Kirchheim
Beim Konzert von „King of the World“ peitschen Klänge durchs Kellergewölbe

Konzert In der Kirchheimer Bastion begeistert der energiegeladene Sound von „King of the World“ das Publikum vom ersten Ton an. Die Musik geht nicht nur ins Ohr, sondern auch in die Beine. Von Rainer Kellmayer

An mangelndem Selbstbewusstsein scheint es den vier Herren aus den Niederlanden nicht zu mangeln: Im Kirchheimer Club Bastion stellten sich Ruud Weber, Stef Delbaere, Marlon Pichel und Govert van der Kolm als „King of the World“ vor. So exquisit wie der Bandname war auch die Musik – geradlinig und voller Kraft.

Marlon Pichel legte bei „Unsong Heroes“ ein knackiges Schlagzeug-Intro vor, und sogleich ging es in die Vollen. Der Drive peitschte die Musik nach vorne, Ruud Weber ließ den Bass wummern und drückte mit seiner Stimme dem Bandsound den Stempel auf. Die Gesangslinien waren nicht immer schön, jedoch geprägt von Authentizität, Stimmgewalt und hoher Ausdruckskraft.

Voller Inbrunst bearbeitete Govert van der Kolm seine Keyboards. Er sorgte für satte Hammond-Klänge und entlockte dem Hohner-Clavinet skurrile Tonspiele – fingertechnisch brillant und mit wild herabstürzenden Tonkaskaden in den Chorussen.

Der Gitarrenmeister Stef Delbaere war gelegentlich kaum zu bremsen. Wenn er in seinen Soli die Finger übers Griffbrett flitzen ließ, aus der Gitarre akrobatische Tonfolgen zupfte oder mit elektronischer Hilfe mannigfache Klänge aus der Gitarre zauberte, blieb den Zuhörerinnen und Zuhörern ob der unglaublichen Brillanz des Saitenartisten fast der Atem
stehen.

Weniger spektakulär agierte Marlon Pichel an den Drums, doch er sorgte mit solider Schlägelarbeit für einen unwiderstehlichen Drive. Als er zwischendurch zum Mikrofon griff und einen Gesangs­titel zum Besten gab, spürte man: Hier ist einer am Werk, der die Stimme beherrscht, der seine Botschaft gekonnt und mit klarer Artikulation transportiert.

„King of the Word“ präsentierten Ausschnitte aus ihrer zum zehnjährigen Bandjubiläum in der Corona-Zeit produzierten CD „Royal Ten“, aber auch ältere Erfolgstitel wie „Evil Thing“ oder „Give me back my Heart“. In der voll besetzten Bastion begeisterte der inspirierte und energiegeladene Bandsound das Publikum vom ersten Ton an. Die Musik ging nicht nur ins Ohr, sondern auch in die Beine. Viele tanzten schwungvoll zu den fetzigen Tönen, und es wurde heftig mitgeklatscht: Man hörte Roots-Rhythm auf höchstem Niveau.

Zwischendurch brachten von „King of the World“ eingestreute ausdrucksstarke Bluesnummern die Zuhörerinnen und Zuhörer zu andächtigem Lauschen. Bei den Refrains klinkten sich alle Bandmitglieder in den Gesang ein und schufen mit vokaler Präsenz Momente ungeheurer Dichte.

Energiegeladene Aura

Doch die Ruhe währte nicht lange: Die Band heizte mit fetzigem Rhythm and Blues und nervig gesetzten Tönen die Stimmung sogleich wieder mächtig an. Die Klänge peitschten durch das urige Kellergewölbe, und die Begeisterung des Publikums steigerte sich von Titel zu Titel: Die energiegeladene Aura zog alle in ihren Bann. Und als sich der inspirierende Auftritt von „King of the Word“ mit Zugaben dem Ende zuneigte, war sich das Publikum einig: Man hatte einen coolen Abend mit toller Musik erlebt.