Geburt Christi“, und die eher herben Klänge in h-Moll lassen sich interpretieren als Ausdruck der schmerzvollen Seiten einer Geburt. Insofern passte diese Sonate trotz der Überschrift gut zu den anderen, zumal es sowohl in Bezug auf die gestauchte Saitenstimmung als auch der Anlage der Einzelsätze deutliche Ähnlichkeiten zu hören gab. Die Sonaten Bibers bestechen nicht nur durch spieltechnische Anforderungen und den besonderen Reiz der verschiedenen Skordaturen, die die Eigenresonanz der Tonarten verstärken oder zu besonderen Klangeffekten führen wie in der Variation der Sarabande von Sonate Nr. 7, bei der ein Ton nacheinander auf zwei nebeneinanderliegenden Saiten gespielt wird, sondern auch durch die farbigen, verschiedenartigen Teile.

Zur kunstsinnigen Unterhaltung trugen auch die drei ausgewählten „Biblischen Sonaten für Cembalo“ von Johann Kuhnau bei. Die Werke des Vorgängers von Johann Sebastian Bach im Amt des Thomaskantors in Leipzig, der zugleich auch ein begabter Schriftsteller und Jurist war, gelten als barocke Beispiele für Programmmusik. Seine Werke zeugen von erstaunlicher musikalischer Fantasie und enormer handwerklicher Meisterschaft. Jedem dieser insgesamt sechs Werke hat der Komponist einen selbst verfassten Text vorangestellt, der die jeweilige Geschichte aus dem Alten Testament zusammenfasst und kommentiert.

Barbara Straub verstand es, den Geschichten durch ihr plastisches Spiel, das keine technischen Grenzen erkennen ließ, Leben einzuhauchen. Winfried Müller

Fortgesetzt wird die Gesamtaufführung der Rosenkranzsonaten am Sonntag, 5. Mai, um 19.30 Uhr in der Kapelle des Kirchheimer Schlosses.