Kirchheim
Der Freihof soll geschlossen bleiben

Vandalismus Die Schließung des Schulgeländes hat sich bewährt. Die Schäden sind deutlich zurückgegangen. Deswegen ist das Areal trotz seines Namens außerhalb der Schulzeit nicht mehr „frei“. Von Andreas Volz

Zum wiederholten Mal hat Kirchheims Gemeinderat über die Schließung von Schulhöfen debattiert – dieses Mal aber unter umgekehrten Vorzeichen: War es bisher darum gegangen, Schulhöfe nachts und an Wochenenden für die Öffentlichkeit zu sperren, lag nun ein gemeinsamer Antrag der Fraktionen Grüne und SPD vor, der eine Aufweichung der strikten Regeln vorsah, die der Gemeinderat erst vor wenigen Monaten beschlossen hatte. Die Toranlagen an der Lindach wie an der Wollmarktstraße hätten demnach mit Schulbeginn geöffnet werden sollen oder spätestens um 9 Uhr. Die Schließung sollte mit Einbruch der Dunkelheit erfolgen, spätestens aber um 22 Uhr. Gegolten hätte das auch am Sonn- und Feiertagen sowie in den Schulferien.

SPD-Stadträtin Marianne Gmelin begründete den Antrag wie folgt: „Kleine Kinder, die im Wollmarktviertel wohnen, haben keine Möglichkeit, im Freihof abseits vom Verkehr zu spielen oder die dortigen Spielgeräte zu nutzen.“ Ute Dahner (Linke) äußerte zwar zunächst Verständnis dafür, dass die Schulen im Freihof ihren geschützten Raum haben wollen. Aber in diesem Fall gehe das auf Kosten der Allgemeinheit. Die Gefahr größerer Vandalismusschäden sah sie nicht, auch wenn der Antrag eine Mehrheit gefunden hätte: „Tagsüber ist dort die soziale Kontrolle gegeben.“

„Schließung ist erfolgreich“

Die Auswertungen der Stadt, die Bürgermeisterin Christine Kullen vorlegte, bezeugen das Gegenteil: „Die Schließung ist erfolgreich.“ Sie belegte das anhand von Vorher-Nachher-Bildern sowie durch eine detaillierte Liste von Schäden, die vor der Schließung zu beklagen waren. Deswegen empfahl die Stadtverwaltung ganz klar, die aktuell gültigen Regeln beizubehalten.

Das Argument, dass auf dem Campus Rauner lockerere Regeln gelten als im Freihof, entkräfteten die Befürworter der Schließungen. „Rauner und Freihof lassen sich nicht miteinander vergleichen“, sagte CDU-Stadträtin Eva Baudouin. Weil sich die Situation seit der Schließung deutlich verbessert habe, sah sie keinen Grund, warum der Gemeinderat nun von seinem früheren Beschluss abweichen sollte.

Diesen Standpunkt teilte Tobias Öhrlich von der Christlichen Initiative Kirchheim (CIK): „Hinweis- und Verbotsschilder zeigen nicht die erwünschte Wirkung. Zäune und Tore helfen aber.“ Bei allem Verständnis für Anwohner, die das Gelände gerne nutzen würden, nannte er Konflikte, die es nach wie vor täglich geben könne: die Vermüllung, Glasscherben, das Durchqueren des Schulgeländes, häufig auch mit Hunden.

In Rage redete sich Ralf Gerber (Freie Wähler): „Dieser Antrag wird dafür sorgen, dass die Zerstörungen weitergehen.“ Schulleitungen und Elternbeiräte hätten sich deutlich dagegen ausgesprochen. „Da werden wir doch nicht anders entscheiden wollen“, sagte er und wandte sich direkt an die Befürworter des Antrags: „Dann macht es Eltern, Lehrern oder Rektoren klar, was ihr da wollt.“

Um etwas Ruhe in die Debatte zu bringen, stellte der Grünen-Fraktionsvorsitzende Manfred Machoczek fest: „Wir haben nicht vor, dem Vandalismus Vorschub zu leisten. Aber man kann Entscheidungen ja überdenken.“

Die Mehrheit des Gemeinderats sah keinen Grund fürs Überdenken: Mit 16 gegen 20 Stimmen fand der Antrag keine Mehrheit. Dagegen soll die Stadtverwaltung auf Antrag der SPD nun überprüfen, ob es Möglichkeiten gibt, den Schulhof weiter innen abzusperren, sodass wenigstens der vordere Bereich zur Wollmarktstraße hin geöffnet bleiben kann.

 

Kommentar
Andreas Volz
zum Vandalismus auf Schulhöfen

Schließen ist leider richtig

Es ist ein echtes Dilemma: Eine wirklich populäre Entscheidung lässt sich in diesem Fall nicht treffen. Bleibt der Kirchheimer Freihof außerhalb der Schulzeit geschlossen, ist das mehr als schade. Das Gelände wäre eigentlich der geeignete Rückzugsort, um sich abseits vom großen Lärmen der Innenstadt und des Straßenverkehrs aufzuhalten.

Aber es hilft alles nichts: Solange sich dort Gruppen aufhalten, denen es lediglich um ihr eigenes Vergnügen geht, ist das Gelände leider weiterhin abzusperren. Müll und Scherben haben auf dem Schulhof nichts zu suchen. Die Anwohner, die das Areal gerne friedlich nutzen würden, leiden zudem unter der Lärmbelästigung, die von solchen Gruppen ausgeht.

Immer wieder ringt der Gemeinderat – um die „Freiheit“ für die Schulhöfe ebenso wie um die Freiheit derjenigen, die ganz offensichtlich einen Treffpunkt brauchen. Das Problem ist aber nicht der Treffpunkt als solcher. Es ist das Verhalten der Leute, die sich nicht um die Belange anderer kümmern und die um ihrer eigenen, vermeintlich grenzenlosen Freiheit willen tun und lassen, was ihnen gerade gefällt.

Das Argument, dass Schulhöfe mit öffentlichen Geldern finanziert werden und dass sie deswegen auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen müssen, trifft in anderen Fällen auch nicht zu: Das Rathausgebäude „gehört“ nämlich ebenfalls der Allgemeinheit. Es deswegen die ganze Nacht über offen zu lassen – um beispielsweise öffentliche Toiletten anbieten zu können – wäre aber kaum empfehlenswert.