Mit dem Ende der vierten Klasse folgt nicht nur ein neuer Lebensabschnitt für die Kinder, sondern auch die Qual der Wahl für die Eltern. Denn sie müssen nun eine Entscheidung treffen, die das Leben ihrer Kinder bestimmt: Gymnasium, Real- oder Hauptschule? Eigentlich will man ja nur das Beste für sein Kind, es nicht überfordern, aber auch nicht unterfordern.
„Gymnasium - das schafft mein Kind doch locker“, denken da wohl viele Eltern. Aber die Realität sieht leider ganz oft ganz anders aus. Viele Kinder werden auf Schulen geschickt, in denen sie einfach nicht mitkommen und auf der Strecke bleiben. Eine neue Regelung soll die Eltern in ihrer Wahl der weiterführenden Schule stärker beeinflussen und Schulen mehr Infos über ihre neuen Schützlinge geben.
Empfehlung der Schule vorlegen
Eltern können für ihre Kinder selbst entscheiden, auf welche weiterführende Schule sie gehen. So ist es seit circa fünf Jahren. Doch bald soll sich etwas ändern: Die Empfehlung, die der Grundschullehrer dem Kind mit auf den Weg gibt, muss künftig bei der Anmeldung vorgelegt werden. Die Weichen für diese Gesetzesänderung hat die grün-schwarze Landesregierung im November gestellt. Ab dem Schuljahr 2018 soll sie in Kraft treten.
Passt es oder passt es nicht?
„Wir haben bisher nie etwas von den Empfehlungen mitbekommen,“ sagt Georg Braun, Schulleiter des Ludwig-Uhland-Gymnasiums in Kirchheim. Dass sich das bald ändert, freut ihn, denn „im Moment ist es oft so, dass wir erst innerhalb des Schuljahres merken, ob die Wahl des Gymnasiums für das Kind passt oder nicht.“ Wenn die Grundschulempfehlung aber vorab dem Rektor vorliegt, kann er mit den Eltern und dem Schüler in Kontakt treten, um über die beste Lösung für das Kind zu sprechen.
Die weiterführende Schule kann ein Kind aber nicht wegen einer „falschen“ Empfehlung ablehnen. „Wenn ein Kind eine Realschulempfehlung hat, aber sich für das Gymnasium anmeldet, ist es seine Entscheidung oder die der Eltern“, sagt Schulleiter Georg Braun. Beratungsangebote sollen helfen, den richtigen Weg zu finden. „Außerdem gibt es zusätzliche Tests, um festzustellen, auf was für eine Schule das Kind gehört“, erklärt Rektor Braun. Denn auch ihm ist bewusst, dass manchmal Eltern mit der Wahl der weiterführenden Schule überfordert sind.
Die Eltern der Viertklässler entscheiden sich laut Lucia Heffner, Rektorin des Schlossgymnasiums, in den meisten Fällen verantwortungsvoll. „Doch manchmal lassen sie auch ihre Kinder entscheiden“, sagt Lucia Heffner. In solchen Fällen wünscht sie sich die verbindliche Empfehlung zurück: „Die Grundschullehrer haben einen guten Blick. Sie können beurteilen, wo ein Kind am besten aufgehoben ist.“ Doch die Rektorin des Schlossgymnasiums fügt hinzu: „Aber Grundschullehrer sind natürlich keine Götter.“
Kinder brauchen Erfolgserlebnis
Wie Lucia Heffner betont, unterrichtet man im Gymnasium auf sogenanntem erweiterten Niveau. „Die Schüler müssen dem gewachsen sein“, erklärt sie. Am besten sei es, wenn Kinder sich in ihren individuellen Fähigkeiten entwickeln. „Sie sollten auch einige Erfolgserlebnisse haben und nicht nur Sechser kassieren“, erklärt Rektorin Heffner.
Merkt ein Schüler, dass der Anspruch auf dem Gymnasium zu hoch für ihn ist, bleibt ihm nichts anderes übrig, als auf die Realschule zu wechseln. Doch auch hier gibt es Tücken. Die Rektorin des Schlossgymnasiums weiß: „Wenn die Realschulen in der Umgebung voll sind, wird es schwierig.“ Wünschen kann dann oft nicht nachgegangen werden, und auch Absagen sind keine Seltenheit. Rektor Georg Braun sagt: „Der Schüler muss dann auf die Schule gehen, in der es noch genügend Platz gibt.“
Noten nicht ausschlaggebend
Was die Noten und ihre Bedeutung betrifft, sind die beiden Rektoren geteilter Meinung. Für Georg Braun sind Noten nur ein Kriterium von vielen. „Es ist auch wichtig, dass die Eltern sich ein Bild von dem Lernverhalten ihrer Kinder machen“, betont der Rektor des Lugs. Der Notenschnitt und die Einschätzung der Eltern sind laut ihm eine gute Basis, um die weiterführende Schule auszusuchen. Für Lucia Heffner ist klar: „Wenn ein Kind nicht für das Gymnasium eingestuft ist, dann wird es einen schweren Schulalltag haben.“ Der Notenschnitt sei ein wichtiges Kriterium, an dem sich Eltern orientieren können.