Kirchheim

Betonköpfe zu R-Betonköpfen machen

Kreislaufwirtschaft Kirchheimer Landtagsabgeordnete setzen sich gemeinsam dafür ein, das Thema Recyclingbaustoffe stärker in der Hochschulausbildung zu verankern. Von Andreas Volz

Besuch aus dem Landtag und aus dem Stuttgarter Wissenschaftsministerium bei der Firma Feeß in Kirchheim.Foto: Carsten Riedl
Besuch aus dem Landtag und aus dem Stuttgarter Wissenschaftsministerium bei der Firma Feeß in Kirchheim.Foto: Carsten Riedl

Fast alle waren schon da - beim Umweltpreisträger Walter Feeß in Kirchheim: Politiker aller Parteien und aller Ressorts, von Umwelt über Wirtschaft bis hin zum Verkehr. Alle haben die ressourcenschonende Wiederaufbereitung von Abbruchmaterial gelobt und versprochen, sich dafür einzusetzen, dass Recyclingmaterial in öffentlichen Ausschreibungen ordnungsgemäß berücksichtigt wird. Vor allem geht es darum, gegen den Ausschluss von aufbereiteten Rohstoffen vorzugehen, wie er immer noch gängige Praxis ist.

Getan hat sich aber trotzdem wenig, wie Walter Feeß beim aktuellen Besuch aus dem Landtag und aus dem Wissenschaftsministerium feststellte: „Alle finden es gut, aber am Ende geht kaum was voran.“ Deshalb hat sich Walter Feeß jetzt - unterstützt von den Kirchheimer Landtagsabgeordneten - ein neues Ziel gesetzt, wie es Karl Zimmermann (CDU) gestern formulierte: „die Einbindung in die Hochschulausbildung“.

Ran an die Köpfe von morgen

Sein Kollege Andreas Schwarz von den Grünen zählt die Vorteile der Kreislaufwirtschaft im Baugewerbe auf, auf die auch Walter Feeß regelmäßig hinweist: „Es geht um Klimaschutz, um weniger CO2-Emissionen, um Ressourcen-Effizienz, kürzere Transportwege und um die Wiederverwertung von Baumaterial.“ Im ersten Schritt sei das Vergaberecht zu ändern gewesen. Im zweiten Schritt komme jetzt die akademische Ausbildung hinzu: „Wir wollen das in den Köpfen implementieren.“

Die „Köpfe“, in denen Veränderungen vorgehen sollen, greift Karl Zimmermann auf: „Da gibt es immer noch Betonköpfe, die Recyclingmaterial als minderwertig ansehen. Aus diesen Betonköpfen müssen wir R-Betonköpfe machen.“ Das gehe über die künftigen Entscheidungsträger - Architekten, Statiker sowie Mitarbeiter in Landratsämtern und Rathäusern. Sie alle werden an Universitäten, Fachhochschulen und Verwaltungshochschulen ausgebildet.

Aus diesem Grund war gestern auch Regierungsdirektor Gunter Kalmbach aus dem Stuttgarter Wissenschaftsministerium zum Fachgespräch geladen. Er zeigte sich sehr beeindruckt vom Besuch im Kirchheimer Kompetenzzentrum für Kreislaufwirtschaft bei der Firma Feeß und versprach unverbindlich: „Wir nehmen gerne das Angebot einer Bildungspartnerschaft auf und werden das weiterverfolgen.“ Solche Forschungs- und Bildungskooperationen zwischen Land, Wirtschaft und Hochschulen seien nicht unüblich.

Thomas Beißwenger, Hauptgeschäftsführer des Industrieverbands Steine und Erden (ISTE), achtet vor allem auf die Produktneutralität: „Ob Steinchen eckig, rund oder gebraucht sind, darf keine Rolle spielen, wenn sie ansonsten den Zweck erfüllen, zu dem man sie braucht.“ Deshalb dürfe Recyclingmaterial in Ausschreibungen nicht ausgeschlossen, aber auch nicht bevorzugt werden. Ganz ähnlich sieht er das bei der Werkstofflehre in der Hochschulausbildung. Er beginnt gleich vor Ort mit der Lehre und räumt mit dem Vorurteil vom rohstoffarmen Bundesland Baden-Württemberg auf: „75 Prozent der Rohstoffe, die wir im Land verwerten, stammen auch aus dem Land.“

Und die SPD? Andreas Kenner sitzt natürlich mit im Boot, muss sich aber schon frühzeitig zum nächsten Treffen verabschieden - mit einem Bürgermeister im Wahlkreis. Auch er will sich dabei sofort um die Implementierung des Themas in den Köpfen kümmern: „Da frage ich als erstes nach, wie es mit Recyclingmaterial in öffentlichen Ausschreibungen aussieht.“