Kirchheim

Der Hund ist unteilbar

Wolferwartungsland hat ein rundbebrillter Schalk mit gnitzen Äuglein einmal seinen Marsch in Richtung Ministerpräsidentenamt betitelt. Der Feldzug ist - wie man heute weiß - gründlich gescheitert, und auch im Wolferwartungsland erzittert noch niemand vor der Bestie im grauen Pelz. Nicht einmal die Schäfer rund um die Teck, weshalb noch keiner von ihnen auf die Idee kam, sich einen vierbeinigen Leibwächter fürs blökende Wollvieh anzuschaffen. Gott sei Dank, möchte man sagen.

Sogenannte Herdenschutzhunde sind die Antwort von Naturschützern und Schäfern auf die latente Bedrohung im wilden Südwesten. Robuste Tiere mit einem Löwenherz. Ein Pilotprojekt von NABU und Landesschafzuchtverband, das nur einen kleinen Haken hat: Herdenschutzhunde sind, wie der Name schon sagt, Hunde, die nachts bei der Herde sein sollen. Doch eigentlich dürfen sie das gar nicht. Weil der Tierschutz zwischen todesmutigem Reißzahn und gepimptem Zwergpudel nicht unterscheidet, haben die Projektpartner jetzt ein Problem.

Eine Schutzhütte braucht das Tier, mit einem - so der Gesetzgeber wörtlich - schattigen Liegeplatz mit wärmegedämmter Unterlage. Woher nehmen am Wald und auf der Heide, und vor allem: Wer garantiert, dass der derart sanft gebettete Wuff die nächtliche Attacke nicht einfach verpennt? Wozu, fragen sich nun viele, gibt es Ausnahmen von der Regel und Politiker, die solche Kraft Amtes auf den Weg bringen könnten? Nicht mit Peter Hauk, Kretschmanns christdemokratischer Geheimwaffe für den Ländlichen Raum. Der Tierschutz sei unteilbar, sagt der. Wenn andere eine Ausnahme machten, wie etwa die Schweiz, „müssen wir das noch lange nicht“. Punkt. Prompt unken Tierexperten, Hauks starre Haltung gleiche dem Versuch, den Alpen-Steinbock vor dem Abgrund zu schützen.

Die Schäfer können sich jetzt überlegen, ob sie den Hund in der Sänfte zum Jagen tragen oder besser gleich begraben wollen. Vielleicht hülfe zur Abschreckung im Pferch ja auch ein lebensgroßes Porträt vom Minister. Als Schaf im Wolfspelz.