Kirchheim

Das Kornhaus bleibt im Kern erhalten

Sanierung Kirchheim stellt den Siegerentwurf für den Umbau des Museumsgebäudes vor. Zum Kirchplatz hin soll eine ganz neue Schauseite entstehen. Die Arkaden an der Max-Eyth-Straße werden geschlossen. Von Andreas Volz

Im Rathaus betrachten Verwaltungsspitze und Planer gemeinsam den Siegerentwurf für den umfassenden Umbau des Kirchheimer Kornhau
Im Rathaus betrachten Verwaltungsspitze und Planer gemeinsam den Siegerentwurf für den umfassenden Umbau des Kirchheimer Kornhauses. Foto: Markus Brändli

Von echtem Schrot und Korn - obwohl diese Redewendung von der Münzprägung stammt, lässt sie sich in Kirchheim übertragen: Das Kornhaus hat bereits vielen verschiedenen Zwecken gedient. Es steht aber weiterhin für das Echte, Ursprüngliche - ist es doch eins der wenigen Bauwerke Kirchheims, die älter sind als 330 Jahre. Es hat schon rund 500 Jahre „auf dem Buckel“. Allerdings genügt es nicht, den Stadtbrand überlebt zu haben, um auch die nächsten 330 Jahre gut dazustehen.

Deswegen muss die Stadt das Baudenkmal jetzt umfassend sanieren. Ein Gutachten, das Bürgermeister Günter Riemer zitiert, bescheinigt dem Haus nichts Gutes: „Es ist mit substanzverändernden Verformungen zu rechnen.“ Außer der Bausubstanz nennt Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker weitere Gründe, warum es höchste Zeit wird, am und im Kornhaus zu arbeiten: die Haustechnik und den Brandschutz.

Das fehlende zweite Treppenhaus ist der Grund, warum die Dauerausstellung des Museums geschlossen werden musste. Auch ohne inhaltliche Veränderungen und Neukonzeptionen müsste die Stadt Kirchheim schon mehr als drei Millionen Euro ins Kornhaus stecken - nur um es nicht dem Verfall preiszugeben.

Wie viel Geld die Sanierung tatsächlich kosten wird, lässt sich bislang noch gar nicht absehen. Eingeplant im Haushalt sind mittelfristig fünf Millionen Euro. Der Gemeinderat hat bereits entschieden, dass es vorläufig keinen Kostendeckel geben soll. Ende Juli wird er darüber entscheiden, ob der Wettbewerbssieger - das Stuttgarter Architektenbüro Cheret und Bozic - den Umbau so umsetzen soll wie im Siegerentwurf vorgestellt. Erst nach dieser Entscheidung kann die Detailplanung beginnen, einschließlich genauer Kostenberechnung.

Was aber bereits feststeht, ist der hochsensible Umgang der siegreichen Architekten mit der historischen Gebäudesubstanz. Am liebsten würden Peter Cheret und Jelena Bozic am Kornhaus überhaupt nichts verändern. Wo es aber doch nötig ist, wollen sie so behutsam wie möglich vorgehen. Den Keller möchten sie so erhalten, wie sie ihn vorgefunden haben. Zweiter Fluchtweg? Sie haben einen Luftschacht ausfindig gemacht, in dem sich ein Notausgang unterbringen lässt. Der zweite Rettungsweg muss ja kein pompöses Stiegenhaus sein wie in den Seitenflügeln des Wiener Burgtheaters.

Zurück zum Kornhaus: Grundidee des Wettbewerbs war es, die Arkaden an der Straße zuzumachen und das Erdgeschoss stattdessen zum Kirchplatz hin zu öffnen. Die Stuttgarter Architekten haben dafür eine pfiffige und flexible Lösung gefunden. Die bisherige Rückseite soll - je nach Bedarf - geöffnet oder geschlossen werden. Entweder ist das gesamte Erdgeschoss „eingehaust“, oder es erweitert den Kirchplatz nach innen. Die beiden Wände lassen sich vergleichsweise einfach öffnen oder auch schließen.

Im Dachgeschoss wird die Zwischendecke entfernt, sodass ein großer, hoher Raum entsteht. Dort soll eines Tages der Kirchheimer Gemeinderat tagen. Der neue Sitzungssaal hat aber noch eine andere Funktion: Er soll als Veranstaltungsort mitten in der Stadt Platz für 100 bis 150 Personen bieten. Die Sitzgelegenheiten unter den bisherigen Arkaden sollen auf die Treppe zum Max-Eyth-Haus hin verlagert werden. Die Rampe kommt weg, sodass der Kirchplatz an dieser Stelle optisch stärker an die Stadt angebunden wird. Der ebenerdige, barrierefreie Zugang ist über die Rückseite möglich.

Ähnlich wie die Architekten gehen auch die Ausstellungsdesigner vor: Berthold Weidner und Luisa Händle - ebenfalls aus Stuttgart - setzen auf die Raumwirkung. In den beiden Obergeschossen, die für die neue Dauerausstellung vorgesehen sind, soll es keine Raumteiler geben. Ausstellungswände sind allenfalls halbhoch, sodass die Besucher stets den vollen Raum erleben können. Gedacht ist auch an Aufenthaltsqualität - unabhängig vom Museumsbesuch. Oberstes Credo aller Planer: „In dieses Haus muss man öfters gehen wollen als drei Mal im Leben.“

Offen ist allerdings noch die Frage, wann das neue Kornhaus öffnen kann. Der Traum, 2022 zum hundertjährigen Bestehen des „Heimatmuseums“ fertig zu werden, wird wohl ein Traum bleiben. Angesichts weiterer 500 Jahre kommt es aber auf zwei, drei Jahre mehr oder weniger auch nicht an.

Kornhaus und Kirche sollen künftig enger zusammenrücken.
Kornhaus und Kirche sollen künftig enger zusammenrücken. Foto: Markus Brändli