Kirchheim

„Das bekommen wir doch besser hin“

Parkhaus Die Bürgerinitiative „Bison“ wehrt sich gegen die Höhe des geplanten Neubaus auf dem Sirius-Gelände in Nabern. Die Anwohner wollen über architektonische Alternativen diskutieren. Von Andreas Volz

Zwei große Türme sollen auf diesem Parkplatz entstehen. Die Anwohner gegenüber fürchten mehr Lärm und Schatten.Foto: Carsten Rie
Zwei große Türme sollen auf diesem Parkplatz entstehen. Die Anwohner gegenüber fürchten mehr Lärm und Schatten. Foto: Carsten Riedl

Das Wort „Bison“ hat eine ganze Reihe von Bedeutungen, die weit über das amerikanische Prärietier hinausgehen. In Kirchheim kommt jetzt ein Akronym hinzu: „Bison“ nennt sich hier die „Bürgerinitiative für ein Innovatives und Soziales Nabern“. Hauptanliegen der Initiative ist es, einen Ausgleich von wirtschaftlichen und sozialen Interessen zu schaffen. Es geht um den geplanten Neubau auf dem Sirius-Gelände in Nabern, an der Ecke Neue Straße / Im Auchtert.

Obwohl die Anwohner gegen die beiden fünfgeschossigen Türme kämpfen, treten sie keineswegs kämpferisch auf. Sie haben zum Beispiel einen Cartoon zeichnen lassen. Im Vordergrund sind Einfamilienhäuser zu sehen, dahinter eine Straße und zwei Türme, ein Parkhaus und ein Büroturm. Auf dem Dach des Büroturms stehen zwei Menschen, und der eine sagt zum anderen; „Blöde Idee, ausgerechnet hier ein Dorf zu bauen.“

Die Aussage ist klar: Das Dorf gab es schon vor den beiden Türmen. Aber trotzdem soll die „Botschaft“ der Bürgerinitiative mit einem Augenzwinkern vermittelt werden. Ein wesentlicher „Bison“-Slogan lautet deshalb auch: „Das bekommen wir doch besser hin.“

Die Mitglieder der Initiative haben in kurzer Zeit eine rege Geschäftigkeit entfaltet. Sie haben gezeichnet und Modelle gebastelt. Und sie haben sich Gedanken gemacht - wie man „das“ denn auch konkret besser hinbekommen könnte. Vor allem geht es ihnen darum, keine 20 Meter hohen Türme vor die Nase gesetzt zu bekommen. Die Aussicht ist dabei nur ein Teilaspekt. Die anderen Aspekte sind zunehmender Straßenlärm und Feinstaub. Hinzu kommt die Verschattung, die Solar- und Warmwasseranlagen nutzlos machen würde.

Deshalb schlägt „Bison“ vor, die Parkdecks nach Möglichkeit unter die Erde zu verlegen. Diesen Vorschlag machen sie nicht nur für den nördlichen Neubau, sondern auch für den südlichen. Dort - am Rand des Flugplatzes - sei keine Unterkellerung vorgesehen. Die Anwohner empfehlen deshalb, auch dort eine Tiefgarage zu bauen. Das würde den Turm im Norden entlasten. Man könnte ihn reduzieren, um ein Stockwerk oder gar zwei. Auch das flache Geschoss zwischen den beiden nördlichen Türmen ließe sich aufstocken, um eine gleichmäßige, dafür aber wesentlich geringere Höhe zu erreichen als bislang geplant.

Die Zufahrt zum Parkhaus ist ebenfalls ein strittiger Punkt, weil die Anwohner erheblichen Rückstau an der ersten Ampelkreuzung nach der Ortseinfahrt befürchten. Ein unterirdisches Parkdeck im Süden würde auch hier die Lage entspannen. Außerdem schlagen sie eine eigene Abbiegespur direkt von der Neuen Straße ins Parkhaus vor. Dann wären die Autos schon lange vor der Kreuzung „weg von der Straße“.

Die Solidarität der Anwohner untereinander ist groß. Auch diejenigen, die es nicht ganz so stark treffen würde, kämpfen für die Bewohner der „ersten Reihe“. Aber allesamt zeigen sie sich auch solidarisch mit der Wirtschaft. Julian Marx, einer der Sprecher der Naberner Initiative, sagt: „Wir finden es alle klasse, wenn Daimler hier investiert, Arbeitsplätze schafft und an der Zukunft der Mobilität arbeitet. Aber wir sind auch der Meinung, dass man die unterschiedlichen Interessen hier zusammenbringen kann. Man kann die Flächen besser nutzen. Uns geht es um den Ausgleich. Wir sind gesprächsbereit.“