Kirchheim. Am 12. Januar bekam Melanie Kübler-Strobel endlich die vermeintlich gute Nachricht: Das Bundeswirtschaftsministerium teilte mit, dass die Novemberhilfen ab sofort regulär ausgezahlt werden können. Davon hat die Geschäftsführerin des Ateck-Hotels in Kirchheim aber auch eine Woche später noch nichts gemerkt. Bislang hat sie nur eine Abschlagszahlung von 5000 Euro erhalten. „Jeder, den ich kenne, hat nur einen Abschlag bekommen“, erzählt die Vorsitzende der Fachgruppe Tourismus und Hotellerie des deutschen Hotel- und Gaststättenverbands im Kreis Esslingen.
Der Abschlag ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein: Versicherungen sowie die Wartung der Aufzüge und Brandschutzanlage verschlingen pro Jahr einen „fünfstelligen Betrag“. Ihren Kollegen geht es da kaum besser. „Jeder sagt, ihm geht das Geld aus“, berichtet sie. Drei von vier Gastronomen und Hoteliers bangen einer Umfrage zufolge angesichts der Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie um ihre Existenz, hat der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband erklärt. Für Melanie Kübler-Strobel ist die Situation „sehr unbefriedigend“. Ihre Hoffnung richtet sich momentan auf den Impfstoff. „Eine erfolgreiche Kampagne wäre psychologisch wichtig“, meint sie. Sie selbst würde sich sofort impfen lassen, sobald es möglich ist.
Einen Abschlag auf seinen Umsatz des Vorjahres hat der Neidlinger Gastwirt und Dehoga-Vorsitzende der Fachgruppe Gastronomie Thomas Eberhardt immerhin erhalten. „Das ist dann nach Abzug einiger Kosten die Hälfte von rund 60 Prozent“, sagt er. Allerdings sei sein Gasthof Lamm ein Kleinbetrieb. Größere Betriebe wie Hotels hätten es schwieriger, die Beträge zu bekommen. „Dort werden auch Übernachtungen wieder von den Hilfen abgezogen. Für unser Abholgeschäft gilt das nicht.“ Das sind bei ihm 30 Prozent des normalen Umsatzes. Er geht davon aus, dass er erst wieder zu Ostern aufmachen wird. „Bis dahin muss man sparsam sein“, glaubt er. Ein wichtiger Punkt ist für ihn: „Wir brauchen mindestens eine Woche Vorlauf, um Ostern öffnen zu können. Man sollte also nicht zu spät die Erlaubnis erteilen“, sagt er. Mittelfristig hofft er, dass man Lösungen findet, mit der Pandemie zu leben und nicht mit Lockdowns arbeitet. „Das macht einen psychisch mürbe.“ Thomas Zapp