Kirchheim

Billiges Geld treibt Aktienwerte hoch

Geldanlage Klaus-Dieter Thieß, Fachberater für Finanzdienstleistungen (IHK) und Makler in Kirchheim gibt Tipps zu Aktienwerten und lohnenden und weniger lohnenden Geldanlagen für Verbraucher im Jahr 2017. Von Cornelia Wahl

Klaus Dieter Thieß - Finanzausblick 2017
Klaus Dieter Thieß - Finanzausblick 2017

Negativzins, Niedrigzins, Nullzins, Währungsrisiken durch politische Turbulenzen, wichtige Wahlen in Europa, der Brexit, die USA unter einem Präsidenten Donald Trump, plötzlich aufkommende Krisen oder launische Finanzmärkte: Einflüsse, die die Prognosen für das Finanzjahr 2017 von jetzt auf nachher über den Haufen werfen können. Und der mutmaßliche Geldanleger zeigt sich ratlos, wenn es darum geht, das verdiente Geld gewinnbringend anzulegen oder es doch lieber unter dem Kopfkissen zu horten. Klaus-Dieter Thieß, Fachberater für Finanzdienstleistungen (IHK) und Makler in Kirchheim gibt im Interview mit dem Teckboten Tipps fürs Geldanlegen im Jahr 2017.

Welche Geldanlageformen könnten sich im Jahr 2017 für die Verbraucher gewinnbringend auswirken?

Klaus-Dieter Thieß: Durch die Ankündigung der Europäischen Zentralbank (EZB), zur Stützung der Konjunktur Anleihenkäufe bis über das Jahresende 2017 hinaus zu verlängern, ist zu erwarten, dass Aktienwerte weiter steigen. Über allem schwebt eine latente Gefahr des Crashs, die daraus resultiert, dass viele Staaten überschuldet sind. Die EZB gibt durch die Anleihenkäufe viel sogenanntes „billiges Geld“ in den Markt, um diesen Ländern die Möglichkeit für Reformen zu geben. In der Folge kommt kein Marktpreis mehr zustande. Die Firmen hinter den Aktien machen keine vermehrten Gewinne mehr. Aktienwerte dürften demnach nicht steigen, sie tun es aber durch das viele „billige Geld“ auf dem Markt dennoch. Aus diesem Kreislauf ergibt sich dann eine Schwierigkeit, wenn die EZB ihre Ankäufe verringert oder einstellt.

Worauf sollten die Verbraucher bei der Auswahl ihrer Geldanlage 2017 achten?

Dies hängt von der Risikofreudigkeit des einzelnen Anlegers ab. Während der eine auf die Rendite schaut, ist der andere für mehr Sicherheit. Eine Rendite ist eher ab 10 000 Euro in geschlossen Fonds zu erreichen als Sicherheit. Sicherheit gibt es, aber nur in Sachwerten. Kommt es zu einem Crash, ist das Geld in Sachwerten angelegt sicherer. Interessante Sachwerte sind Aktien als Fonds oder als unternehmerische Direktbeteiligung, auch geschlossene Fonds wie Privat Equity, Gold, Immobilien, Geschäftshäuser, Infrastrukturmaßnahmen in Asien und unbebaute Grundstücke, deren Werte mehr steigen, als diejenige bebauter Grundstücke.

Sind Sparformen wie Sparbuch, Sparbrief, Fest- oder Tagesgeld oder Banksparpläne Auslaufmodelle oder lohnen sie 2017 wieder?

Klassische Sparformen sind zur Rücklage mit kurzfristiger Liquidität mit drei bis sechs Monatsgehältern sinnvoll. Sonst nicht. Denn die Inflation frisst die Zinsen auf.

Wie risikoreich könnte das Investieren in Aktien oder Investmentfonds 2017 werden? Wie sicher sind Anleihen?

Früher waren Anleihen die sichere Art, Geld anzulegen, Aktien die unsichere. Jetzt ist es umgekehrt. Die Aktienwerte werden durch die Anleihenkäufe der EZB steigen. Das Kaufen von Anleihen der EZB sorgt für Liquidität im Markt, die dann in den Aktienmarkt geht. Das ist nicht gesund, und so bilden sich Blasen.

Worauf sollten potenzielle Anleger achten, wenn Kreditinstitute mit Traumrenditen locken?

Es gibt sie, die Traumrenditen, aber fast nur noch im geschlossenen Fonds-Bereich. Dies gilt ab 10 000 Euro mit Laufzeiten von zehn bis zwölf Jahren. Allerdings mit Risiko und mit Totalverlustrisiko.

Lohnen sich Bausparen, Riestern oder das Ansparen von Geld in Versicherungen wie Kapitallebensversicherung 2017 wieder?

Bausparen lohnt sich seit zehn Jahren nicht mehr, ebenso Kapitallebensversicherungen. Hier heißt es eher, die alte Kapitallebensversicherung zu überprüfen. Bei Überprüfen denke ich an die Auswahl der Gesellschaft, bei der die Kapitallebensversicherung abgeschlossen ist. Oder auch an die Möglichkeit der Kündigung, der Beitragsfreistellung oder des Verkaufs, wenn ersichtlich ist, dass das beim Abschluss Versprochene nicht gehalten werden kann. Riester lohnt sich zum einen wegen der Zulage für Gutverdienende und zum anderen für Geringverdiener mit Kindern. Allerdings sollte dies nicht mit einem Banksparplan getan werden, weil dabei die Rendite am geringsten ist.

Wie sieht es mit Immobilien oder Kunst als sichere Geldanlagen aus?

Derzeit ist ein Kauf von Immobilien nicht ratsam. Sie sind momentan zu teuer. In fünf bis zehn Jahren wird sich das durch die Demografie wieder regeln. Besser ist es, in Kunst zu investieren. Allerdings ist Kunst als Anlageform für den normalen Verbraucher eher eine schwierige. Er kennt sich damit nicht aus, weiß nicht, welcher Künstler im Wert steigt. Wer in Kunst investieren möchte, sollte sich deshalb von einem Kenner der Materie, auch vom Makler, beraten lassen.

Wo liegt der Unterschied zwischen einem Makler und einem Vertreter/Mehrfachagent?

Die Qual der Wahl haben die Verbraucher auch, wenn es darum geht, welchem Finanzfachmann sie sich und ihr Erspartes anvertrauen wollen. Neben den Mitarbeitern in den Finanzinstituten gibt es auch noch Makler sowie Vertreter beziehungsweise Mehrfachagenten. Wer sich an einen Makler wendet, kann sich gewiss sein, dass dieser die Interessen des Kunden gegenüber den Gesellschaften vertritt. Wer sich einem Vertreter oder Mehrfachagenten anvertraut, sollte wissen, dass dieser die Interessen der Gesellschaften gegenüber dem Kunden vertritt.

Oft ist es schwierig das verdiente Geld gewinnbringend anzulegen. Klaus-Dieter Thieß gibt Ratschläge.Fotos: Cornelia Wahl/Carste
Oft ist es schwierig das verdiente Geld gewinnbringend anzulegen. Klaus-Dieter Thieß gibt Ratschläge.Fotos: Cornelia Wahl/Carsten Riedl