Kirchheim
Der neue Kindergarten kostet sieben Millionen Euro

Neubau Die Stadt Kirchheim will Anfang 2025 neben der Umgehungsstraße eine fünfzügige Kindertageseinrichtung in Betrieb nehmen. Von Andreas Volz

Gewaltig drängt sie, die Zeit: Kirchheim braucht dringend neue Kindergartenplätze – zumal auch noch der Lichtenstein-Kindergarten aufgegeben wird. Auf dem Gelände entsteht der Neubau des Seniorenpflegeheims St. Hedwig. Einen Ersatz haben Stadtverwaltung
 

Günstiger wird es nicht.
Dieter Franz Hoff
zur Entwicklung der Baukosten

und Gemeinderat jetzt gefunden: auf der anderen Seite der Umgehungsstraße. Nördlich der Tannenbergstraße und östlich der Bundesstraße soll der neue Kindergarten entstehen. Geplant ist eine Einrichtung für fünf Gruppen, drei Gruppen für Kinder über drei Jahren und zwei für die Jüngeren.

Der Terminplan ist „sportlich“: Für den Bau sorgen soll ein Generalübernehmer, der ab März 2023 gesucht und im August beauftragt wird. Als Bauzeit sind eineinviertel Jahre vorgesehen, von September 2023 bis Dezember 2024. Um zu gewährleisten, dass ein zweigeschossiges Gebäude in dieser Zeit fertiggestellt werden kann, ist eine Modulbauweise vorgesehen.

Die Herausforderungen enden allerdings nicht beim knappen Zeitplan. Eine weitere Herausforderung stellen die Kosten dar. Stand März 2022 sollen diese bei knapp sieben Millionen Euro liegen. Zu rechnen ist allerdings mit gewaltigen Steigerungen bei den Baukosten, die weit über das gewohnte Maß hinausreichen dürften. Lieferengpässe wegen der Pandemie und wegen des Ukraine-Kriegs sind der eine Grund, steigende Energiepreise, die sich auch auf Bauleistungen auswirken, der andere. „Günstiger wird es nicht“, meinte Dieter Franz Hoff (CDU) im Gemeinderat. Nicht abzusehen ist es zudem, dass die Zeitschiene eingehalten werden kann. Auch darauf könnte sich der Materialmangel massiv auswirken.

Eigentlich sind Verzögerungen nicht vorgesehen. „Schon jetzt fehlen Betreuungsplätze, und der Bedarf steigt weiter“, sagte Grünen-Stadträtin Sabine Lauterwasser. Sie hoffe deshalb, dass sich der Zeitplan erfüllen lässt und dass der neue Kindergarten tatsächlich im Januar 2025 eröffnet werden kann. Die Kosten bezeichnete sie auch ohne künftige Steigerungen bereits als heftig. Bettina Schmauder (Freie Wähler) zweifelte den Nutzen der Kindergartenbedarfsplanung an, was ihre SPD-Kollegin Marianne Gmelin untermauerte. Für Oberbürgermeister Pascal Bader liegt das auch am Wohnbau: „Da müssen wir mit der Infrastruktur nachziehen.“

„Wir brauchen diesen Kindergarten“

Generell fasste Marianne Gmelin zusammen: „Einen solchen Standort, direkt an der Umgehungsstraße, hätten wir vor zehn Jahren sicherlich nicht gewählt.“ Heute sei es gut, den Neubau dort umzusetzen – auch wegen der drängenden Zeit: „Wir brauchen diesen Kindergarten, selbst wenn die Kinder, die jetzt auf einen Platz warten, Anfang 2025 vielleicht schon in der Schule sind.“ Die Stadt müsse folglich auch über Containerlösungen und sonstige Erweiterungen bestehender Kindergärten nachdenken. Als eine zusätzliche Herausforderung nannte sie den Fachkräftemangel.

Auch an dieser Stelle musste der Oberbürgermeister zugeben: „Es ist klar, dass wir noch keine einzige neue Erzieherin haben, nur wenn da ein neuer Kindergarten steht.“ Trotzdem hofft er, dass ein Neubau für attraktive Arbeitsbedingungen sorgen kann, sodass die neue Einrichtung nicht gleich wieder wegen Personalmangels geschlossen werden muss.

Die Anregung von Michael Attinger (Grüne), die Zufahrt für Eltern zum neuen Kindergarten an die Zufahrt zu den neuen Parkplätzen für die Bewohner des Bulkeswegs anzugleichen, um Interessenskonflikte zu vermeiden, wollte Pascal Bader auf jeden Fall aufnehmen: „Das müssen wir uns noch einmal genau anschauen.“ Diese Stellplätze würden zwischen der Umgehungsstraße und dem neuen Kindergarten liegen und für einen räumlichen Puffer sorgen. Der Verkehrslärm als solcher soll die Kindergartenkinder nicht belasten. Dafür sorgen Schallschutzfenster im Westen. Und für die Außenanlagen im Osten wiederum soll das zweistöckige Gebäude selbst als eine Art von Lärmschutzwand dienen.

An einem entscheidenden Punkt hat der Kirchheimer Gemeinderat nicht nur Einmütigkeit beweisen, sondern auch aufs Tempo gedrückt. Zunächst fiel der Grundsatzbeschluss zum Neubau am Standort Bundesstraße/Tannenbergstraße einstimmig ohne Enthaltung. Im Anschluss gab es noch einmal dasselbe Abstimmungsverhalten, als es um den Aufstellungs- und Auslegungsbeschluss des dazugehörigen Bebauungsplans ging.