Kirchheim

Das geistliche WortVerantwortung für die Schöpfung

Auf „Arte“ lief gerade eine Dokumentation über den Luther-Code. Mit der Frage, ob der moderne Mensch bereit ist, sich der Herausforderung der Zukunft zu stellen und ob es eine neue Reformation braucht, eröffnete die sechsteilige Reihe. Am Ende schloss sich der Kreis: Die Menschen blicken ins All und auf ihre Welt. Und erkennen, es braucht dringend eine Reformation, ein Umdenken, was unsere Lebensbedingungen weltweit betrifft, so die jungen Protagonisten aus den verschiedensten Forschungsbereichen.

Seit 35 Jahren wird in der Württembergischen Landeskirche ein Umweltbeauftragter berufen. Seit 2011 hat die Synode der Württembergischen Landeskirche den Nachhaltigkeitsleitlinien der EKD (Evangelische Kirche Deutschland) zugestimmt. Der Auftrag an uns alle lautet als ein Gast auf Erden und als Sachwalter, für Gottes gute Schöpfung zu sorgen. Wir glauben, dass Gott, der Schöpfer, sich mit Liebe seiner ganzen Schöpfung zuwendet. Wir glauben, Menschen werden durch Jesus Christus von Selbstbefangenheit zur Freiheit erlöst und der Heilige Geist gibt uns Mut und Kraft, aktiv das Leben neu zu gestalten. Was gilt es also zu reformieren?

Wir brauchen eine Ethik der Hausgemeinschaft. Unser Lebenshaus ist ein globales Welthaus. Eine Ethik der Hausgemeinschaft sieht deshalb nicht nur auf den Nächsten, sondern bezieht auch den Fernen ein. Es braucht in diesem Lebenshaus, Kulturraum für Menschen als Lebens- und Arbeitsraum, Lebensraum für Pflanzen und Tiere, Gerechtigkeit und Frieden.

Wir schulden allen Menschen ein Zeugnis der Hoffnung, die in uns ist, und wir schulden der Gesellschaft ein Zeichen der Umkehr. Wie kann dieser große Anspruch umgesetzt werden? Indem wir als Christenmenschen umweltgerechtes Verhalten in unserem persönlichen Umfeld und in unseren kirchlichen Einrichtungen beispielhaft vorleben. Dazu bedarf es Bildung! Es ist jedoch schon lange bekannt, wie jeder und jede von uns einen Beitrag zur weltweiten Gerechtigkeit leisten kann. Zum Beispiel: Energie sparen, erneuerbare Energien nutzen, beim Einkauf bio, öko, fair, regional und saisonal bevorzugen, umweltfreundlich mobil sein.

Die Leitlinien unserer Landeskirche zu nachhaltigem Handeln, verschiedene EKD-Beschlüsse, das Abschlussdokument des Ökumenischen Rats der Kirchen in Busan oder das päpstliche Lehrschreiben „Laudato sí“ bezeugen eindrucksvoll, dass der Einsatz für die Bewahrung der Schöpfung die Christen weltweit eint. In den Kirchengemeinden könnte dieses Engagement Anlass für eine ökumenische Zusammenarbeit, für die Öffnung zu anderen Organisationen und nicht zuletzt zum interreligiösen Austausch geben.

Die Kirche reformiert sich neu. Die junge Generation fordert ein über den Tag der Schöpfung der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen, die Erntedankgottesdienste, die Gottesdienste im Grünen, Energiemanagement, Grüner Gockel und Fledermäusen, Falken und Dohlen im Kirchturm hinausgehendes Engagement. Es geht um Klimagerechtigkeit, Verteilungsgerechtigkeit, Generationengerechtigkeit. Gott lädt uns ein, während unserer Lebenszeit die Vielfalt und den Reichtum seiner Schöpfung zu entdecken. Reformiert euch!

Brigitte Turnacker

Evangelische Pfarrerin in Erkenbrechtsweiler-Hochwang