Kirchheim
Das Ende naht

Cineasten Die Wanderkino-Betreiber Klaus Friedrich und Gerhard Göbelt finden keine Nachfolger. Wolfram Hannemann hat über sie den Dokumentarfilm „Kultourhelden“ gedreht. Er ist im Central zu sehen. Von Iris Häfner

Diese Vorstellung passt: Der Dokumentarfilm „Kultourhelden – Ende einer Ära“ ist im Central in Kirchheim zu sehen. „Mein Schwiegervater hat auch mit einem Wanderkino begonnen“, sagt Ulrike Frech. Mit der Firma „FRELI Wanderfilm“ hat Richard Frech 1949 den Grundstein für die seit 1955 in Kirchheim ansässigen Filmtheaterbetriebe Frech gelegt. Deshalb stand für Ulrike Frech und ihren Mann Eberhard außer Frage, diesen Streifen in einem besonderen Format zu präsentieren.

Der Wanderkino-Betreiber Gerhard Göbelt – und damit einer der Protagonisten des Films – wird am Mittwoch, 30. März, gemeinsam mit dem Filmemacher Wolfram Hannemann im Kinosaal sitzen und nach der Vorführung mit dem Publikum in Dialog treten. 

Gerhard Göbelt aus Asperg und Klaus Friedrich aus Esslingen betreiben ihre Wanderkinos mit großer Leidenschaft. Egal ob in einer Gemeindehalle oder auf der grünen Wiese als Open Air in Unterlenningen – die zwei Kinomacher bauen ihr mitgebrachtes Equipment routiniert auf. Selbst auf einer Fähre lassen sich Filme zeigen. Das hatte sogar einen besonderen Anlass: Klaus Friedrich hat sich vor geraumer Zeit die Rechte an dem Heimatfilmklassiker „Die Fischerin vom Bodensee“ aus dem Jahr 1956 mit Marianne Hold und Gerhard Riedmann in den Hauptrollen gesichert. Mit einer digitalisierten Kopie wurde deren Premiere stilecht auf dem Schiff gefeiert.

Dank ihrer Arbeit bringen Gerhard Göbelt und Klaus Friedrich die große Leinwand aufs Land und sorgen damit für kurze Wege für die Cineasten auf der Alb, im Schwäbischen Wald oder im Oberland. „Ich kenne beide seit vielen Jahren“, sagt Wolfram Hannemann. Die Begeisterung für seine zwei Helden und deren Arbeit ist dem Filmemacher in jedem Satz anzuhören.

Alarmglocken schrillten

Bei einer gemeinsamen Wanderung an einem trüben Tag in der Mohnbachschlucht im Schwarzwald wurde in Erinnerungen geschwelgt. „Da sind bei mir die Alarmglocken losgegangen. Ich habe begriffen: Da bricht was weg. Ich muss das 40 Jahre währende Lebenswerk für die Nachwelt bewahren“, erzählt der Filmemacher. Von der Wanderung hat er ein Video gedreht und einen „Fünfminüter“ zusammengeschnitten. „Es ist was total Lustiges geworden“, sagt er. Sie seien einfach der Nase nach gewandert und dabei wurde eine Anekdote nach der anderen erzählt.

Doch auf absehbare Zeit wird das alles der Vergangenheit angehören. Gerhard Göbelt und Klaus Friedrich nähern sich dem Rentenalter – und beide finden keine Nachfolger. „Damit droht nun auch noch das letzte Kulturgut in vielen kleinen Gemeinden Baden-Württembergs wegzubrechen“, befürchtet Wolfram Hannemann. Mit seinem Dokumentarfilm porträtiert er die unermüdlichen „Kultourhelden“ und versucht sich an einer Bestandsaufnahme ihres Wirkens, das mehrere Jahrzehnte Filmgeschichte umfasst. „Die alte Kinotechnik wird ebenso thematisiert wie die notwendig gewordene Digitalisierungs-Umstellung“, verrät Wolfram Hannemann. Er selbst ist Autodidakt, mit einer Videokamera fing alles an. 

Entstanden ist der Film in der durch die Pandemie geprägte Zeit, die auch vor den Wanderkinos keinen Halt machte. Corona brachte auch die geplante Filmtour in den Wintermonaten durcheinander beziehungsweise zum Erliegen. So auch im Kirchheimer Central – die Vorstellung war ursprünglich für den 7. Dezember geplant und wird jetzt mit frischem Elan nachgeholt. 

 

Info Der 105 Minuten lange Film „Kultourhelden“ läuft am Mittwoch, 30. März, um 19.30 Uhr im Central in Kirchheim. Mit dabei sind auch der Wanderkinobetreiber Gerhard Göbelt und Filmemacher Wolfram Hannemann.