Kirchheim

Das Geräteturnen ist vorbei

Erfindung Fritz-Uli Bankwitz hat einen „Multifunktionsgriff“ für Fahrräder und E-Bikes entwickelt. Der soll das Radeln bequemer und sicherer machen. Von Heike Siegemund

Fahrräder sind heute technisch zu kompliziert ausgestattet, sagt der Kirchheimer Fritz Bankwitz. Er will das Fahrrad- und E-Bike
Fahrräder sind heute technisch zu kompliziert ausgestattet, sagt der Kirchheimer Fritz Bankwitz. Er will das Fahrrad- und E-Bike-Fahren sicherer machen und hat deshalb den „Multifunktionsgriff“ erfunden. Der sieht schlicht aus, kann aber eine Menge. Fotos: Heike Siegemund

Die Sicherheit beim Fahrradfahren spielt eine immer größere Rolle - vor allem bei älteren Menschen, betont Fritz-Uli Bankwitz aus Kirchheim. Schon öfter habe er beobachtet, wie Radfahrer an einer roten Ampel halten, aber vergessen, den Startgang einzulegen. Bei Grün werde dann hektisch und „in Panik an dem Fahrrad herumgewurstelt“, damit man es schnell noch über die Straße schaffe. Wenig hilfreich seien dabei vor allem für Senioren die vielen Hebel an der Lenkstange: „Die Fahrräder sind heute technisch zu kompliziert ausgestattet“, sagt Bankwitz. Ein ähnlich gefährliches Szenario sei zu beobachten, wenn Radfahrer halten müssten, vom Sattel „abspringen und dann noch einige Schritte herumhüpfen auf der Suche nach Gleichgewicht“, sagt Bankwitz.

Ein solches „Fahrrad-Geräteturnen“ ist dem 81-Jährigen schon seit längerer Zeit ein Dorn im Auge. Und so reifte eines Tages eine Idee in seinem Kopf: Die Technik müsste doch vereinfacht werden können - mithilfe eines einzigen Griffs mit mehreren automatischen Sicherheitsfunktionen, der das Fahrrad- und E-Bike-Fahren gekoppelt an den Bremsvorgang wieder bequem und sicher mache. In seiner Wohnung im Wohn- und Geschäftshaus „Eisbärhaus“, ein Projekt seines Sohnes und Architekten Matthias Bankwitz, nahm sich Fritz-Uli Bankwitz unzählige Stunden Zeit, entwarf viele Skizzen und tüftelte an seiner Erfindung.

Bequem auf- und absteigen

Herausgekommen ist der sogenannte Multifunktionsgriff: Dieser bewirkt zum einen, dass nach jedem Stopp automatisch der Startgang und bei E-Bikes die günstigste Motorunterstützung eingelegt werde. Zum anderen werde bei jedem Bremsvorgang automatisch der Sattel auf die niedrigste Position abgesenkt, sodass ein sicherer Stand mit beiden Füßen auf dem Boden sowie ein bequemes Ab - und Aufsteigen garantiert seien. Auch während der Fahrt könne die Sattelhöhe mithilfe einer „sanften und luftgefederten Sattelstütze“ verstellt werden, um den besten Fahrkomfort zu gewährleisten. Darüber hinaus sorge ein Bremslicht, das ebenfalls durch den Griff ausgelöst werde, für Sicherheit, vor allem im Stadtverkehr und beim Fahren in der Kolonne.

Seine Erfindung hat sich Fritz-Uli Bankwitz jetzt sogar patentieren lassen: Ende September erhielt er die Nachricht vom Patentamt in München, dass sein „Multifunktionsgriff“ nach erfolgter Prüfung eingetragen wurde. „Nun wird es spannend, denn die Arbeit fängt jetzt erst an“, freut sich der Kirchheimer, der 40 Jahre lang als freier Architekt in der Teckstadt tätig war, der dem Kirchheimer Gemeinderat 33 Jahre und dem Kreistag 15 Jahre lang angehörte.

Seit zehn Jahren ist er jetzt im Ruhestand, aber es ist ihm keineswegs langweilig, und fit ist der 81-Jährige noch immer - was wohl auch der Tatsache geschuldet ist, dass er durch seine Tüftelarbeit „lebhaft im Kopf bleibt“. „Man muss ja etwas Sinnvolles tun“, sagt er schmunzelnd. So ist der Fahrradgriff nicht die erste Erfindung von Fritz Bankwitz: Vor Jahren hat er ein flexibles und transparentes Regalsystem für Weinflaschen entwickelt, um ein Beispiel zu nennen. Seine Erfindungen seien keine „Hightech-Sachen“, sondern damit solle der Alltag der Menschen vereinfacht werden.

Doch zurück zum „Multifunktionsgriff“: Jetzt gehe es darum, diesen bekannt zu machen und ihn an den Mann beziehungsweise die Frau zu bringen. Dazu will der 81-Jährige Ausstellungen besuchen, wie die Eurobike in Friedrichshafen, und dort für den Griff werben. Außerdem möchte er Fahrradhersteller und den Fachhandel anschreiben. Einen Prototyp hat er mit Unterstützung des Fahrradgeschäfts Heilemann in Weilheim gebaut. Weitere Exemplare könnten mit dem sogenannten Formspritzverfahren hergestellt werden.

Bankwitz ist es durchaus bewusst, dass er einen langen Atem braucht, bis die Fachwelt möglicherweise auf seine Erfindung anspringt. Für ein sicheres Radfahren sei der Griff auf jeden Fall sinnvoll. Aber freilich richte er sich keineswegs an Technik-Freaks, die es lieben, „an den unterschiedlichen Hebeln herumzuschieben“.

Fahrräder sind heute technisch zu kompliziert ausgestattet, sagt der Kirchheimer Fritz Bankwitz. Er will das Fahrrad- und E-Bike
Fahrräder sind heute technisch zu kompliziert ausgestattet, sagt der Kirchheimer Fritz Bankwitz. Er will das Fahrrad- und E-Bike-Fahren sicherer machen und hat deshalb den „Multifunktionsgriff“ erfunden. Der sieht schlicht aus, kann aber eine Menge. Fotos: Heike Siegemund