Kirchheim

Betreuung soll nichts kosten

Armut Der SPD-Bundestagsabgeordnete Martin Rosemann hat das neue Programm für einen zeitgemäßen Sozialstaat vorgestellt. Darüber wurde im neuen Waldhorn-Saal ausgiebig diskutiert. Von Lena Bautze

Symbolbild
Hitzig diskutieren im Waldhorn Martin Auerbach, Martin Rosemann, Christel Althaus, Angelika Matt-Heidecker, Eberhard Haußmann un
Hitzig diskutieren im Waldhorn Martin Auerbach, Martin Rosemann, Christel Althaus, Angelika Matt-Heidecker, Eberhard Haußmann und Andreas Kenner (von links). Foto: Markus Brändli

Digitalisierung ist in aller Munde. Sie ist vor allem in der Berufswelt spürbar, denn „in hohem Tempo ändern sich Berufsbilder, Arbeitszeitmodelle und Qualifikationsanforderungen“, sagte Andreas Kenner, Kirchheimer Landtagsabgeordneter der SPD. Sein Parteifreund aus dem Bundestag, Dr. Martin Rosemann, ergänzte: „Die Kinder, die jetzt die Schulbank drücken, arbeiten später in Berufen, die es jetzt noch gar nicht gibt.“ Die Folgen daraus sind Angst und Unsicherheit. Die Menschen plagt die Sorge, entweder ihren Arbeitsplatz zu verlieren oder schlecht bezahlte Arbeit annehmen zu müssen.

Die Zahlen sprechen allerdings ein andere Sprache. Trotz der sich schnell verändernden Arbeitswelt habe man in Deutschland laut Rosemann seit der Wiedervereinigung die niedrigste Zahl der Arbeitsuchenden und die höchste Anzahl an sozialversicherten Beschäftigten überhaupt. Trotzdem sieht die SPD dringenden Handlungsbedarf. In ihrem neuen Konzept soll das alte Sozialsystem einem neuen, zeitgemäßen Sozialstaat weichen.

Bei einer Podiumsdiskussion im Waldhorn in Kirchheim wurde das verabschiedete Konzept der Sozialdemokraten für einen neuen Sozialstaat und gegen Armut vorgestellt: Dabei wollen die Sozialdemokraten zum Beispiel den Mindestlohn auf zwölf Euro anheben und die Tarifbindungen verstärken. Denn „der Staat kann nicht alles alleine stemmen“, meinte Martin Rosemann. Auf die Unterstützung vom Staat hofft allerdings die Kirchheimer Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker, wenn es um gebührenfreie Kindertagesstätten und Kindergärten geht. Sie vertrat die Meinung, dass Bildung und Betreuung kostenlos sein müssen und bekam dafür Zustimmung vom Publikum.

Professorin Christel Althaus vom Landesfamilienrat Baden-Württemberg hatte bezüglich der Bekämpfung der Armut eine klare Antwort. Ihrer Meinung nach müsse eine Gesamtstrategie her, die die Umgestaltung einer Familienförderung und eine Kindergeld- erhöhung vorsehe.

Während bis zu diesem Zeitpunkt bei allen Podiumsteilnehmern im Großen und Ganzen Einigkeit vorherrschte, drifteten die Meinungen beim Thema Strafen deutlich auseinander „Wir werden Sanktionssysteme reformieren“, erklärte Martin Rosemann die Stoßrichtung in dem vorgestellten Konzept. Ihm sei es wichtig, dass Sanktionen bei denen greifen, für die sie gedacht sind, beispielsweise Schwarzarbeiter oder Drückeberger. Allerdings bekam Rosemann bei diesem Punkt Gegenwind vonseiten der IG Metall. Martin Auerbach vom Deutschen Gewerkschaftsbund Esslingen äußerte deutlich, dass für ihn Sanktionen der Holzweg seien. Zudem vertrat er, wie auch Eberhard Haußmann vom Kreisdiakonieverband, die Meinung, dass die Bürokratie vor allem bei den Jobcentern verständlicher werden müsse. Bei diesem Aspekt herrschte wieder Einigkeit innerhalb des Podiums, denn auch im neuen Konzept der Sozialdemokraten ist ein Bürokratieabbau vorgesehen.