Kirchheim

Der Notfallpass hilft Leben retten

Aktion Die sozialen Netze aus Kirchheim, Lenningen-Owen und Weilheim verteilen die SOS-Kuverts. Sie sind eine umweltfreundliche und praktische Alternative zu den bisherigen Plastikdosen. Von Anke Kirsammer

Helga Gubo, Monique Kranz-Janssen, Rosemarie Bühler und Gabriele Riecker (von links) halten große Stücke auf den  neuen Notfallp
Helga Gubo, Monique Kranz-Janssen, Rosemarie Bühler und Gabriele Riecker (von links) halten große Stücke auf den neuen Notfallpass. Er ist etwas handlicher als die bisherigen Dosen.Foto: Jean-Luc Jacques

Was vor drei Jahren die Dose, ist jetzt der Notfallpass: Wird wegen eines Schlaganfalls, eines Herzinfarkts oder einer anderen akuten Erkrankung dringend Hilfe benötigt, soll das beiliegende Papier helfen, Leben zu retten. Neben persönlichen Daten und der Auflistung wichtiger Krankheiten, kann man auf dem Faltblatt eintragen, wer der Hausarzt ist, ob man Gerinnungshemmer nimmt oder unter Bluthochdruck leidet. Auch ob eine Patientenverfügung vorliegt, sollte man vermerken, genauso wer informiert werden soll. „Das ist auch für junge Leute wichtig, sagt Gabriele Riecker, Leiterin der Koordinationsstelle des Vereins „Unser Netz“ Lenningen-Owen. Zu der Aktion hat sich der Verein mit „buefet“ in Kirchheim und dem „Sozialen Netz Raum Weilheim“ zusammengeschlossen.

Angestrebt wird eine möglichst flächendeckende Verteilung der Notfallpässe. In Kirchheim, Jesingen und Ötlingen hat die ehrenamtliche „buefet“-Mitarbeiterin Helga Gubo sämtliche Apotheken beliefert. Gabriele Riecker sagt, „wir haben knapp 400 Pässe mit der Weihnachtspost verteilt“. Ehrenamtliche, Fördermitglieder und Menschen, die im „Betreuten Wohnen zu Hause“ leben, wurden damit erreicht. Im Raum Weilheim bekommt man die Dosen in den Apotheken beziehungsweise in den Rathäusern.

„Der Pass ersetzt auf Dauer die Dose“, so lautet die Überzeugung von Gabriele Riecker. Der Clou der weiß-roten Plastikbehälter ist, sie samt Beiblatt ins oberste Fach des Kühlschranks zu stellen. Signalrote Aufkleber an der Innenseite der Haustür und außen am Kühlschrank weisen darauf hin, dass neben eingelegten Gurken und Hartkäse der praktische Helfer zu finden ist. Das Datenblatt des neuen Notfallpasses deckt sich weitgehend mit dem, das bisher in den Dosen steckte.

„Wir haben schon länger auf so einen Notfallpass gewartet“, sagt Rosemarie Bühler, Koordinatorin im „Sozialen Netz“. „Viele haben gesagt, es fehlt etwas zum Mitnehmen.“ Der ins Auge stechende rot-weiße Umschlag eignet sich auch für die Handtasche, den Rucksack oder das Handschuhfach im Auto. Damit er von Rettungskräften gefunden wird, ist es wichtig, den zugehörigen Aufkleber außen an der Klappe anzubringen. Wer am Kühlschrank festhalten will, kann das tun. Da der Pass beschichtet ist, eignet er sich wie das Vorgängermodell aus Kunststoff ebenfalls für den kuriosen Aufbewahrungsort.

Mussten vor drei Jahren noch die Rettungsleitstellen über die Notfalldosen informiert werden, so sind sie laut „buefet“-Geschäftsführerin Monique Kranz-Janssen inzwischen bekannt. Sie ist überzeugt, dass die Dosen der „Türöffner“ zu den Notfallpässen sind. Auch die Aufmachung mit dem weißen SOS-Schriftzug auf rotem Grund ist dieselbe. „Die Daten zur Hand zu haben, wenn man unter Schock steht, hilft“, betont Monique Kranz-Janssen. In Ausnahmesituationen falle einem unter Umständen selbst die Telefonnummer der Tochter nicht ein.

Rosemarie Riecker betont, der praktische Helfer habe sich in den vergangenen Jahren etabliert. „Ich erlebe öfter, dass der Notdienst automatisch nach der Dose guckt.“ Wichtig sei jedoch, das Datenblatt in regelmäßigen Abständen zu aktualisieren. Ratsam ist auch, darauf dringend benötigte Hilfsmittel zu vermerken. Monique Kranz-Janssen erzählt vom Fall eines Mannes, der schlecht Deutsch sprach und morgens beim Zeitungholen zusammengebrochen war. „Ohne Brille und Gebiss war er im Krankenhaus aufgeschmissen. Er konnte so weder lesen noch schreiben und sich kaum verständlich machen.“

Notfallpass der drei Netze - Die drei Netze in Lenningen, Weilheim und Kirchheim stellen ihren Notfallpass vor
Notfallpass der drei Netze - Die drei Netze in Lenningen, Weilheim und Kirchheim stellen ihren Notfallpass vor