Kirchheim

Büffeln oder faulenzen

Der Teckbote spricht mit Karriere-Coach Doris Hofmann-Lange über die großen Ferien

Sechs Wochen Ferien, sechs Wochen Nichtstun! Wirklich? Ist Chillen, wie Faulenzen in der Jugendsprache heißt, oder Büffeln angesagt?

Büffeln oder faulenzen
Büffeln oder faulenzen

Frau Hofmann-Lange, Erwachsene wissen, dass Pausen und Entspannung wichtig sind. Wie viel Erholung brauchen Schulkinder?

Wie sollte „abschalten“ aussehen: Ist wirklich nur Nichtstun erlaubt? Also kein Kulturprogramm, kein ständiger Kontakt via Smartphone mit dem Alltag? Oder ist Abschalten gerade das Eintauchen in fremde Welten?

Bildungsforscher kennen den „Ferieneffekt“: Nach sechs Wochen ist einiges an Schulstoff vergessen. Sollten Schüler also generell in den Ferien lernen?

Wenn einer lernen will, dann lieber jeden Tag ein paar Vokabeln oder fünf Wochen chillen und dann in der letzten Ferienwoche voll ranklotzen?

Wer in den Ferien am Ball bleibt, sieht sich im neuen Schuljahr nicht gleich einer Bugwelle gegenüber. So kann doch auch Lernen stressmindernd sein.

Zahlreiche Institute bieten „Lernferien“ in besonderer Umgebung an. Was halten Sie davon?

Auch Selbstständigkeit und soziale Kompetenz wollen gelernt sein: Wie wichtig ist das klassische Zeltlager oder eine andere Unternehmung im Freundeskreis für gelungene Ferien?

Haben Kinder heute generell zu wenig Freizeit? Ist das Thema „Burn-out“ schon in jungen Jahren aktuell?

Und wie sehen für Sie persönlich optimale Ferien aus?

Doris Hofmann-Lange ist Diplom-Sozialpädagogin, Supervisorin und Bewerbungs- und Karriere-Coach. Die Mutter zweier Kinder stammt aus Kirchheim und betreibt in Kirchheim und Stuttgart ein Büro. Zu ihren Angeboten gehört auch die Beratung für Schüler sowie Burn-out-Beratung.

Büffeln oder chillen? - Die Ferien bieten für beides Platz, meinen Fachleute. Die Jungs auf dem Bild wird man in der Realität eh
Büffeln oder chillen? - Die Ferien bieten für beides Platz, meinen Fachleute. Die Jungs auf dem Bild wird man in der Realität eher mit dem Fußball als mit dem Lexikon im Freibad treffen.Foto: Jean-Luc Jacques

Flucht vorm Wahnsinn

Turbo-Abi, Helikoptereltern, Verbotsschilder so weit das Auge reicht. Und als wäre die heutige Jugend nicht gestraft genug, soll sie jetzt auch noch die heiligen Sommerferien mit Büffeln verbringen. Geht‘s noch? Erwiesenermaßen müssen Kinder heute mehr Stoff als je zuvor in sich hineinprügeln. Sie verbringen den ganzen Tag in der Schule, geben ihre Hobbys auf und versinken abends völlig erschöpft vor der Glotze. Ferien sind Zeit für ein bisschen Normalität, ganz ohne den Stress, etwas erreichen zu müssen.

Also, Kinder: Schaut euch die Welt an, geht zumindest eine Woche im Nachbardorf zelten. Macht, was ihr schon immer mal machen wolltet und schlaft aus bis in die Mittagsstunden. Tut alles, aber verschwendet eure Zeit nicht mit Lernerei. Spätestens wenn sich im Studium kein Mensch mehr für euren Abi-Schnitt interessiert, werdet ihr euch fragen: Wozu das ganze Theater? Gute Noten sind toll – aber es schlägt doch nichts das echte Leben. MONA BEYER