Kirchheim

Bohnau soll trotz fehlender Brücke boomen

Gewerbegebiet   Kirchheim beteiligt die Bürger virtuell an den Planungen zum Standort Bohnau-Süd. Die Erschließung erfolgt über die Jesinger Straße.  Von Andreas Volz

Derzeit werden die Flächen zwischen Autobahn, Tannenbergstraße und Pfaffenhalde noch landwirtschaftlich genutzt. Anfang 2024 sollen die Erschließungsarbeiten für das Gewerbegebiet Bohnau-Süd beginnen.     Archiv-Foto: Carsten Riedl

Bohnau-Süd soll dem lokalen und allenfalls dem regionalen Gewerbe vorbehalten bleiben. Überwiegend wird es dort kleinteilig zugehen, sodass auch Handwerksbetriebe und Start-up-Unternehmen zum Zuge kommen können. Die Ansiedlung eines Internet-Versandhandels steht also definitiv nicht zu befürchten. Einziges Problem gegenüber der ursprünglichen Planung: Die Erschließung des Gebiets über Dettinger Gemarkung sowie eine Brücke,
 

„Wir wollen nicht, dass Sie nur staunend danebenstehen.
Pascal Bader
zur Fortsetzung der Bürgerbeteiligung

die ICE-Trasse und Autobahn überqueren soll, ist nach dem Bürgerentscheid zum Hungerberg in weite Ferne gerückt. Das ist in etwa die Quintessenz einer virtuellen Bürgerinformation zur geplanten Erweiterung der Bohnau in Kirchheim.

Zur Notwendigkeit eines neuen Gewerbegebiets sagte Oberbürgermeister Pascal Bader eingangs: „Wir bekommen immer wieder Anfragen unterschiedlichster Unternehmen und müssen immer wieder sagen, dass wir keine Flächen haben.“ Bohnau-Süd wiederum sei schon seit vielen Jahren im Flächennutzungsplan enthalten und stehe nun vor der Entwicklung zum Gewerbegebiet.

Anfahrt über die Einsteinstraße

Die Erschließung soll nun über die Einsteinstraße und die Jesinger Straße erfolgen, um die Tannenbergstraße nicht noch durch weiteren Verkehr zu belasten. Kirchheims Stadtplanungschef Gernot Pohl sprach bei der Frage nach der Verkehrsanbindung auf Höhe des Stadions von „einem der schwierigsten Punkte“. Auch ein Kreisverkehr an der Einmündung der Einstein- in die Jesinger Straße sei denkbar. Völlig unabhängig vom künftigen Gewerbegebiet Bohnau-Süd stellte er aber auf jeden Fall eine Sanierung der Tannenbergstraße in Aussicht.

Eine Frage bezog sich auf den Unterschied zwischen einem eingeschränkten und einem normalen Gewerbegebiet. Gernot Pohl: „Beim eingeschränkten Gewerbegebiet geht es um Nutzungen, die das Wohnen nicht beeinträchtigen – ähnlich wie im Mischgebiet.“ Das Wohnen bezieht sich in diesem Fall auf die Pfaffenhalde westlich des neuen Gewerbegebiets. Ein Grünpuffer soll beide Gebiete klar voneinander trennen. Zusätzlich soll sich an diesen Grünpuffer eben bis zur ersten Erschließungsstraße ein eingeschränktes Gewerbegebiet anschließen.

Der Grünpuffer dient außerdem als eine von zwei Kaltluftschneisen, die es zu erhalten gilt. Die andere Schneise ist entlang der Tannenbergstraße vorgesehen. Deshalb soll die maximale Gebäudehöhe bei fünf Metern liegen. Außerdem könnte die Grünzone östlich des Jauchertbachs zum Standort eines Naturkindergartens werden, denn die Nachfrage nach Betreuungsmöglichkeiten für die Kinder der künftigen Arbeitskräfte im Gewerbegebiet ist groß. Was es allerdings nicht geben soll, ist eine neue Brücke, die in Verlängerung des Altvaterwegs über den Jauchertbach führen könnte. Diese Planung sei vom Tisch, hieß es als Antwort auf die besorgte Frage eines Anwohners.

Was es ebenfalls nicht geben wird, obwohl es sich viele Anwohner wünschen, ist ein Lärmschutz, der die Pfaffenhalde vor dem Autobahnlärm schützen würde. Das neue Gewerbegebiet hat mit dem Autobahnlärm nichts zu tun. Grünzug und Gewerbebauten sollen den möglichen Lärm in der Bohnau-Süd halten, sodass er nicht ins benachbarte Wohngebiet vordringen kann. Auch die Kleinteiligkeit soll dafür sorgen, dass gleich gar nicht zu viel Lärm entsteht. Größere Grundstücke sind allenfalls im Süden vorgesehen, also weit genug entfernt von der Wohnbebauung.

Parkplätze sind auf den Straßen im neuen Gewerbegebiet nicht vorgesehen. Die Unternehmen, die sich dort ansiedeln, müssen Parkplätze für Kunden und Mitarbeiter auf ihren eigenen Grundstücken vorhalten. Die Frage, ob die Grundstücke verkauft oder in Erbpacht vergeben werden sollen, ist noch offen. Der Stadtverwaltung ist aber bereits bekannt, dass Unternehmen kein großes Interesse an Erbpacht haben. Sie bevorzugen es, wenn Grundstücke, auf denen sie bauen, auch in ihr Eigentum übergehen.

Die Bürgerbeteiligung soll fortgesetzt werden – nach Möglichkeit nicht virtuell, sondern mit wirklichen Begegnungen. Gezielte Gespräche mit der Nachbarschaft folgen, wobei der Begriff „Nachbarschaft“ sehr viel weiter gefasst wird, als es das Baurecht im formalen Beteiligungsprozess vorsieht. Eine Veransaltung im Frühjahr hat zwar noch keinen konkreten Termin, aber immerhin einen Namen: „Auf gute Nachbarschaft“.

 

Der Zeitplan bis
zur Erschließung

Anfang 2022 beginnen die archäologischen Untersuchungen im künftigen Gewerbegebiet Bohnau-Süd. Parallel dazu sind weitere Veranstaltungen zur Bürgerbeteiligung vorgesehen. Der nächste formale Schritt im Bebauungsplanverfahren folgt erst Ende 2022/Anfang 2023. Die Erschließung des neuen Gewerbegebiets soll Anfang 2024 beginnen.   vol

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