Kirchheim
Beistand am Ende des Lebens: Zeit ist das größte Geschenk

Sterbebegleitung Aus der Hospiz AG wird der Hospizdienst Kirchheim und bekommt ein neues Logo. Für den Dienst arbeiten aktuell 34 Ehrenamtliche, Kurse für Interessierte gibt es im Frühjahr 2024. Von Thomas Zapp

Die Begleitung der Menschen kurz vor ihrem Tod ist für Angehörige oftmals schwer. Die Hilfe von Ehrenamtlichen sei daher ein wichtiger Dienst am Menschen, betont Reinhard Eberst, Leiter der Diakonischen Bezirksstelle in Kirchheim. Gemeinsam mit dem Diakonieverein Wendlingen sowie den beiden Gesamtkirchen in Kirchheim leiten die Kirchheimer seit mehr als 25 Jahren die Hospiz AG, die nun ihren Namen wechselt sowie das Logo und die Website erneuert. Der „Hospizdienst“ soll stärker zum Ausdruck bringen, was die Helferinnen und Helfer wirklich leisten. „AG klingt sehr technisch und bürokratisch“, sagt der Wendlinger Pfarrer Peter Brändle, seines Zeichens Vorstandsvorsitzender des Hospizdienstes. 

Das Besondere am Hospizdienst: Die Sterbebegleitung wird ambulant und ausschließlich von Ehrenamtlichen geleistet.
 

„Sie berichten alle, dass sie die Beschenkten sind.
Pfarrer Peter Brändle
bekommt diese Rückmeldung von Ehrenamtlichen in der Sterbebegleitung.


Für die Erreichbarkeit sorgen die hauptamtlichen Koordinatorinnen Angelika Bauer und Sandra Beck: Die Rufbereitschaft des Büros gilt von 9 bis 18 Uhr, sieben Tage die Woche. 

Sie kümmern sich auch um die Aus- und Fortbildung der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. Derzeit gibt es 34, allesamt über 40, aber keineswegs nur Menschen, die schon im Ruhestand sind. „Das hat sich in den vergangenen Jahren verändert, waren es früher vorwiegend ältere Damen, sind es heute viele Menschen aus ganz unterschiedlichen Berufsgruppen, die anspruchsvolle Jobs haben, aber etwas Sinnvolles in ihrer Freizeit machen möchten“, erklärt Angelika Bauer.

Pfarrer Peter Brändle ist vor allem eins wichtig. „Zeit zu verschenken, für die Menschen und ihre Angehörigen da zu sein, ohne unter Druck zu stehen“, sagt er. Das sei die Hauptsache, weil das so im Pflegeheim etwa nicht geleis­tet werden kann, denn dort fehlt es den Pflegerinnen und Pflegern genau daran: Zeit. „Wir können uns auf die Person einlassen“, ergänzt Angelika Bauer. 

Der Dienst arbeitet ambulant

Dabei gibt es zum stationären Hospiz einen entscheidenden Unterschied: Der Dienst ist ambulant, die Gespräche können sowohl im Heim, im Krankenhaus oder zu Hause stattfinden. „Das verwechseln einige Leute, die bei uns anrufen“, sagt die Koordinatorin. 

Mit ihrer neuen Website, dem neuen Logo und den weichen Farben wollen sie auch das künftig besser vermitteln: Neben der Vorbereitung und Beratung und der eigentlichen Begleitung und Unterstützung Sterbender geht es auch um die Begleitung trauernder Menschen auch über den Tod hinaus. „Wir sind auch Türöffner zwischen Sterbenden und den Trauernden“, sagt Angelika Bauer. Denn oft komme es vor, dass Menschen, die ein enges Verhältnis haben, mit dem nahenden Tod nicht zurechtkommen und im wahrsten Sinne des Wortes sprachlos sind.

Dass diese Tätigkeit auch für die Helferinnen und Helfer nicht immer einfach ist, wissen die Verantwortlichen. Daher gibt es einmal im Monat ein Treffen der Ehrenamtlichen und drei Mal im Jahr eine Supervision sowie immer wieder Weiterbildungsangebote, um Sicherheit für die Gespräche zu bekommen. Auch Wochenendausflüge werden mal unternommen, um in lockerer Atmosphäre Erfahrungen auszutauschen. 

Aber auch wenn die Aufgabe anspruchsvoll ist, entdecken auch die Helferinnen und Helfer für sich selbst immer wieder neue Wege, um mit dem schwierigen Thema umzugehen. „Jeder Mensch ist damit irgendwann einmal selbst konfrontiert“, sagt Reinhard Eberst. Und Peter Brändle ergänzt: „Die Ehrenamtlichen berichten durchgehend, dass sie die Beschenkten sind.“

 

Kontakt und Infos

Gegründet im Jahr 1994, firmiert die Hospiz AG ab sofort als Hospizdienst. Das Einsatzgebiet umfasst Kirchheim und Umland sowie Wendlingen. Der nächste Kurs für Interessierte findet im Frühjahr 2024 statt. Kontakt: 0 70 21/9 20 82 27 bei Sandra Beck und Angelika Bauer, E-Mail: info@hospiz-kirchheim.de, Web: www.hospiz-kirchheim.de. Der Bereitschaftsdienst für Sterbebegleitungen ist unter der Nummer 01 72/7 45 52 94 täglich von 9 bis 18 Uhr zu erreichen. zap