Kirchheim

Das Lieblingsbuch auf dem Marktplatz lesen

Flashmob Die Idee entstand auf der Kirchheimer Demokratiekonferenz: Bücher lesen in der Öffentlichkeit.

Wollten für Aufsehen sorgen: Die Flashmob-Leser am Marktplatz. Foto: Katja Eisenhardt
Wollten für Aufsehen sorgen: Die Flashmob-Leser am Marktplatz. Foto: Katja Eisenhardt

Kirchheim. So manch ein Passant blickte etwas fragend auf die kleine Gruppe rund um den Marktplatzbrunnen. Jugendliche zückten das Handy und filmten, andere gingen einfach vorbei. Rund 20 Menschen unterschiedlichen Alters hatten es sich auf dem Brunnenrand oder auf den Bänken rundherum gemütlich gemacht, um ein Buch zu lesen. Jeder hatte seinen aktuellen Favoriten mitgebracht. Darunter Romane, Krimis oder auch Sachbücher. Die beiden jüngsten in der Runde waren die Geschwister Katharina (10), in den vierten Band der Harry Potter-Reihe vertieft und ihr ein Jahr älterer Bruder Luca, der eines der spannenden Abenteuer von „Arlo Finch“ mitgebracht hatte. Gizem, Dilara, Yasemin und Yaren schmökerten ebenfalls auf einer Bank, um anstatt Handy auch mal ein Buch in die Hand zu nehmen, erklärte Dilara.

Die Idee für die Aktion entstand im Rahmen der Demokratiekonferenz, zu der die Stadt in der vergangenen Woche eingeladen hatte. Ideengeber war der 29-jährige Habib Aydin: „Es gab schon eine ähnliche Aktion einer sozialen Gruppe junger Stuttgarter Akademiker, zu der ich auch gehöre. Wir haben eine solche Buchleseaktion mit gut 20 Leuten auf einer S-Bahn-Fahrt von Stuttgart nach Waiblingen gestartet und damit Aufmerksamkeit erzeugt.“ In Kirchheim wurde die Aktion jetzt von der Jugendgruppe der Sultan Ahmet Moschee in Kooperation mit dem Mehrgenerationenhaus Linde auf die Beine gestellt. Die Leseaktion fand unter dem Oberbegriff „Verrückt nach sozialen Aktionen“ statt, und weitere gemeinschaftliche Projekte sollen folgen. „Das Ziel ist, dass verschiedene Kirchheimer Jugendgruppen etwas zusammen organisieren. Es sollen so viele Leute wie möglich einbezogen werden“ , sagte Habib Aydin. Wichtig sei es, dass gerade bei solchen Aktionen religiöse, politische oder gesellschaftliche Hintergründe überhaupt keine Rolle spielen. Das spiegle den Demokratiegedanken wider.

Die Aktion „Lesen“ solle auch in gewisser Weise zur Entschleunigung beitragen: „Alle sind immer in Eile und gestresst. Hier konnte man einfach mal innehalten und gleichzeitig auch mit anderen unkompliziert ins Gespräch kommen.“ Für den Mai kommenden Jahres gibt es laut Habib Aydin schon einen ganz besonderen Plan: „Dann wollen wir einen richtig großen Bücherlese-Flashmob in der Stadt starten, man könnte sagen, den größten in Baden-Württemberg“, kündigt er an und lacht. „Schön wäre da zum Beispiel eine Kooperation mit den Buchhandlungen oder auch mit anderen Jugendgruppen.“ Katja Eisenhardt