Kirchheim

Brillantes Klangfeuerwerk

Konzertreihe Die Kirchheimer Orgelnacht in St. Ulrich begeistert zahlreiche Zuhörer. Die „Königin der Instrumente“ verblüfft mit symphonischer Klangfülle und überzeugt im Zusammenspiel mit Solisten. Von Winfried Müller

Johannes Stortz an der Posaune und Thomas Specker an der Orgel konzertierten bei der Orgelnacht gemeinsam.Foto: Markus Brändli
Johannes Stortz an der Posaune und Thomas Specker an der Orgel konzertierten bei der Orgelnacht gemeinsam.Foto: Markus Brändli

Seit fast 20 Jahren besticht die Kirchheimer Orgelnacht durch ihr bewährtes Konzept: Die Orgel wird in ihrer ganzen klanglichen Pracht präsentiert und unter der Überschrift „Orgel plus“ in reizvolle und klanglich erfrischend neue Zusammenhänge gestellt.

Thomas Specker, Dekanatskirchenmusiker und Organisator, eröffnete die 19. Orgelnacht in St. Ulrich mit einem Werk von Dietrich Buxtehude. Er überzeugte durch präzise Artikulation und interessante Registrierungen. Bei der „Sonate D-Dur“ für Orgel und Posaune von Antonio Caldara intonierte Johannes Stortz das Werk mit warmem Ton und ausgeglichen in allen Lagen. Im „Concertino, opus 45, Nr. 7“, des schwedischen Komponisten Lars-Erik Larsson wurde ein erstes musikalisches Feuerwerk abgebrannt: Mit dem Schwäbischen Kammerorchester unter der Leitung von Matthias Baur entfaltete sich ein virtuoses Klangtableau in Zwiesprache mit den ersten Violinen, das dem Solisten alles abverlangte.

Blasinstrumente sind extrem von der Temperatur abhängig, und so kam es vermutlich durch die Schwüle vereinzelt zu Intonationstrübungen. Der aufbrandende Beifall veranlasste Johannes Stortz und Thomas Specker zu einer lyrischen Zugabe, einer Bearbeitung von Eric Saties „Gymnopädie“. Das Kammerorchester folgte dem Solisten präzise, mit schönem Gesamtklang und auch selbstbewusst auftrumpfend. Das Dirigat von Matthias Baur ließ auch in der „Romanze in C“ von Jean Sibelius die Streicher in dunkler Schönheit glänzen. Dass die Orgel auch für romantische Klangfarben prädestiniert ist, ließ Thomas Specker in dem Werk des Franzosen Eugène Gigout, „Grand Choer Dialogue“, mit grandiosem virtuosen Zugriff erkennen. Wie in den folgenden Orgelstücken verblüffte die Orgel mit symphonischer Klangfülle.

Im zweiten Konzertteil „Orgel plus Chor“ bildete das Thema „Frieden“ den roten Programmfaden. Peter Lorenz, der Leiter des Chors der Katholischen Hochschulgemeinde an der Universität Tübingen, interpretierte zunächst ein aufrüttelndes Werk in einer Orgelfassung, „Mars, aus den Planeten op. 32“ von Gustav Holst. In den anschließenden A-cappella-Gesängen wurde der Frieden in den Mittelpunkt gestellt. Das Chor- ensemble demonstrierte dabei seine Stärken. Besonders beeindruckend waren die sprechend interpretierten Gesänge Johann Hermann Scheins und die Wiedergabe der modernen Kompositionen von Magdalena Zimmermann, Samuel Adler und Peteris Vask. Der intensive Beifall mit Standing Ovations brachte als Zugabe das in perfekter vokaler Harmonie berührend gesungene „Abendlied“ von Gabriel Rheinberger, einer der Höhepunkte der Orgelnacht.

Im dritten Teil zündete die Ravensburger Trompetenlehrerin Anja Richter, begleitet von Martin Böhm, Göppinger Dekanatskirchenmusiker, ein barockes Feuerwerk. Zwischendurch erklangen auch ruhige, klanglich zurückhaltende Werke moderner Komponisten.

Deutlich auf Mitternacht zugehend, begeisterten Jonathan Frey am Schlagwerk und Paul Theis an der Orgel die Besucher im vierten Konzert. Von Beginn des ersten Stückes an, „Across the garden“ von Jonathan Frey elektrisierten die beiden Profimusiker durch ihr traumwandlerisch sicheres Zusammenspiel, trotz der großen räumlichen Distanz. Frey musizierte zunächst vom Altarraum aus. Er erwies sich nicht nur als ungemein profunder Schlagwerker, der sein Instrumentarium perfekt beherrscht, sondern auch als ein sehr sensibel gestaltender Musiker. Paul Theis steuerte eine interessante Bearbeitung eines Mozartwerkes, ursprünglich für zwei Pianisten an zwei Klavieren geschrieben, bei.

Der „Bolero“ zündete das finale musikalische Feuerwerk und führte mit Intensität in einer grandiosen Klangsteigerung, die nochmals alle Farben der Orgel in majestätischer, orchestralen Fülle erklingen ließ, in Verbindung mit dem intensiv bohrenden Rhythmus zu einem, alles mitreißenden Klangstrudel.