Kirchheim

Das KiZ hilft jungen Menschen auf dem Weg zum Wunschberuf

Ausbildung 79 Jugendliche aus Kirchheim und Umgebung beteiligen sich an einer Umfrage über ihre Situation im Betrieb. Die meisten gehen gerne zur Arbeit. Von Andreas Volz

Ausbildung im Kfz-Handwerk: Fast alle Jugendlichen fühlen sich einer Umfrage zufolge gut betreut.Foto: Markus Brändli
Ausbildung im Kfz-Handwerk: Fast alle Jugendlichen fühlen sich einer Umfrage zufolge gut betreut.Foto: Markus Brändli

Wie fit sind Jugendliche für den Beruf? Dieser Frage ist das Kirchheimer KiZ (Kommunikationszentrum für interkulturelle Zusammenarbeit) nachgegangen. Vor zwei Jahren hatte es eine Umfrage unter Betrieben aus Kirchheim und Umgebung gegeben, jetzt waren die Auszubildenden gefragt. Wichtigste Erkenntnis: Die meisten gehen gerne zur Arbeit, sie würden die Ausbildung in ihrem Betrieb weiterempfehlen und haben noch keinen Gedanken daran verschwendet, die Ausbildung vorzeitig abzubrechen.

405 Betriebe hatte Ralph Freistädter, der zuständige Projektmitarbeiter, angeschrieben und da­rum gebeten, ihre Auszubildenden auf die Umfrage aufmerksam zu machen. Es waren in etwa dieselben Firmen, die schon bei der ersten Umfrage vor zwei Jahren anvisiert worden waren. KiZ-Leiter Wolfgang Schinko sagt zur Auswahl: „Das sind die Betriebe, bei denen sich die Jugendlichen, die wir betreuen, auch bewerben.“

79 Azubis haben sich an der Online-Umfrage beteiligt. Das reicht zwar nicht für repräsentative Ergebnisse. Aber Grundtendenzen lassen sich daraus dennoch ableiten. Die Bandbreite ist enorm: 30 unterschiedliche Berufe haben die Jugendlichen angegeben, in beinahe ebenso vielen Branchen. 57 der 79 jungen Leute, davon fast die Hälfte Mädchen, sind 17 bis 20 Jahre alt. Die meisten haben einen Hauptschulabschluss oder die mittlere Reife vorzuweisen. Lediglich 18 von ihnen hatten ihre Lehre nach der Fachhochschulreife oder dem Abitur begonnen.

Weitaus mehr als die Hälfte hat außerdem angegeben, die Ausbildung im „Wunschberuf“ zu absolvieren. Der mag sich zwar vom „Traumberuf“ unterscheiden. Allerdings ist es schon ein wichtiger realistischer Schritt in Richtung späteres Arbeitsleben, wenn man sich vom Träumen verabschiedet und sich bei der Berufswahl trotzdem einen Wunsch erfüllen kann.

Vielleicht ist es auf diesen „Wunschfaktor“ zurückzuführen, dass die Frage „Gehst du gerne arbeiten?“ nur zwei Mal verneint wurde. Die anderen haben jeweils fast zur Hälfte „Ja“ oder „Meistens“ angekreuzt. Bei „Meistens“ gab es noch Differenzierungen: „Je nach Abteilung“, „Je nach Anleiter“ oder „Je nach Kollegen“. Das zeigt, dass die Arbeit als solche längst nicht alles ist.

„Eintönige Arbeit“ war deswegen auch nicht das ganz große Problem. Etwas deutlicher hieß das dann „Abspülen, Reinigen, Aufräumen, Putzen“. Bei der Frage, was sich verbessern ließe, haben die Jugendlichen mehrfach geantwortet: „Bessere, genauere Anleitung, Erklärung, Beschreibung“. Dabei geben aber fast alle an, dass sie ein bis zwei Mal im Monat Gespräche mit ihren Ausbildern führen und dass diese Gespräche durchaus „angenehm“ sind. Nur zwei finden sie „unangenehm“, und sechs haben „Bauchschmerzen“ dabei. Sieben klagen darüber, dass sie sich rechtfertigen müssen.

An solchen Punkten will das KiZ jetzt noch nachhaken. Das aktuelle Projekt, das die Aktion Martinusmantel der Diözese Rottenburg-Stuttgart fördert, läuft noch bis Ende des Jahres. Zeit genug für Ralph Freistädter, Gespräche in den Betrieben zu suchen, zunächst mit Auszubildenden, danach gemeinsam mit den Ausbildern. Schließlich sollen die Umfrageergebnisse nicht in der Schublade landen, sondern ihren Weg in die Praxis finden. Wolfgang Schinko: „Wir arbeiten ja immer schon lösungsorientiert.“ Das erste Unternehmen, mit dem das KiZ in diese dritte Phase des Gesamtprojekts startet, ist das Kirchheimer Autohaus Schmauder & Rau.

Pünktlichkeit und Ausdauer

Das oberste Ziel der Aktion benennt Akos Csernai-Weimer, der Vorsitzende des KiZ-Vereins: „Wir wollen helfen, die Jugendlichen besser durch ihre Ausbildung zu bringen.“ Diesen Ansatz verfolgt das KiZ lange vor Ausbildungsbeginn - bei Seminaren an Schulen, in denen es um grundlegende Fragen der Arbeitswelt geht: Wie geht man mit Anweisungen um? Wie steht es mit der Pünktlichkeit? Wie lange dauert eigentlich ein Arbeitstag - wenn man ihn in der Praxis durchstehen muss?

Eine wichtige Botschaft an die Schüler laute demnach: „Ein Betrieb ist nichts zum Chillen.“ Oft sei es wichtig, schon im Vorfeld gewisse Rahmenbedingungen anzusprechen: „Da will einer Bäcker lernen und merkt dann erst in der Lehre, wie früh er jeden Tag aufstehen muss.“ Bei solchen und ähnlichen Problemen will das KiZ helfen - und zwar beiden Seiten: den Azubis und den Betrieben.