Kirchheim

Corona drängt alles andere in den Hintergrund

Wiedererwachen In der ersten Gemeinderatssitzung nach der Zwangspause gibt Oberbürgermeister Bader einen Rück- und Ausblick zu Corona. Von Andreas Volz

In Reih und Glied präsentierte sich Kirchheims Gemeinderat im „Corona-Exil“ in der Stadthalle. Foto: Jean-Luc Jacques
In Reih und Glied präsentierte sich Kirchheims Gemeinderat im „Corona-Exil“ in der Stadthalle. Foto: Jean-Luc Jacques

Es war eine Art „Rede an die Nation“, die Kirchheims Oberbürgermeister Pascal Bader in der ersten Gemeinderatssitzung nach der langen Corona-Unterbrechung hielt - zum Umgang mit der Gefahr durch das Virus. „Die Pandemie ist schwierig für die Demokratie“, stellte das Stadtoberhaupt fest. Sichtbarer Beweis dieser Aussage waren der Tagungsort und die Sitzordnung: In der Kirchheimer Stadthalle saßen die Gemeinderatsmitglieder an Einzeltischen - aufgereiht wie Abiturienten bei der schriftlichen Prüfung.

Der Zugang zum Saal war nur mit Mundschutz gestattet. Am Eingang mussten Zuhörer ihren Namen und Kontakdaten hinterlegen. Das alles sind zwar nur Kleinigkeiten. Aber es sind eben auch die kleinen Mosaiksteinchen, die ein ganz großes Bild ergeben. Und um dieses große Bild zu beschreiben, zitierte Pascal Bader die Kanzlerin, die die Corona-Einschränkungen als eine „demokratische Zumutung“ bezeichnet habe.

Der Oberbürgermeister führte das noch weiter aus: „Die Maßnahmen greifen direkt ins Alltagsleben der Bürger ein - und gleichzeitig muss die Politik auf Abstand gehen.“ Alle anderen Themen seien gänzlich in den Hintergrund gerückt. Veranstaltungen habe es überhaupt keine mehr gegeben. Zwei solcher „Nicht-Veranstaltungen“ hob Pascal Bader sogar explizit hervor: „Wir konnten das 30-jährige Bestehen unserer Städtepartnerschaft mit Kalocsa nicht feiern. Und auch am 8. Mai konnten wir nicht an das Kriegsende vor 75 Jahren erinnern.“

Corona habe den Alltag und die Politik mit voller Wucht getroffen, „und trotzdem sind wir in Deutschland noch glimpflich davongekommen, verglichen mit den hohen Todeszahlen in anderen Ländern“. Auch wirtschaftlich habe es in Deutschland Soforthilfen gegeben, „die diese Bezeichnung wirklich verdienen“.

In Kirchheim sei es in der ers­ten Zeit darum gegangen, die Notbetreuung für Kindergarten- und Schulkinder einzurichten. Eine erneute Öffnung aller Betreuungseinrichtungen, die sich manche schon für Mitte Mai erhofft hatten, sei allerdings so nicht erfolgt: „Dadurch sind viele Erwartungen enttäuscht worden“, stellte Pascal Bader im Gemeinderat fest. „Es ist schwer nachvollziehbar für Eltern, wenn private Familienfeiern mit bis zu hundert Personen möglich sein sollen, noch bevor ihr Kind wieder wie gewohnt in die Kita gehen darf.“

Um die Einhaltung der Corona-Verordnungen zu überprüfen, habe die Stadt Kirchheim den Vollzugsdienst aufgestockt, das Personal aber zugleich angewiesen, erst einmal beratend und informierend unterwegs zu sein: „Es ging nicht darum, überall gleich mit dem Strafzettel aufzutauchen.“

Inzwischen seien die Einschränkungen wieder etwas gelockert: für Läden, aber auch Zug um Zug für die Gastronomie. Gleiches gelte für städtische Einrichtungen, etwa für die Bücherei oder fürs Rathaus. Als ausgesprochen positiv wertete Pascal Bader die Terminvergabe im Rathaus. Wenn Bürger während der Corona-Sperrzeit Behördengänge zu erledigen hatten, ging das eben nur über eine genaue Terminabsprache: „Das war eigentlich sehr angenehm für alle Beteiligten, und deswegen würden wir das gerne auch nach Corona so fortführen.“

Kirchheim plant Kultur-Sommer

Die Finanzen der Stadt sind durch Corona sicher stark betroffen, wie der Oberbürgermeister weiter ausführte: „Etliche Gewerbesteuerzahlungen sind bereits nach untern korrigiert.“ Trotzdem wollte er seine Corona-Rede nicht mit düsteren Zukunftsaussichten beenden. Deswegen sagte er: „Das Positive kommt zum Schluss. Wir planen, einen schönen Kultur-Sommer für Kirchheim zu gestalten - gemeinsam mit der Gastronomie und dem City Ring.“ Vielleicht haben sich ja auch die kulturell Interessierten bis dahin daran gewöhnt, Masken zu tragen, weit auseinander zu sitzen sowie Namen und Kontaktdaten schriftlich zu hinterlassen.