Kirchheim
Corona: Die Schulen sind am Limit

Unterricht An der Kirchheimer Alleenschule sind mehrere Klassen im Homeschooling, in Weilheim elf Kinder in elf Klassen erkrankt, auch Lehrer fehlen. Von Iris Häfner

Das Geschehen hat ziemlich Fahrt aufgenommen, die Zahl der an Corona erkrankten Schülerinnen und Schülern hat zugenommen“, sagt Thorsten Bröckel, Rektor der Kirchheimer Alleenschule. Vier Klassen sind komplett zu Hause, drei davon an der Grundschule, eine an der Hauptschule. Somit sind vier Klassen wieder im Homeschooling. Eine Klasse war schon die ganze vergangene Woche nicht mehr an der Schule, die restlichen seit Donnerstag beziehungsweise Freitag. „Die Eltern haben Verständnis dafür, einige sind sogar froh, dass die Kinder zu Hause bleiben können“, sagt er.

42 Corona-Fälle muss Thors­ten Bröckel dieser Tage bei insgesamt 24 Klassen vermelden. „Auch mehrere Kollegen sind betroffen. Das macht es alles nicht einfacher. Es fehlt an allen Ecken und Enden“, sagt der Schulleiter. Im Großen und Ganzen sei die Stimmung jedoch an seiner Schule ganz gut. Die gesunden Lehrerinnen und Lehrer bieten sich für Vertretungen an. Thorsten Bröckel spricht ein großes Lob an das Kollegium aus, alle seien bereit, Mehrarbeit zu leisten. „Es ist eine große Motivation da“, freut er sich, ist aber gleichzeitig gespannt, wie lange der Unterricht an den Schulen noch aufrecht erhalten werden kann. „Die Zahl der Infektionen steigt. Ich weiß nicht, ob wir regulär bis Weihnachten Unterricht anbieten können – oder ob die Ferien wieder früher beginnen“, zeigt er sich skeptisch. „Dass sich die Situation so entwickelt, hätte ich nicht gedacht. Es kam mit Macht nach den Herbstferien“, so der Schulleiter. 

Montags, mittwochs und freitags wird jede Woche getestet, ist in einem Klassen- beziehungsweise Jahrgangsverbund ein Kind an Covid erkrankt, wird täglich ein Abstrich gemacht. Masketragen und Lüften seien an seiner Schule selbstverständlich. 

„Das ist eine herausfordernde Zeit“, fasst es Dunja Salzgeber zusammen. Die Rektorin der Karl-Erhard-Scheufelen Realschule in Lenningen muss nur einen positiven Fall vermelden. Je älter die Schüler werden, desto höher sind die Testzyklen, denn Religions- oder Französischunterricht wird beispielsweise von mehreren Klassen besucht. „Wir testen sehr viel. Sobald 20 Prozent oder mehr als fünf Schüler an Covid erkrankt sind, müssen wir die Klasse dicht machen“, erläutert sie. Zu diesem Schritt ist es an ihrer Schule noch nicht gekommen. „Im Moment ist eine unglaubliche Dynamik zu merken. Es ist eine wahnsinnig organisatorische Leistung von sämtlichen Seiten, insbesondere des Sekretariats“, so Dunja Salzgeber. Die Eltern seien höchst verunsichert, würden sich aber sehr verantwortungsbewusst verhalten. Weil sich die Regeln ständig ändern, rufen viele Eltern an und fragen nach.

„Vor allem die jüngeren Kinder haben unter der Schulschließung gelitten“

Mittlerweile seien alle gut aufgestellt, was das Homescholing anbelangt, Kindern und Lehrern sind die Abläufe und Technik vertraut. So könne schnell reagiert werden. Ihr graut jedoch vor der Vorstellung. „Vor allem die jüngeren Kinder haben unter der Schulschließung gelitten. Wir sind froh über unsere Schulsozialarbeit und das Projekt ,Lernen mit Rückenwind’. Das federt ab – aber die Kinder sind absolut die Leidtragenden. Wieder Normalität zu haben, das ist so wichtig. Aber ich habe gewisse Sorgen, dass uns wieder die Türen zugemacht werden“, sagt Dunja Salzgeber.

An der Weilheimer Limburg-Grundschule sind elf Kinder in elf verschiedenen Klassen erkrankt. Fünf Covid-Fälle wurden durch PCR-Test bestätigt. Auch eine Lehrerin ist trotz Impfung an Corona erkrankt. „Das ist für uns personell schwierig, jeder Ausfall reißt ein Loch in die niedrige Personaldecke. Wir sind ein Superkollegium – aber so langsam geht es an die Grenzen, insbesondere wegen des Corona-Managements“, erklärt Schulleiterin Eileen Müller. In der großen Pause kann bei vielen Klassen keine separierte Fläche mehr ausgewiesen werden. Das bedeutet, dass der Lehrer oder die Lehrerin vor der großen Pause in der Klasse bleibt, um die Kinder zu beaufsichtigen. Somit sind aber elf Kräfte in den Räumen gebunden – und der Schulhof muss auch noch bedient werden. „Über die Schulcloud sind wir alle miteinander verbunden, so können wir uns absprechen, wann die Kinder der betroffenen Klassen für zehn Minuten raus können. Die wollen auch mal die Maske abnehmen und an die frische Luft. Wir haben jetzt flexible Pausen“, verdeutlicht sie, mit welchen „Alltäglichkeiten“ die Schule zu kämpfen hat.