Kirchheim

Der größte Druck ist aus dem Kessel

Flüchtlingshilfe Weiter sinkende Zuwanderungszahlen geben im Kreis Gelegenheit, Notquartiere abzubauen. Die Zusammenarbeit von Landratsamt und Kommunen funktioniert immer besser. Von Bernd Köble

Die Sammelunterkunft in Hochdorf gehört zu den Einrichtungen, die verschwinden werden, nachdem sich die Lage bei der Unterbringu
Die Sammelunterkunft in Hochdorf gehört zu den Einrichtungen, die verschwinden werden, nachdem sich die Lage bei der Unterbringung von Geflüchteten im Kreis entspannt hat.Foto: Jean-Luc Jacques

War da was in den vergangenen vier Jahren? Die Frage, die Landrat Heinz Eininger in den Raum stellt, ist nicht wirklich ernst gemeint. Sie soll deutlich machen, was man auf kommunaler Seite von den Finanzplänen der Berliner Koalition in der Flüchtlingshilfe hält. Während in der Hauptstadt gestern die Länderchefs in der Ministerpräsidentenkonferenz angesichts drohender Kürzungen den Schulterschluss übten, klopften sich im Esslinger Landratsamt Kreistagsmitglieder und Verwaltungsspitze gegenseitig auf dieselben. An der Basis, so die feste Überzeugung, hat man seine Sache „nicht schlecht“ gemacht, um im schwäbischen Duktus zu bleiben.

Rund 10 000 Zuwanderer hat das kreisweite Hilfsnetz seit 2014 betreut. Jetzt geht es - wenn man so will - um Qualitätssicherung. Darum, „mit denen gut umzugehen, die hierbleiben werden,“ wie Eininger es nennt. Das fällt leichter, weil der Druck deutlich gesunken ist. Im vergangenen Jahr verzeichnete der Landkreis nur noch etwa 900 Neuankömmlinge. Knapp 1 500 leben zurzeit noch in Provisorien und Sammelunterkünften, was einer Auslastung von 70 Prozent entspricht. Damit liegt der Kreis Esslingen nur knapp unter der von der Stuttgarter Regierung geforderten Mindestauslastung von 75 Prozent. Das Problem: Drei Viertel der Menschen, die noch immer in der vorläufigen Unterbringung stecken, sind ohne oder mit geringer Bleibeperspektive.

Im Land macht man trotzdem massiv Druck beim Abbau überschüssiger Plätze. Mehr als 1 100 davon gingen allein im vergangenen Jahr an die Kommunen über, die damit ihrer Pflicht in der Anschlussunterbringung nachkommen konnten. Landratsamts-Sprecher Peter Keck berichtet von „guter Teamarbeit“ und einem immer besser funktionierenden Austausch mit den Städten und Gemeinden, wo im vergangenen Jahr 2 000 Fluchtopfer eine feste Bleibe gefunden haben. 300 weitere stießen im Rahmen des Familiennachzugs zu ihren Angehörigen.

Einige der Sammelunterkünfte, die nicht mehr gebraucht werden, sollen nun anderweitig genutzt werden oder ganz verschwinden. Darunter auch der größte Standort im Kreis Esslingen: Das sogenannte „Bergdorf“ in Hochdorf. Anfang 2016 lebten dort mehr als 250 Menschen. Spätestens im Mai 2020 sollen die Holzhäuser am Ortsrand verschwunden sein. Dann läuft die Sondergenehmigung aus, die damals der Not geschuldet war, denn das Gelände liegt in einem regionalen Grünzug, wo gar nicht hätte gebaut werden dürfen. Die 135 Bewohner, die zurzeit noch dort sind, sollen umquartiert werden. Was mit den Bauten geschehen soll, ist noch unklar. „Zersägt und zerhackt werden sie nicht,“ sagt Landrat Heinz Eininger, der erwartet, dass die Häuser verpflanzt und andernorts als Wohnungen oder Büros weiter genutzt werden.