Kirchheim

Bürger fordern „Leben mit Bäumen“

In Kirchheim gründet sich eine Initiative, die Fällaktionen mit der Stadt vorbesprechen will

Übermorgen soll in Kirchheim eine Bürgerinitiative entstehen, die sich dem „Leben mit Bäumen“ verschreiben will. Es geht um „Sanierung statt Fällung“.

Der Baumstumpf im Vordergrund zeigt, dass dieser Baum beschädigt war und zu Recht gefällt wurde. Eine Bürgerinitiative wünscht s
Der Baumstumpf im Vordergrund zeigt, dass dieser Baum beschädigt war und zu Recht gefällt wurde. Eine Bürgerinitiative wünscht sich jetzt „mehr Kommunikation“ vor Fällaktionen.Foto: Carsten Riedl

Kirchheim. Als Ansprechpartner der neuen Initiative tritt im Internet Helge Wallhäußer-Schwenk in Erscheinung. Im Gespräch mit dem Teckboten erläutert er sein Anliegen – und das seiner Mitstreiter: „Wir haben das Gefühl, dass da überhaupt keine Kommunikation stattfindet. Es gibt Informationen, ja, aber keine Kommunikation.“ Er kritisiert, was immer wieder auffällt, wenn man zu Fuß, per Fahrrad oder auch mit dem Auto unterwegs ist: „Es werden viele Bäume gefällt, oft auch großflächig.“

Die Initiatoren der neuen Initiative sind deshalb zunächst auf Umweltschutzorganisationen wie Nabu oder Bund zugegangen. „Aber die waren mit der Stadtverwaltung nicht mehr weitergekommen“, sagt Helge Wallhäußer-Schwenk. Deshalb sei es jetzt an der Zeit, dass sich die Bürger dieses Themas annehmen: „Die Stadt soll nicht nur zuhören, sondern unsere Gedanken auch aufgreifen und umsetzen.“

Grundsätzlich könne man ja unterschiedlicher Auffassung sein, was Bäumefällen und die Verkehrssicherung betrifft. Die Stadt Kirchheim fahre beispielsweise „eine sehr strenge, harte Linie, die unserer Meinung nach nicht angemessen ist“. Das Hauptargument sei immer die Verkehrssicherungspflicht. Die Stadt sei wohl der Auffassung, dass sich diese Pflicht im höchsten Ausmaß auf jeden Quadratmeter bezieht, der innerhalb der bebauten Ortschaft liegt.

Helge Wallhäußer-Schwenk sieht das aber ganz anders. Aus seiner Sicht gilt der Begriff der „freien Landschaft“, wie er sich unter anderem im Bundesnaturschutzgesetz findet, auch für Bachläufe oder Grünflächen innerhalb der Bebauung. Natürlich seien Bäume in der freien Landschaft ebenfalls regelmäßig auf ihre Standfestigkeit zu überprüfen oder auch auf die Gefahr, dass Äste abfallen könnten. Wer aber an Bachläufen entlangspaziere, erwarte grundsätzlich weniger Sicherheit als an Straßen oder Gehwegen. Das Betreten der freien Landschaft erfolge deshalb auf eigene Gefahr – auch innerhalb der Stadt: „Die Stadt Kirchheim ist unserer Meinung nach also nicht verpflichtet, alles umzuhauen.“

Als konkretes Beispiel nennt Helge Wallhäußer-Schwenk die Robinien am Rossmarkt: „Es ist klar, dass da eine höhere Verkehrssicherungspflicht besteht als an einem Bachlauf. Aber auch da hätte man behutsamer vorgehen können. Drei dieser Robinien hätte man auch noch zu einem späteren Zeitpunkt fällen können, wenn an den anderen Stellen wieder etwas nachgewachsen ist.“

Das Argument, dass es kostengünstiger und vielleicht auch praktikabler ist, an einer bestimmten Stelle – wenn sie gerade „dran“ ist – auch gleich „richtig“ zu roden, sieht er durchaus. Er stellt dem aber ein subjektives Gegenargument entgegen: „Man muss da schon auch dem Empfinden der Bürger nachkommen.“ Insofern hofft er künftig auf Kommunikation, die in seinem Sinne erfolgt. Das werde dann auch „wieder für eine bessere Stimmung sorgen“.

Seine Mitstreiterin Ariane Schnierle möchte ebenfalls gerne mit der Stadtverwaltung konkret „darüber sprechen, welche Fällungen wirklich notwendig sind“. Als Beispiel nennt sie die jüngsten Arbeiten entlang der Lindach und des Trinkbachs am Schlossgymnasium: „Da haben wir viel Rückmeldung bekommen. Für viele Bürger ist das dort kein verständliches Vorgehen.“ Selbst wenn es sich um kranke Bäume handle, die wirklich dringend entfernt werden mussten, stellt sie sich die Frage: „Wie kann es sein, dass da auf einmal alle Bäume wegmüssen?“

Zu den Zielen der neuen Initiative gehört es, möglichst viele Bäume im Stadtgebiet zu erhalten und kranke Bäume eher zu pflegen als sofort zu fällen. Wirklich unvermeidbare Fällungen sollten dann tatsächlich einzelne geschädigte Bäume betreffen, aber nicht gleich den gesamten Baumbestand in der Umgebung. Und selbst abgestorbene Bäume gelten den Initiatoren noch als erhaltenswert, nämlich „als Lebensraum für verschiedenste Tierarten und Mikroorganismen“.

Interessant dürfte es nun werden, wie künftig die Kommunikation zwischen Initiative und Stadtverwaltung wirklich aussieht. Auf jeden Fall sollten sich beide Seiten kompromissbereit zeigen. Sonst ist die Kommunikation von vornherein zum Scheitern verurteilt.

 

Die Gründungsveranstaltung der Bürgerinitiative „Leben mit Bäumen“ beginnt am Donnerstag, 12. Mai, um 19.30 Uhr in der TG-Gaststätte, Jesinger Straße 99 in Kirchheim. Zu erreichen sind die Initiatoren per E-Mail an die Adresse kontakt@stadtbaeume-kirchheim.de oder telefonisch unter der Nummer 01 62/5 13 58 01. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.stadt­baeume-kirchheim.de.